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Preisanstieg bei Öl und Gold teilweise spekulativ getrieben

27.02.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreisanstieg der vergangenen Wochen auf ein 10-Monatshoch von mehr als 125 USD je Barrel bei Brent bzw. knapp 110 USD je Barrel bei WTI ist maßgeblich auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen. Diese setzen angesichts der Angebotsrisiken im Zuge der Iran-Krise verstärkt auf steigende Preise. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI sind in der Woche zum 21. Februar dementsprechend um 13,6 Tsd. auf 215.802 Kontrakte gestiegen. Das ist das höchste Niveau seit neun Monaten. In den letzten drei Wochen sind die Netto-Long-Positionen um 25% gestiegen.

Heute veröffentlicht die ICE die entsprechenden Daten für Brent. Auch hier dürfte es zu einem weiteren Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen gekommen sein. Diese lagen zuletzt auf dem höchsten Stand seit Beginn der Datenreihe im Juni 2011. Das hohe spekulative Engagement könnte die Ölpreise unter Druck setzen, sollten die Finanzanleger Gewinne mitnehmen. Ein Auslöser hierfür könnten die zunehmenden Konjunkturrisiken sein, welche vom hohen Ölpreisniveau ausgehen. Dass diese Gefahr gesehen wird, zeigt der Vorschlag von US-Finanzminister Geithner, die strategischen Ölreserven anzuzapfen. Es mangelt derzeit auch sonst nicht an Versuchen, dem Ölpreisanstieg Einhalt zu gebieten.

Saudi-Arabien soll Industriekreisen zufolge seine Ölexporte in der vergangenen Woche auf 9 Mio. Barrel pro Tag ausgeweitet haben. Dies deutet auf eine deutliche Steigerung der Produktion auf mindestens 11 Mio. Barrel pro Tag hin. Im Januar betrugen die täglichen Exporte noch 7,5 Mio. Barrel, bei einer Tagesproduktion von 9,75 Mio. Barrel.


Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen bei knapp 1.780 USD je Feinunze und hat weiter die psychologisch wichtige Marke von 1.800 USD je Feinunze im Visier. Das gelbe Edelmetall wird maßgeblich durch die kurzfristig orientierten Finanz- und die ETF-Anleger unterstützt. Denn zum einen haben die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 21. Februar ihre Netto-Long-Positionen weiter ausgeweitet. Sie stiegen um 7,6% auf 160,3 Tsd. Kontrakte, was dem höchsten Stand seit mehr als fünf Monaten entspricht.

Zum anderen haben die als eher langfristig orientiert geltenden ETF-Anleger jüngst wieder verstärkt ebendiese börsengehandelten Fonds nachgefragt. So verzeichnete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, letzten Donnerstag und Freitag Zuflüsse von insgesamt drei Tonnen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs erreichten Ende letzter Woche mit knapp 2.397 Tonnen sogar einen Rekordwert.

Großer Beliebtheit erfreuen sich aktuell auch die Platin- und Palladium-ETFs. Deren Bestände stiegen auf 1,38 Mio. Unzen (Platin) bzw. 1,81 Mio. Unzen (Palladium) und markierten damit den jeweils höchsten Stand seit Ende bzw. Anfang November 2011. Neben den gravierenden Angebotsproblemen - die weltweit größte Platinmine wird z.B. immer noch bestreikt - werden die Preise dieser beiden Edelmetalle somit auch von der Nachfrageseite her unterstützt.


Industriemetalle

Die Metalle sind nach wie vor von der guten Stimmung der Marktteilnehmer sowie dem schwachen US-Dollar und festen Aktienmärkten getrieben und legen in der Breite weiter zu. So handelt Kupfer z.B. heute Morgen um die Marke von 8.500 USD je Tonne, nachdem es am Freitag zum ersten Mal seit knapp drei Wochen oberhalb dieses Niveaus geschlossen hat. Dass sich die spekulativen Finanzanleger bei Kupfer zuletzt etwas zurückhaltender zeigten, konnte dem Aufwärtstrend nichts anhaben.

In der Woche zum 21. Februar haben die Finanzinvestoren zum ersten Mal seit sechs Wochen ihre Netto-Long-Positionen leicht reduziert. Diese wurden um 10% auf 13,3 Tsd. Kontrakte abgebaut. Weitere kurzfristige Unterstützung könnte der Kupferpreis auch durch die vorübergehende Schließung der Grasberg-Mine in Indonesien, eine der weltweit größten Kupferminen, erhalten. Aufgrund von Unruhen unter den Minenarbeitern wird dort seit letztem Donnerstag nicht mehr gearbeitet. Daneben erwartet das staatliche chinesische Research-Institut Antaike für 2012 wegen einer starken Nachfrage der Schmelzereien einen Anstieg der chinesischen Importe von Kupferkonzentrat um rund 10% auf durchschnittlich 580 Tsd. Tonnen pro Monat. Dies geht allerdings zu Lasten der Einfuhren von verarbeitetem Kupfer.


Agrarrohstoffe

Die spekulativen Finanzanleger setzen angesichts des sich abzeichnenden Rekordniveaus der weltweiten Weizenvorräte zum Ende des Erntejahres 2011/12 und eines vom US-Landwirtschaftsministerium erwarteten Anstiegs der US-Weizenproduktion in diesem Jahr um 8,3% verstärkt auf fallende Preise. Die Netto-Short-Positionen bei Weizen stiegen in der Woche zum 21. Februar um knapp 12 Tsd. Kontrakte und liegen mit 54.733 Kontrakten nur noch knapp unter dem Rekordniveau von Juni 2010. Der hohe Pessimismus deutet darauf hin, dass bereits viele der angebotssteigernden Nachrichten im Preis berücksichtigt sind, so dass das weitere Abwärtspotenzial für die Preise begrenzt sein dürfte.

Der Preis für Sojabohnen erreichte heute Morgen mit 12,84 USD je Scheffel den höchsten Stand seit September 2011. Ausschlaggebend hierfür sind gestiegene US-Exportzahlen und eine Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums, dass die US-Lagerbestände zum Ende des Erntejahres 2012/13 trotz einer um 6% höheren US-Ernte um 25% gegenüber diesem Jahr sinken werden. Dies deutet auf eine kräftig steigende Nachfrage hin. Auch die spekulativen Finanzanleger, welche ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 21. Februar um gut 17 Tsd. Kontrakte auf 88 Tsd. Kontrakte erhöhten, dürften zu dem Preisanstieg beigetragen haben. Die Netto-Long-Positionen bei Sojabohnen markieren damit ebenfalls den höchsten Stand seit September 2011.

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