Fed-Notenbankerin: Inflations-Effekt von Zöllen erst im Herbst absehbar
16.07.2025 | Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,1611 (05:40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1594 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 172,94. EUR-CHF oszilliert bei 0,9310.Märkte: Orientierungssuche und Unentschlossenheit
Die Finanzmärkte liefern ein Bild der Unentschlossenheit und der Orientierungssuche. Das ist ob der mannigfaltigen Risikocluster in den Handels- und Zollkonflikten als auch bezüglich der geopolitischen Lage verständlich. Bezüglich der Bewertung des USD stellt sich etwas mehr Realitätssinn ein. EUR und JPY gaben gegenüber dem USD ab.
Exkurs: Die "Herrenart" der USA im Umgang mit dem Rest der Welt (nicht erst seit Trump!) wirft Fragen über das Selbstverständnis des Rests der Welt auf. Ein derart unzuverlässiger "Partner" ist kein Partner, sondern ein latentes Risiko. Die Abhängigkeit von den USA (u.a. Energie; IT, KI etc.), in die sich Europa in den letzten Jahren freiwillig begab, war und ist riskant, Wenige Stimmen warnten zur rechten Zeit, aber es ist nie zu spät für Erkenntnisgewinne!
Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte unterstützende Akzente. Die von dem ZEW befragten Börsenprofis sind deutlich besser gelaunt, als von Marktauguren unterstellt. Die europäische Industrieproduktion lieferte eine unerwartet starke Performance. In New York explodierte die Stimmung förmlich. Es kam zu einem Indexanstieg um 21,5 Punkte. Das passiert nicht häufig. Zusätzlich unterstützte, dass der US-Verbraucherpreisanstieg den Erwartungen entsprach und die Kernrate der Verbraucherpreise sogar etwas geringer ausfiel, als von Marktteilnehmern zuvor unterstellt.
Aktienmärkte: Late Dax -0,73%, EuroStoxx 50 -0,46%, S&P 500 -0,40%, Dow Jones -0,98%, NASDAQ 100 +0,13%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:50 Uhr: Nikkei (Japan) -0,03%, CSI 300 (China) -0,27%, Hangseng (Hongkong) +0,32%, Sensex (Indien) +0,28% und Kospi (Südkorea) -0,61%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,72% (Vortag 2,73%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,48% (Vortag 4,44%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0065) schwächte sich im Tagesvergleich gegenüber dem USD ab. Gold (-22,00 USD) und Silber (-0,30 USD) verloren gegenüber dem USD an Boden. Der Bitcoin notiert bei 117.450 USD (05:52 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 200 USD.
Fed-Notenbankerin: Inflations-Effekt von Zöllen erst im Herbst absehbar
Die Chefin der Notenbank von Dallas rechnet erst im Herbst mit Klarheit über die Auswirkungen von Zöllen auf die Inflation. Man werde die Daten im Laufe des Sommers und bis in den Herbst hinein beobachten, bevor man sie wirklich einschätzen könne, wie sie sich auf das allgemeine Preisniveau auswirken würden, so Lorie Logan bei einer Veranstaltung des World Affairs Council of San Antonio. Viele Unternehmen warteten ab, wie hoch die Zölle letztlich ausfielen, bevor sie die zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weitergäben.
Die Präsidentin des Fed-Ablegers von Dallas hat sich gegen den politischen Druck von Präsident Trump gestellt und eine Beibehaltung der aktuellen Zinspolitik signalisiert. Ihr Basisszenario ist, dass man die Zinsen für einige Zeit leicht restriktiv halten müsse, um die Inflation nachhaltig auf das 2%-Ziel zurückzuführen. Damit stellt sie sich gegen Trump, der Fed-Chef Powell seit Monaten scharf für dessen Zinspolitik kritisiert und jetzt seinen Finanzminister Bessent als möglichen Nachfolger ins Spiel brachte.
Kommentar: Diese Einlassung klingt zunächst weise und nachvollziehbar, die Betonung liegt auf "zunächst".
Sie lässt jedoch aus, dass sich durch die Verweigerung der Zinssenkungen ein positiver Realzins (Leitzins abzüglich der Inflationsrate) von rund 1,7% am Geldmarkt und von rund 2% am Kapitalmarkt eingestellt hat. Das sind historisch als auch im relativen Vergleich zu anderen Regionen des Westens repressive Realzinsniveaus.
Mehr noch handelt es sich bei dem Zollimpakt, sollte er sich dann einstellen, nicht um endogene Inflationstreiber, sondern um eine einmalige Verschiebung der Preisniveaus, die politischer Natur ist, also exogener Spielart. Die Verteuerung wirkte bremsend auf die Wirtschaft, weiter repressive Maßnahmen der Notenbank verschlimmerten das Bild.
Man weiß in der Fed sehr genau, dass der primäre Inflationsimpuls durch Zölle nach 12 Monaten aus der Statistik fällt (Basiseffekt, Unterschied zu der Qualität der endogenen Inflation, die sich aus der Ökonomie selbst ergibt).
Ergo, was zunächst weise und nachvollziehbar klingt, muss es ultimativ nicht sein.