1970er, 2000er, 2020er…: Ein Déjà-vu in zwei Akten – zweiter Akt
16.07.2025 | Ronald Peter Stöferle

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Goldminenaktien gelten als volatilere Hebelvariante des Goldpreises mit teils spektakulären Ausschlägen. In den 1970er-Jahren legten Goldminenaktien in der ersten Dekadenhälfte über 35% pro Jahr zu, verloren der zweiten Hälfte jedoch stark an Dynamik. Auch in den 2000er-Jahren war die erste Hälfte mit einem jährlichen Zugewinn von knapp 24% wesentlich stärker als die zweite. Die 2020er-Jahre scheinen dieses Muster zunächst zu brechen: Nach einer enttäuschenden ersten Hälfte mit einem durchschnittlichen Jahresplus von gerade einmal 3,25% verzeichnet der Minensektor aktuell ein Comeback mit einem annualisierten Plus von knapp 80% in der zweiten Dekadenhälfte.Rohstoffe zeigen ein stark zyklisch geprägtes Bild. In den 1970er-Jahren brillierten sie in der ersten Hälfte mit einem jährlichen Plus von mehr als 36%, getragen von Ölpreisschocks und inflationärem Druck. In den 2000er-Jahren war die Entwicklung insgesamt schwächer, wobei die zweite Hälfte durch die Weltfinanzkrise 2007/08 sogar negativ ausfiel und den Rohstoffsuperzyklus jäh beendete. In den 2020er-Jahren verlief die erste Hälfte bislang eher verhalten. Die zweite Hälfte begann – bedingt durch den Trump-Schock – mit fast -4% mit einem Rücksetzer.
Das neue 60/40-Portfolio stellt das alte 60/40-Portfolio in den Schatten
Die historische Analyse der vergangenen Bullenmärkte belegt eindrücklich: Gold, Silber, Minenaktien und Rohstoffe erweisen sich in fragilen makroökonomischen und geopolitischen Phasen als besonders widerstandsfähig. Aus dieser Erkenntnis heraus haben wir im vergangenen Jahr im In Gold We Trust-Report "Das neue Gold-Playbook" ein weiterentwickeltes 60/40-Portfolio als moderne, robuster strukturierte Alternative zum traditionellen Modell vorgestellt. Ziel war es, den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen und eine zeitgemäße Allokationsstrategie zu skizzieren.
Im Gegensatz zur traditionellen Aufteilung von 60% Aktien und 40% Anleihen berücksichtigt das neue Modell bewusst die veränderte Risikolandschaft und erweitert den Allokationsrahmen um liquide, alternative Vermögenswerte, die nicht beliebig inflationierbar sind: 45% Aktien, 15% Anleihen, 15% Sicherheitsgold, 10% Performance-Gold, d. h. Silber und Minenaktien, 10% Rohstoffe sowie 5% Bitcoin.
Wie sich diese Neugewichtung in der Praxis seit der Veröffentlichung des letztjährigen In Gold We Trust-Reports bewährt hat, zeigt ein Blick auf die Performance der letzten zwölf Monate im Vergleich zum klassischen 60/40-Portfolio.
Der Vergleich der beiden Portfolios über den Zeitraum von Mai 2024 bis Juni 2025 zeigt: Das neue 60/40-Portfolio konnte sich über weite Strecken deutlich besser entwickeln als das klassische Pendant. Nach einem anfänglich verhaltenen Start nahm die Performance des neuen 60/40-Portfolios spürbar an Fahrt auf. Während das klassische 60/40-Portfolio im weiteren Jahresverlauf zunehmend unter Druck geriet, blieb das neue Modell deutlich stabiler und resilienter, insbesondere in den volatilen Marktphasen im laufenden Jahr.

Der über den Betrachtungszeitraum hinweg entstandene Performancevorsprung untermauert die These, dass eine moderne Portfolioarchitektur, die auf Sound-Money-Komponenten und inflationsresiliente Vermögenswerte setzt, dem traditionellen Modell überlegen ist, sowohl im Hinblick auf Stabilität als auch auf Renditepotenzial. Während Gold bereits neue Allzeithochs markiert hat, bewegen sich Silber und Minenaktien noch im Windschatten. Erfahrungsgemäß holen diese jedoch in der späten Zyklusphase auf, was zusätzliches Aufholpotenzial bei Performance-Gold mit sich bringt.
Fazit
Seit der endgültigen Loslösung des internationalen Währungssystems von Gold mit der Schließung des Goldfensters am 15. August 1971 durch US-Präsident Richard Nixon hat Gold zwei goldene Dekaden mit fulminanten Goldpreisanstiegen verbuchen können:
Nach den bisherigen beiden goldenen Dekaden, den 1970er- und die 2000er-Jahren, befinden wir uns nun mitten in der dritten goldenen Dekade. Rücksetzer und längere Durchschnaufpausen sind in einem säkularen Bullenmarkt nicht auszuschließen, für die langfristige Entwicklung sogar vorteilhaft. Derartige Phasen eignen sich für Nachkäufe. Denn fundamental spricht vieles dafür, dass die 2020er-Jahre neuerlich eine goldene Dekade werden, nicht nur eine goldene Halbdekade.
Vor diesem Hintergrund bleibt das im Vorjahr vorgestellte neue 60/40-Portfolio nicht nur aktuell, sondern erweist sich als strategisch durchdachte Antwort auf die Anforderungen eines zunehmend komplexen Marktumfelds. Es vereint Sound-Money-Prinzipien und reflektiert jene Erkenntnis, die sich durch alle Bullenmärkte zieht, denn das historische Muster legt nahe: Die erste Hälfte baut auf, die zweite eskaliert und der Vorhang fällt schließlich mitten im Applaus.
© Ronald Peter Stöferle
Incrementum AG