Bitcoin – Altcoin-Saison statt Sommerflaute
24.07.2025 | Florian Grummes

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Die Fragmentierung der WeltwirtschaftSchon seit Jahren spaltet sich die Weltwirtschaft aufgrund der geopolitischen Spannungen, Handelskriege und wirtschaftspolitische Interessenkonflikte zunehmend in wirtschaftliche Blöcke auf. Anstelle einer global vernetzten Wirtschaft entstehen regionale Handelssphären, die weniger miteinander handeln und sich teilweise kriegerisch bzw. zumindest argwöhnisch gegenüberstehen. Diese Fragmentierung zeigt sich beispielsweise am Kampf um die Kontrolle über kritische Ressourcen wie seltene Erden und Öl. Viele Länder nutzen ihre Ressourcen zunehmend als geopolitische Waffen, was die globale Wirtschaft anfälliger für Schocks macht.
Geopolitik und das internationale Währungssystem
Schon seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise haben sich die globalen Kapitalströme aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten sowie den westlichen Sanktionen dramatisch verändert. Der Prozess intensiviert sich, denn immer mehr Länder hinterfragen die Dominanz des US-Dollar und prüfen Alternativen wie diversifizierte Zentralbankreserven, regionale Abkommen oder staatliche digitale Währungen (CBDCs). Stablecoins und tokenisierte Assets bieten Staaten neue Möglichkeiten, unabhängig von westlichen Zahlungsinfrastrukturen zu agieren. Für Bitcoin bedeutet dies sowohl Konkurrenz durch CBDCs als auch einen Attraktivitätsgewinn als neutrale Reserve und Wertspeicher.
Bitcoin und Gold: Sichere Häfen in unsicheren Zeiten
Angesichts der Unsicherheiten in der traditionellen Finanzwelt gewinnen Bitcoin und Gold nicht überraschend weiter an Bedeutung. Die Ära des „leichten Geldes“ ist vorbei, Anleihen bieten negative reale Renditen, und der US-Dollar verliert an Wert. Bitcoin, Gold, Schweizer Aktien und reale Vermögenswerte werden als Schutz vor Inflation und Wertspeicher immer gefragter. Trotz null Zinsen bleibt die Schweiz dank einem starken Franken und sicheren Kapitalzuflüssen ein stabiler Anker für Anleger.
Japan: Warnsignale aus dem Anleihenmarkt
Der japanische Anleihenmarkt hingegen zeigt alarmierende Signale. Die Renditen für 30-jährige Staatsanleihen sind auf ein Rekordhoch von 3,17 % gestiegen, während 40-jährige Anleihen bei 3,52 % liegen. Dies könnte auf ein erneutes Abwickeln des Carry-Trades hindeuten, was die globale Finanzstabilität gefährdet und die Aktienmärkte anfällig macht.
Michael Saylor und MicroStrategy: Ein riskantes Modell
Währenddessen hat Michael Saylor dank neuen Anleihen und Vorziehungsaktien den Bitcoin-Bestand von MicroStrategy auf 597.325 BTC (Wert: 65 Mrd. USD) ausgebaut und sitzt auf unrealisierten Gewinnen in Höhe von ca. 30 Mrd. USD. Auch wenn man ihn für seine Vorreiterrolle bewundern kann, ähnelt das Ganze doch immer mehr einem Ponzi-System, denn letztlich finanzieren die neuen Kapitalzuflüsse die bestehenden Zahlungsverpflichtungen und setzen Anleger einem hohen Volatilitätsrisiko aus.
Trumps Krypto-Revolution
Noch allerdings spielt die Musik und Trumps geplanter Erlass, 401(k)-Altersvorsorgepläne für Investitionen in Kryptowährungen, Gold und Private Equity zu öffnen, könnte einen Zustrom von 90 Mrd. USD (1 % von 9 Bio. USD) in den Bitcoin auslösen. Dies könnte den Bitcoin-Preis nochmals deutlich in die Höhe treiben. Schon die Verabschiedung der GENIUS-, CLARITY- und Anti-CBDC-Gesetze markiert einen Wendepunkt für Kryptowährungen in den USA. Der GENIUS Act schafft einen Rahmen für Stablecoins, der CLARITY Act klärt regulatorische Zuständigkeiten, und der Anti-CBDC Act verbietet Überwachungswährungen. Diese Gesetze fördern Klarheit und Unterstützung für die Krypto-Industrie.
Tether und Stablecoins
Außerdem stärkt der GENIUS Act Tether (USDT), das rund 62 % des 260 Mrd. USD Stablecoin-Marktes ausmacht. Mit monatlichen Transaktionsvolumen von über 1 Bio. USD ist Tether ein zentraler und essentieller Akteur. Eine regulatorische Prüfung könnte die Abhängigkeit von intransparenten Stablecoins verringern und den Markt hin zu regulierten Alternativen lenken.
Quantencomputing: Eine Bedrohung für Bitcoin?
Gleichzeitig steht die technologische Zukunftssicherheit von Bitcoin angesichts von Quantencomputing in Frage. Bitcoins Kryptografie basiert auf ECDSA, einem seit über einem Jahrzehnt etablierten Verfahren. Quantensichere Algorithmen wurden noch nicht implementiert, und die dezentrale Struktur von Bitcoin erschwert schnelle Upgrades. Die langsame Konsensfindung in der Community, wie in den „Block Size Wars“ sichtbar, wirft Fragen auf, ob Bitcoin rechtzeitig auf neue Bedrohungen reagieren kann.
