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Platin vor Widerstand - Politik bestätigt Aufwärtsbewegung

27.01.2012  |  Markus Blaschzok
Dass das Federal Reserve System die Zinsen bis Ende 2014, anstatt bis Mitte 2013, auf dem aktuellen niedrigen Niveau belassen will, stützte seit der Bekanntgabe der Entscheidung die Rohstoffpreise und rechtfertigt den bisherigen Kursanstieg. Wir hatten bereits vor einem Monat zum Jahreswechsel von einer Bodenbildung auf breiter Front gesprochen, die wir aufgrund unserer Indikatoren vermuteten.

Tag um Tag festigte sich im Januar nun unser Szenario und in der letzten Woche wurden mehrere prozyklische Kaufsignale generiert. Wir rieten im Platin bei 1.400 USD zu Gewinnmitnahmen aus den erfolgreichen Shortspekulationen und bei Silber und dem Euro die Short-Seite zu meiden und auf die Long-Seite zu wechseln. Seither stieg der Platinpreis um 15%, Silber um 25% und der Euro bis an den prognostizierten Widerstand bei 1,32 USD. Unsere Musterdepotaufnahme konnte ebenfalls nach Bekanntgabe um 7% ansteigen. Dass das FED bei der Sitzung des Offenmarktausschusses auch über ein künftiges Anleihenkaufprogramm (QE3) sprach und dieses in Bälde wahrscheinlich sein wird, wirkt seither zusätzlich preistreibend. Dieses Verhalten des Notenbankensystems zum Erhalt des konjunkturellen Status quo ist keineswegs positiv für die US- und Weltwirtschaft zu sehen.

Vielmehr zeigt es überaus deutlich, wie labil die Lage ist. Man definierte nun erstmals ein Inflationsziel von 2% für die USA, doch dürfte es sich hier nur um beruhigende Worte handeln, für jene, die wirklich glauben, dass nach den vergangenen Ausweitungen der Geldbasis es nicht zu einem Anstieg der Preise und der Marktzinsen kommen werde.

Wir bevorzugen längst die Euroseite des Währungspaars und diese Meldung dürfte weiter die Erholung im Verhältnis zum US-Dollar unterstützen. Auch die Wachstumsaussichten für die Vereinigten Staaten wurden auf 2,2% bis 2,7% reduziert, wogegen der IWF lediglich mit 2,8% bis 2,2% für das kommende Jahr rechnet. Nimmt man dieses vermeintliche "Wachstum“ nun und deflationiert es nur mit der alternativen Berechnungsmethode der Konsumentenpreise von 1990, so wird die US-Wirtschaft im besten Fall 1% im kommenden Jahr schrumpfen. Die Scheere zwischen offizieller Statistik und realer Entwicklung weitet sich mit dem Lauf der Krise sukzessive aus.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) prangerte in dieser Woche die niedrigen deutschen Löhne, die den Export deutscher Waren verbilligen, an. Diese trügen die Hauptschuld an der hohen Arbeitslosigkeit in der Rest-EU und setze andere europäische Staaten unter Druck. Die ILO zeigt damit, dass sie keinerlei ökonomische Kompetenz besitzt und lediglich primitivste Kausalketten der sozialistischen Gedankenwelt wiedergibt. Wenn Kerneuropa aufgrund erhöhter Produktivität niedrigere Lohnstückkosten aufweist, dann ist die Lösung der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit Resteuropas natürlich nicht die Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit Kerneuropas, sondern die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der anderen Staaten. In diesen Ländern müssen entweder die Löhne sinken oder die Produktivität erhöht werden. Die natürliche Ordnung lässt keinen Platz für sozialistische Utopien, wie sie die ILO verbreitet und vom DGB-Chef Michael Sommer noch unterstützt werden.

Auch George Soros griff Deutschland an, indem er der Bundesregierung „eine Politik, die in eine Schuldenspirale mit deflationären Folgen führe“ vorhielt. Er sieht die Gefahr einer Deflation als hoch an und forderte weitere Stimuli für die Krisenländer. Soros Aussagen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sind nicht mehr als ungerechtfertigte Deflationspropaganda gepaart mit der Forderung an die Regierungen die Inflation über Staaten- und Bankenrettungen zu verstärken. Der Weltbankchef Robert Zoellick nahm ebenso Deutschland in die Pflicht, sagte "dass nur Deutschland Europa retten könne und forderte Merkel auf proaktiv vorzugehen“.

Um Deflation brauchen sich Bürger bei der sozialistischen Europapolitik wahrlich keinerlei Gedanken machen, da diese jeden derartigen Ansatz in einer Liquiditätsschwemme ertränkt. Erst heute erklärte EZB-Chef Draghi, dass die EZB eine Kreditklemme mit ihrem Eingreifen verhindert habe.

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos fand der britische Premier Cameron zur geplanten europäischen Finanztransaktionssteuer deutliche Worte. Wir schrieben bereits viele Male, dass diese Abgabe nicht am Bankensystem, sondern am kleinen Sparer greifen wird. Cameron fasste nun einen weiteren Nebeneffekt auf, den grundsätzlich jede Steuer zur Folge hat. Nach Berechnungen der EU-Kommission solle eine Finanztransaktionssteuer der EU bis zu 200 Mrd. Euro Wirtschaftsleistung und bis zu 500.000 Arbeitsplätze kosten.

