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IWF-Verkäufe belasten Goldpreis

09.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Rohöl der Sorte WTI gab im gestrigen Handel leicht nach und notiert aktuell bei 108,5 Dollar je Barrel. Für Ernüchterung sorgte zum einen ein im Handelsverlauf etwas festerer Dollar, zum anderen der „Short term Outlook“ der Energy Information Administration. Belastend waren vor allem die Aussichten für die Benzinnachfrage, die nach Einschätzung der EIA im zweiten und dritten Quartal um 0,4 Mio Barrel pro Tag niedriger sein wird als im Vorjahr.

Ein schwächeres Wachstum der Realeinkommen, aber auch die hohen Benzinpreise würden dazu beitragen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in den USA Benzin immer mehr Ethanol beigemischt wird. Im laufenden Jahr dürfte der Anteil auf 6,2% steigen, nach 4,8% im Vorjahr. Dadurch sinkt die Energieeffizienz des Benzins. Der Rückgang der Benzinnachfrage würde also ansonsten noch stärker ausfallen. Die höhere Beimischung von Ethanol bedeutet aber zugleich, dass in den heimischen Raffinerien die Produktion deutlich stärker fallen wird. Die EIA rechnet mit einem Rückgang um täglich 150 Tsd Fass.

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Doch abgesehen von den Entwicklungen am Benzinmarkt schätzt die EIA die Lage am Ölmarkt als nach wie angespannt ein. Die Prognose für die Angebotsausweitung außerhalb der OPEC wurde erneut zurückgenommen und man rechnet erst in der zweiten Jahreshälfte mit signifikanten Produktionssteigerungen. Die Lagerbestände in den OECD Ländern werden trotz des überdurchschnittlichen Niveaus als zu niedrig eingestuft.

Heute Nachmittag werden die Lagerbestandsdaten für die USA bekanntgegeben. Nach der überraschend starken Zunahme der Rohölvorräte um 7,3 Mio Barrel in der Vorwoche rechnet der Konsens mit einem leichten Anstieg um 2,5 Mio. Bei den Benzinvorräten wird ein Rückgang um 2,5 Mio Barrel, bei Mitteldestillaten ein Abbau um 1,5 Mio Barrel erwartet. Von großem Interesse ist auch die Auslastung der Kapazitäten, die im Vorfeld der Reisezeit wieder anziehen sollte. Sollten die Lager erneut stark aufgebaut worden sein, könnte dies den Ölpreisanstieg vorerst stoppen. Sollten die Zahlen dagegen negativ überraschen, könnte der Preis schon recht bald die jüngsten Allzeithochs testen.


Edelmetalle

Gold gab gestern die Gewinne des Vortags wieder ab und gerät heute morgen unter weiteren Abwärtsdruck. Es notiert aktuell knapp über 900 Dollar je Unze. Die wieder in den Fokus gerückten Pläne des IWF, in den nächsten Jahren 403 Tonnen Gold zu verkaufen, dämpfen die Phantasie. Die Verkäufe, die zunächst durch den US Kongress genehmigt werden müssen - wobei das Finanzministerium bereits Zustimmung signalisiert hat -, werden im Rahmen des CBGA Abkommens stattfinden. Dies macht zwar anders als in den Vorjahren die volle Ausnutzung der jährlichen Verkaufslimits von 500 Tonnen wahrscheinlich, dürfte aber den Markt nicht sonderlich belasten, zumal die Nachfrage seitens der Anleger stark bleibt. Außerdem wird berichtet, dass der physische Markt in Asien wieder lebhafter wird, nachdem er Ende 2007 /Anfang 2008 eingebrochen war.

Platin fällt auf die psychologisch wichtige Marke von 2000 Dollar je Unze zurück. Die NYMEX gab bekannt, die Einschüsse für Platin abermals zu erhöhen. GFMS schätzt in seiner jüngsten Monatspublikation, dass sich das Marktdefizit aufgrund der Produktionsausfälle in Südafrika im laufenden Jahr auf 430 bis 450 Tsd. Unzen belaufen wierd, was einer Nachfrage von 3½ Wochen entspäche. Angesichts niedriger Lagerbestände bleibt damit das Preisniveau gut unterstützt.


Industriemetalle

Wie schon vielfach berichtet arbeitet China verstärkt an seiner Versorgungssicherheit bei Rohstoffen. In diesem Kontext wäre auch der jüngste Schachzug zu sehen: eine australische Zeitung meldet, dass China sich in das größte Minenunternehmen der Welt, BHP Billiton, einkaufen will.

Kupfer gab im gestrigen Handel deutlich nach, weil die Befürchtung zunimmt, dass die Nachfrage nicht zuletzt angesichts der hohen Preise nachlassen wird. Eine Einschätzung, die wir teilen. Allerdings ist einzuräumen, dass sich das Problemfeld der Energieversorgung für die chilenischen Kupferminen weiter zuspitzt. Aufgrund der starken Dürre sind die Wasserreservoirs stark gesunken und damit steigt die Gefahr von Rationierungen in der Energieversorgung.

Aluminium konnte gestern wieder etwas zulegen. Der CEO von Rio Tinto, Evans, äußert die Einschätzung, dass die Aluminiumpreise aufgrund steigender Produktionskosten bis 4 000 Dollar je Tonne steigen könnten. Auch Alcoa, weltweit drittgrößter Aluminiumproduzent, rechnet in diesem Jahr nur noch mit einer ausgeglichenen Marktbilanz statt wie bisher mit einem Überschuss.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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