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Technische Erholung nach starken Verlusten

14.08.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Ein überraschend kräftiger Rückgang der Benzinlagerbestände in den USA ließ den WTI-Ölpreis um vier US-Dollar auf über 117 USD je Barrel steigen. Nach Angaben des US-Energieministeriums sanken die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 316 Tsd Barrel, was in etwa im Rahmen der Erwartungen lag. Die große Überraschung war der Rückgang der Benzinvorräte um 6,4 Mio Barrel, der mehr als dreimal so hoch ausfiel wie erwartet. Die Benzinlagerbestände liegen damit wieder auf dem 5-Jahresdurchschnitt.

Mit dem Ende der Sommer-Fahrsaison in gut zwei Wochen dürfte sich das Interesse zunehmend auf die Entwicklung bei den Destillaten richten. Hier gab es ebenfalls einen unerwarteten Lagerabbau um 1,8 Mio. Barrel. Das war der erste Rückgang seit 14 Wochen. Üblicherweise steigen die Vorräte bei den Destillaten im Vorfeld der Heizsaison an. Der deutliche Lagerabbau bei den Ölprodukten erklärt sich zum einen mit einem Rückgang der Kapazitätsauslastung bei den Raffinerien um 1,1 Prozentpunkte auf 85,9%. Die Raffinerien produzierten also weniger. Dass die Rohöllagerbestände dennoch fielen, erklärt sich mit einem Rückgang der Ölimporte, was vor allem auf den Tropensturm Edouard zurückgeführt werden kann. Der Rückgang der Lagerbestände kann somit nicht auf eine höhere Endnachfrage zurückgeführt werden.

Im Gegenteil, die Benzinnachfrage lag im Durchschnitt der letzten vier Wochen noch immer um 2% unter dem Niveau des Vorjahres. Dies bestätigen auch aktuelle Zahlen des US-Verkehrsministeriums, wonach die Zahl der zurückgelegten Meilen in den USA im Juni um 12,2 Mrd oder 4,7% niedriger lag als im Vorjahr. Die gestrigen Lagerbestandsdaten sollten dennoch einen kurzfristigen Ölpreisanstieg in Richtung 120 USD unterstützen. Die vor mehr als einer Woche durch kurdische Separatisten beschädigte BTC-Pipeline mit einer Kapazität von 1 Mio. Barrel pro Tag dürfte zudem länger geschlossen bleiben als zunächst erwartet. Da in Georgien noch immer einige Pipelines geschlossen sind, mangelt es weiter an alternativen Transportrouten für Rohöl aus dem Kaspischen Meer.

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Edelmetalle

Gold konnte über 830 USD je Feinunze steigen, obwohl der US-Dollar keinen Deut nachgab. Es dürfte sich daher um eine technische Korrektur gehandelt haben, welche durch den kräftigen Anstieg beim Ölpreis unterstützt wurde. Weitere Impulse könnten heute die US-Inflationsdaten liefern. Die Inflationsrate dürfte im Juli auf 5,1% gestiegen sein. Damit liegen die US-Realzinsen weiter im negativen Bereich, was Gold unterstützen sollte, auch wenn in den kommenden Monaten mit einem Rückgang der Inflation zu rechnen ist. Wie bereits gestern berichtet, sank die Goldnachfrage im 2. Quartal laut World Gold Council um 19% gegenüber dem Vorjahr auf 735,6 Tonnen. Maßgeblich hierfür war die Schmuckindustrie, welche einen Nachfragerückgang um 24% gegenüber dem Vorjahr verzeichnete.

Die Schmuckindustrie stellt knapp 70% der Gesamtnachfrage. Die Investmentnachfrage konnte lediglich 4 Tonnen zur Gesamtnachfrage beisteuern. Wir sehen daher in den kommenden Quartalen Nachholpotenzial sowohl bei der physischen als auch bei der Investmentnachfrage.


Industriemetalle

Mit Ausnahme von Blei konnten sich alle Industriemetalle gestern spürbar erholen. Die stärksten Gewinne verbuchten Nickel mit gut 8% und Kupfer, das im Tagesverlauf knapp 5% zulegte. Wir sehen dies vor allem als technische Reaktion auf den starken Rückgang der vorherigen Tage. Darüber hinaus dürften einige Metallpreise bereits auf die Grenzkosten zurückgefallen sein. Somit steigt die Gefahr, dass die Unternehmen unrentable Produktion einstellen. Kupfer wurde zusätzlich durch die Nachricht gestützt, dass einer der führenden chinesischen Kupferproduzenten, Jiangxi Copper, im August wegen der Engpässe bei der Energieversorgung die Produkion von Halbfertigprodukten um 20 bis 30% reduzieren wird. Auch wenn die Produktion von raffiniertem Kupfer nicht unmittelbar betroffen ist, stimmt die Tatsache, dass nun auch die Kupferproduktion betroffen ist, besorgniserregend.

In der Aluminium-, Blei- und Zinkindustrie hatte man sich schon vor einigen Wochen auf Produktionskürzungen geeinigt. Entsprechend ist die Produktion von Primäralumium im Juli um 1,6% gegenüber Juni gefallen. Die chinesische Bleiproduktion sank nach Institutmeldungen um 5,6% gegenüber Vormonat und die Zinkproduktion sogar um 10%. Zink konnte gestern im Tagesverlauf ebenfalls gut 3% zulegen und notiert heute morgen fester.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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