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Alles steigt bis auf Rohöl

27.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise neigen am Morgen zur Schwäche. Brent fällt unter die Marke von 111 USD je Barrel, WTI handelt wieder unter der Marke von 100 USD je Barrel. Die Ölpreisentwicklung der vergangenen Tage ist als enttäuschend zu bezeichnen. Trotz anhaltender Angebotsrisiken und der Drohung des Iran, die Öllieferungen in die EU bereits vor dem 1. Juli von sich aus zu stoppen, treten die Ölpreise seit Tagen auf der Stelle.

Offensichtlich glaubt der Markt nicht, dass der Iran angesichts der Abhängigkeit von den Einnahmen aus seinen Ölexporten diese Drohung in die Tat umsetzt. Selbst die breitangelegte Preisrallye bei den anderen Rohstoffen im Anschluss an die Fed-Sitzung am Mittwoch ging an den Ölpreisen größtenteils vorüber. Dies muss als negatives Zeichen für den Ölpreis gesehen werden und könnte für einen weiteren Preisrückgang sprechen. Wie die staatliche libysche Ölgesellschaft NOC berichtet, ist die Ölproduktion in Libyen mittlerweile auf 1,3 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Damit wäre das Vorkriegsniveau von 1,6 Mio. Barrel pro Tag fast wieder erreicht.

Die Rückkehr Libyens an den Ölmarkt scheint somit deutlich schneller voranzuschreiten als bislang gedacht. Da die anderen OPEC-Mitglieder ihre Ölförderung nicht entsprechend reduzieren, baut sich am Ölmarkt ein Überangebot auf, welches im Dezember der IEA zufolge bereits knapp 1 Mio. Barrel pro Tag betrug. Solange es nicht zu tatsächlichen Angebotsausfällen kommt, dürfte dieses Überangebot auf die Risikoprämie und damit auf die Preise drücken.


Edelmetalle

Gold hält sich über der Marke von 1.700 USD je Feinunze und notierte gestern zwischenzeitlich mit gut 1.730 USD auf dem höchsten Stand seit sieben Wochen. In Euro gerechnet wird das Niveau von 1.300 EUR je Feinunze verteidigt. Die langfristig orientierten Finanzanleger scheinen sich offenbar von der durch die US-Notenbank Fed ausgelösten Euphorie anstecken zu lassen und kaufen den zweiten Tag in Folge Gold-ETFs.

So verzeichnete der SPDR Gold Trust gestern Zuflüsse von 1,5 Tonnen. Die Bestände wurden damit auf ein 5-Wochenhoch ausgebaut. Daneben legen die Münzabsätze weiter zu. Daten der US-Münzanstalt zufolge wurden im Januar bislang 114,5 Tsd. Unzen an American Eagle Goldmünzen verkauft. Setzt sich die Dynamik in den restlichen Tagen des Monats fort, könnten die meisten Münzen auf Monatsbasis seit 1½ Jahren verkauft werden. Darüber hinaus gewinnt Gold auch in seiner Eigenschaft als "sicherer Hafen" an Attraktivität.

Laut Aussagen von EU-Währungskommissar Rehn benötigt Griechenland mehr Finanzhilfe von öffentlichen Kreditgebern als bisher geplant. Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone ist damit noch lange nicht ausgestanden. In diesem Zusammenhang rückt der EU-Gipfel in Brüssel nächsten Montag in den Mittelpunkt des Interesses. Es ist fraglich, ob die EU-Staats- und Regierungschefs dort ein entschlossenes und einheitliches Bild abgeben.


Industriemetalle

Der Aufwärtstrend bei den Metallen ist heute Morgen nur kurzfristig unterbrochen. Nach der Preisrallye der vergangenen Tage kommt es zum heutigen Handelsbeginn zu moderaten Gewinnmitnahmen. Der Trend bleibt aber klar nach oben gerichtet. Kupfer beispielsweise handelte gestern zwischenzeitlich über der Marke von 8.600 USD je Tonne und damit auf dem höchsten Stand seit mehr als vier Monaten.

Getrieben wurden die Preise vom schwachen US-Dollar im Nachgang der Fed-Sitzung, von teils guten Konjunkturdaten diesseits und jenseits des Atlantiks sowie von festen Aktienmärkten. Diese drücken den aktuell hohen Risikoappetit der Marktteilnehmer aus. Heute dürfte sich der Fokus auf die zur Veröffentlichung anstehenden BIP-Zahlen in den USA richten. Sollten diese besser als erwartet ausfallen, könnte dies den Metallen weiteren Auftrieb verleihen. Die USA sind der weltweit zweitgrößte Nachfrager von Metallen.

Einen regelrechten Preissprung verzeichnete gestern Zinn. Das Metall legte zeitweise um 8% bzw. 1.800 USD zu und notiert heute Morgen mit 24.500 USD je Tonne auf einem 4½-Monatshoch. Seit Jahresanfang steht somit ein Plus von gut 26% zu Buche. Der im Vergleich zu den anderen Metallen außerordentlich starke Preisanstieg dürfte auch der Natur des Zinnmarktes geschuldet sein. Denn dieser ist der kleinste und illiquideste Markt von allen Metallen, so dass schon kleinere Käufe große Wirkung entfalten können.


Agrarrohstoffe

Die starke Nachfrage nach US-Mais lässt die Preise an der CBOT weiter steigen. Gestern erreichte der Maispreis mit 6,45 USD je Scheffel den höchsten Stand seit zwei Wochen, als eine Aufwärtsrevision der US-Lagerbestände den Preis hatte einbrechen lassen. Mittlerweile sind drei Viertel dieses Preisrückganges wieder aufgeholt. Wie das US-Landwirtschaftsministerium gestern berichtete, wurden in der vergangenen Woche 1,04 Mio. Tonnen US-Mais für den Export verkauft. Das waren 37% mehr als in der Vorwoche und mehr als doppelt so viel wie der Durchschnitt der vorherigen vier Wochen. Höher waren die Exportverkäufe zuletzt Mitte Oktober.

Handelskreisen zufolge sind die Preisaufschläge für zu exportierenden Mais auf 1 USD je Scheffel gegenüber dem CBOT-Preis angestiegen. Mehrere Faktoren dürften für diese Entwicklung verantwortlich zeichnen. Zum einen ist die starke Nachfrage zu nennen. So war die Ernte in Mexiko, dem größten Abnehmer für US-Mais, aufgrund einer Dürre enttäuschend. Entsprechend höher ist der Importbedarf.

Auch China dürfte weiterhin als Käufer von US-Mais tätig sein. Hinzu kommt, dass die Maisernte in Argentinien, dem zweitgrößten Maisexporteur, aufgrund der Dürre deutlich geringer ausfallen dürfte als erwartet. Da somit ein wichtiger Anbieter zumindest teilweise ausfällt, steigt die Nachfrage nach US-Mais. Aufgrund des steigenden Maisbedarfs zur Ethanolproduktion steht auf der anderen Seite weniger US-Mais für den Export zur Verfügung.

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