Langfristige Perspektive
Trotz dieser Herausforderungen bleibt Bitcoins langfristige Perspektive positiv. Als unabhängige, demokratisch entwickelte Plattform ist Bitcoin für viele eine Alternative zu staatlich kontrollierten Geldsystemen. Sollte das Netzwerk technologisch gegen Bedrohungen wie Quantencomputer gerüstet werden, sind Preisniveaus im siebenstelligen Bereich in den nächsten zehn Jahren durchaus denkbar.
US und VAE sind die neuen Krypto-Hubs
Die USA und die VAE etablieren sich als führende Krypto-Zentren, während Europa mit der zögerlichen MiCA-Regulierung zurückfällt. Die Kombination aus pro-Krypto-Gesetzgebung in den USA und innovationsfreundlicher Politik in Dubai macht diese Länder attraktiv für Investoren und Entwickler.
Fazit: Paradigmenwechsel in der globalen Wirtschaft
Die Weltwirtschaft als auch die Anleger weltweit stehen vor beispiellosen Herausforderungen: Stagflation, Handelskriege, Schuldenkrise, De-Dollarisierung, künstliche Intelligenz und geopolitische Unsicherheiten. US-Finanzminister Scott Bessents erklärtes Ziel ist es, das nominale BIP der USA so schnell wie möglich wachsen zu lassen und gleichzeitig so viel Inflation wie möglich in Finanzanlagen, einschließlich Staatsanleihen, zu drücken. Dies wird zwar die Vermögensungleichheit verschärfen, ist aber wahrscheinlich der einzige Weg, die Lebensdauer des aktuellen Finanzsystems zu verlängern.
Bitcoin profitiert von diesem Vorgehen erheblich und wird von sinkenden Realzinsen, geopolitischer Fragmentierung und technologischen Innovationen unterstützt. Trumps Krypto-freundliche Politik und die neuen US-Gesetze könnten Bitcoin aber in eine neue Ära führen, während traditionelle Finanzsysteme an ihre Grenzen stoßen. Technologischen Risiken wie das Quantencomputing als auch das Problem der völligen Transparenz bleiben davon jedoch unberührt. Anleger sollten daher reale Vermögenswerte wie Bitcoin und Gold parallel halten, aber vorsichtig bei überhebelten Produkten wie denen von MicroStrategy bleiben.
7. Fazit: Bitcoin - Altcoin-Saison statt Sommerflaute
Im Sommer 2025 prägt eine starke bullische Dynamik sowohl den Krypto-Sektor als auch die globalen Finanzmärkte. Während der Bitcoin nach seinem Allzeithoch von 123.236 USD am 14. Juli leicht konsolidiert, erleben Altcoins wie Solana, Ethereum, XRP und Dogecoin deutliche Kursanstiege, was eine ausgewachsene Altcoin-Saison signalisiert. Parallel dazu schwappt eine Welle neuer Krypto-IPOs über die Aktienmärkte, getrieben von zunehmender Risikobereitschaft und euphorischer Stimmung unter den Investoren.
Ähnliche Entwicklungen zeigen sich im Edelmetallsektor: Der Silberpreis steigt kräftig, und spekulative Explorationsaktien verzeichnen Kurs-Explosionen. Eilig angesetzte Finanzierungsrunden (Private Placements) wurden deutlich ausgeweitet oder gar verdoppelt, was auf üppige Liquidität und hohe Investitionsbereitschaft hindeutet.
In diesem Umfeld ist es ratsam, die Dynamik der bullischen Marktbewegung nicht zu unterschätzen. Keinesfalls darf man sich der herantrappelnden Bullenherde in den Weg stellen! Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Übertreibung ist derzeit deutlich größer als ein abruptes Ende der Rallye. Dennoch senden die Altcoin-Saison und die Silber-Rally klare Warnsignale, denn sowohl Altcoins als auch Silber stürmen immer erst am Ende eines Aufwärtszyklus die Tanzfläche.
Gegen Sommerende (z.B. Jackson Hole Economic Symposium 21. bis 23. August) oder im Herbst könnte daher eine spürbare und empfindsame Korrektur drohen, sobald der US-Dollar zur Erholung ansetzt. Da die US-Wirtschaftsdaten zuletzt eher positiv überrascht haben, könnten die Fantasien von niedrigeren Zinsen vorerst unbegründet bleiben. Die US-Wirtschaft müsste deutlich schwächer werden, damit Fed-Chef Jay Powell die Zinsen senkt. Der völlig überverkaufte US-Dollar würde in diesem Szenario zumindest eine technische Erholung/Gegenbewegung starten und für eine Pause bei der „Risk-On-Party“ sorgen…
Wer kurzfristig noch für ein paar Tage oder Wochen bei der Party mitmachen möchte, kann möglicherweise enorme Kursgewinne verbuchen. Mittel- bis langfristige Investments verbieten sich in diesem Umfeld jedoch. Wir empfehlen stattdessen schrittweise Gewinn-Mitnahmen, um auf mögliche Rücksetzer vorbereitet zu sein.
© Florian Grummes
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