Europas "wirtschaftliche Achillesferse“ sei die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und fünf europäische Länder seien sogar weniger konkurrenzfähig als der Iran. Diesen Teil seiner Rede können wir unterschreiben. Staatliche Enteignung, Planung und Umverteilung können nie so effizient und bedürfnisorientiert sein, wie wenn die Bürger und Unternehmer selbst über die Verwendung der Mittel entscheiden. Die Berechnungen der EU-Kommission zeigen, dass sich die Politik durchaus über den Zusammenhang zwischen steigendem Staatseinfluss und sinkender Produktivität bzw. sinkender Wettbewerbsfähigkeit und damit sinkendem Wohlstand bewusst ist.

Den anderen Teil seiner Rede, bei dem er für den Kurs seiner Regierung warb und die dortige "Flutung des Bankensystems mit Geld“ als "radikalliberal“ bezeichnete, ist nicht nachvollziehbar. Die britischen Staatsschulden stiegen in dieser Woche erstmals über eine Billionen Pfund. Im Haushaltsjahr 2010/11 kamen somit 127 Milliarden Pfund, was einem Defizit von 8,4 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht, hinzu. Dieses hohe Defizit stammt zum großen Teil aus der Rettung des Bankensystems und wirkt wie eine zusätzliche Steuer auf die Bevölkerung, weshalb es die gleichen negativen Auswirkungen haben wird, wie die Transaktionssteuer an sich.


Weitere Entwicklungen
  • Der Bund konnte erstmals eine 30-jährige Anleihe für nur 2,62% Rendite am Markt platzieren. Italienische 10-jährige Papiere konnten erstmals seit Monaten unter sechs Prozent platziert werden.

  • Die Importpreise stiegen im Jahresmittel um 8% gegenüber dem Vorjahr an. Dies war der höchste Anstieg seit 2000 mit 10,2%. Im Dezember 2011 lag der Index der Einfuhrpreise nur noch um 3,9% über dem Vorjahresstand und war damit deutlich rückläufig, was auf die konjunkturelle Abkühlung zurückzuführen ist. Im November betrug der Anstieg noch 6%.

  • Zum Wochenschluss senkte die Ratingagentur Fitch die Bonität fünf europäischer Staaten. Darunter Italien, Spanien, Belgien, Zypern und Slowenien. Italien wurde gleich um zwei Stufen von A+ auf A- herabgestuft. Die "Verwundbarkeit der Euro-Länder gegenüber monetären und finanziellen Schocks“ war die Begründung für diese Maßnahme.


Technische Analyse

Silber und Euro brechen kurzfristigen Abwärtstrend


Der Euro konnte wie erwartet nach dem Bruch des kurzfristigen Abwärtstrends schnell weiter hinzugewinnen und seine Erholung bis an den Widerstand bei 1,32 USD fortsetzen. Die COT-Daten zeigen seit Langem, dass der Euro massives Erholungspotenzial hat, sobald sich die Stimmung für die Gemeinschaftswährung bessert. Mit den Liquiditätsmaßnahmen der FED in dieser Woche, könnte sich die Stimmung gedreht haben und die Spekulanten beginnen die Seite zu wechseln. Damit ist der Weg für eine weitere Erholung in den nächsten Wochen bis in den Bereich von 1,35 USD bis 1,38 USD frei.

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Der Goldpreis fand ebenso wie Silber den vermuteten Boden und konnte sich seither um 190 USD auf aktuell 1.738 US-Dollar erholen. Der kurzfristige Abwärtstrend in US-Dollar sowie in Euro konnte durchbrochen und erfolgreich getestet werden. Bei 1.750 USD (1.320 EUR) befindet sich augenblicklich ein Widerstand, der kurzfristig zu einer Pause der Aufwärtsbewegung führen sollte. Nach dem signifikanten Bruch dieser Marke sind die Allzeithochs zum Greifen nah. Das Chartbild hat sich aufgehellt und ist kurzfristig bulllisch. Das Chance/Risiko-Verhältnis ist bei diesem Preis auf mittelfristiger Sicht gut.

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Seitdem wir bei 1.400 USD im Platin zu Gewinnmitnahmen aus der vorherigen Shortposition rieten, konnte sich der Preis in einer starken und schnellen Bewegung um 220 USD erholen. In Euro konnte die 200-Tage-Linie gar übersprungen werden. Dennoch steht der Preis jetzt bei 1.650 USD (1.230 EUR) vor einem Widerstand, der nicht sofort zu nehmen sein dürfte, da das Industriemetall kurzfristig überkauft ist und ein starker Kreuzwiderstand zu Gewinnmitnahmen führen dürfte.

Wer bei 1.400 USD von der Short- auf die Long-Seite gewechselt hat, der könnte jetzt wieder Gewinne einfahren und erst einmal abwarten, ob der Preis weiter signifikant über 1.670 USD ansteigt. Erst wenn die Zone aus vielen Widerständen genommen wurde, ist der Weg bis 1,850 USD frei. Aufgrund der konjunkturellen Lage, ziehen wir es vor hier erst einmal Gewinne aus Long-Positionen mitzunehmen und abzuwarten.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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