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Märkte: EU-US Zollkonflikt schürt Risikoaversion

26.05.2025  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,1407 (05:42 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1298 im europäischen-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 142,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,55. EUR-CHF oszilliert bei 0,9360.


Märkte: EU-US Zollkonflikt schürt Risikoaversion

An den Finanzmärkten ergab sich am Freitag nach der Verkündung von 50% Zöllen auf EU-Importe aus der EU in die USA per 1. Juni 2025 eine starke Zunahme der Risikoaversion. Insbesondere europäische Aktienmärkte kamen unter Druck. Der USD verlor an Boden, Gold und Silber reüssierten, Bitcoin bewegt sich weiter unweit der historischen Höchstmarken. Am Sonntag wurde die Situation durch Trump entspannt. Das Zeitfenster für Verhandlungen wurde bis zum 9. Juli verlängert. Dieser Termin entspricht den Vereinbarungen zwischen USA und EU per April.

Exkurs zu Handelskonflikten: Die USA sehen sich gezwungen zu handeln. Es gibt eine Konstante seit 2013 bis heute über die Präsidentschaften Obama (Beginn der Zerstörung der WTO-Schiedsgerichte), Trump I (Abschluss der Zerstörung der WTO-Schiedsgerichte), Biden (nicht WTO konformes IRA-Programm) und nun Trump II (nicht WTO konforme Zollpolitik), die weder medial noch politisch beleuchtet wird: Man bereitet die USA auf eine multilateralere Welt vor. Das erlaubt den USA zukünftig nicht mehr Außenhandelsdefizite und Staatsdefizite nach Gutsherrenart. Um die Außenhandelsdefizite zu reduzieren, bedarf es einer Verstärkung der US-Industrie.

Verstärkung der Industrie generiert Steuersubstrat, das hilft, Haushaltsdefizite zu reduzieren. Die Länder und Regionen mit den stärksten Außenhandelsüberschüssen, China und die EU stehen von daher im primären Fokus der USA, um den Reallokationsprozess in die USA zu gewährleisten.

Die USA haben weniger tarifäre und nicht tarifäre Hemmnisse als beispielsweise die EU und Japan. In einer Welt, in der sukzessive der Leitwährungsstatus des USD erodiert und damit die Möglichkeit, Defizite ohne Folgen anzuhäufen, können sich die USA diese Akzeptanz des Ungleichgewichts der Handelsbedingungen nicht länger leisten.

Fazit: Die EU ist gut beraten, den dargestellten Kontext in den Gesprächen zu berücksichtigen. Nicht mehr, sondern weniger Zölle als vor dem 2. April 2025 müssen das Ziel sein (level playing field, siehe UK-Deal). Es gilt, in der EU zu begreifen, dass die USA den Leistungscharakter des Landes massiv durch Steuersenkungen, Entbürokratisierung und aktive Energiepolitik (Ausweitung des Angebots, günstige Energie) optimieren. Reagieren wir nicht angemessen durch eigene Reformen zur Leistungsertüchtigung nehmen ökonomischen Erosionsrisiken markant zu!

Aktienmärkte: Late Dax -1,77%, EuroStoxx 50 -1,90%, S&P 500 -0,67%, Dow Jones -0,61%, NASDAQ 100 -0,93%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:53 Uhr: Nikkei (Japan) +0,59%, CSI 300 (China) -0,73%, Hangseng (Hongkong) -0,98%, Sensex (Indien) +0,74% und Kospi (Südkorea) +1,26%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,57% (Vortag 2,64%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,55% (Vortag 4,53%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (+0,0095) legte im Tagesvergleich gegenüber dem USD zu. Gold (+47,00 USD) und Silber (+0,33 USD) gewannen gegenüber dem USD an Boden. Der Bitcoin notiert bei 109.670 USD (05:55 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 1.430 USD.


Deutschland: Exporterwartungen aufgehellt, aber "old news"!

Der Index der IFO-Exporterwartungen hat sich im Mai deutlich von -9,4 auf -3,0 Punkte verbessert. Die Beruhigung im Zollkonflikt habe die Exporteure aufatmen lassen, so Klaus Wohlrabe, Leiter der IIFO-Umfragen. Vorsicht sei jedoch geboten, denn es gebe weiterhin keine grundsätzliche Einigung zwischen den USA und der EU mit Blick auf die Höhe der Zölle. Deutlich gestiegen sind die Exporterwartungen im Maschinenbau sowie in der Automobil- und in der Elektroindustrie.

Hier gehen die Firmen nun nicht mehr von einem Rückgang der Exporte aus. In der metallverarbeitenden Industrie hat sich dagegen wenig verändert: Hier rechnen die Unternehmen weiter überwiegend mit einer Verringerung der Exporte. Die Chemische Industrie profitiert derzeit nicht von der Entspannung im Handelskonflikt, dort sind die Exporterwartungen gesunken. Die Getränkehersteller rechnen weiterhin mit steigenden Exporten. Auch die Nahrungsmittelindustrie erwartet mehr Bestellungen aus dem Ausland.

Kommentar: Diese Entwicklung war positiv. Bezüglich der aktuellen Wendungen (50% US-Zölle ab 9. Juli) sind es aber "alte Nachrichten" ohne Relevanz. Die Chance, dass Verhandlungen zu einem milderen Zollergebnis führen werden, sind dennoch substantiell (Beispiel China).

Auch wenn nachfolgende Äußerung zum jetzigen Zeitpunkt steil klingen mag, so ist sie dennoch beachtenswert. Es ist nicht auszuschließen, dass die Summe aller Zölle auf globaler Ebene nach den Handelsabkommen (3. Quartal) geringer ausfällt als vor dem 2. April 2025 (siehe UK-Deal). Das wäre für die globale Wirtschaft eine Kosten- und Bürokratieersparnis, die das globale Potentialwachstum positiv beeinflussen würde. Aber da sind wir noch nicht ...




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