Saudi-Arabien will gegen hohe Ölpreise vorgehen
21.03.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Deutlich wie lange nicht hat sich Saudi-Arabien in dieser Woche zu Wort gemeldet, um den hohen Ölpreisen Einhalt zu gebieten. Die Regierung in Riad soll sich Anfang der Woche darauf verständigt haben, allein oder in Zusammenarbeit mit anderen für einen Rückgang der Ölpreise auf ein faires Niveau zu sorgen. Dieses wurde von Saudi-Arabien vor wenigen Wochen auf 100 USD je Barrel beziffert. Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi hat gestern noch einmal nachgelegt und angesichts eines Überangebotes von 1,5-2,0 Mio. Barrel pro Tag das derzeitige Ölpreisniveau als ungerechtfertigt bezeichnet. Al-Naimi macht vor allem Spekulation für den Preisanstieg der letzten Wochen verantwortlich.
Die tatsächlichen Angebotsausfälle seien dagegen "winzig". Al-Naimi betonte, dass man trotz der Ausweitung der Ölproduktion auf knapp 10 Mio. Barrel pro Tag noch immer über freie Förderkapazitäten von 2,5 Mio. Barrel pro Tag verfügen würde. Zudem könne Saudi-Arabien seine Förderkapazitäten eventuell auf 15 Mio. Barrel pro Tag vergrößern, indem man auf neue Ölfelder zurückgreift. Saudi-Arabien befürchtet offensichtlich ein Szenario wie 2008. Damals stieg der Ölpreis bis zur Jahresmitte auf knapp 150 USD je Barrel, woraufhin die Weltwirtschaft in die Rezession rutschte und den Preis innerhalb weniger Monate bis auf 30 USD je Barrel abstürzen ließ.
Im Gegensatz zu damals seien die Lager derzeit aber reichlich gefüllt. Ob der Ölpreis wie von Saudi-Arabien gewünscht in Richtung 100 USD je Barrel nachgibt, wird maßgeblich davon abhängen, ob man den Worten auch Taten folgen lässt. Die Berichte über eine Ausweitung der Öllieferungen in die USA könnten ein Indiz dafür sein.
Edelmetalle
Gold kann vom schwächeren US-Dollar heute Morgen nicht wesentlich profitieren und handelt um die Marke von 1.650 USD je Feinunze. Der Goldpreis in Euro fällt entsprechend mit 1.243 EUR je Feinunze auf den niedrigsten Stand seit Anfang Januar. Der Euro profitiert von der Zustimmung des griechischen Parlaments zum Sparprogramm, was allerdings nicht mehr als eine Formsache war. Damit sind alle benötigten Gesetze auf den Weg gebracht, um die Hilfszahlungen zu aktivieren. Die anstehenden Neuwahlen könnten jedoch ein neuerlicher Belastungsfaktor werden, da der Wahlausgang offen und es nicht auszuschließen ist, dass eine neue Regierung das Sparprogramm nicht entschlossen umsetzt oder sogar ablehnt.
Mittel- bis langfristig betrachtet sollte Gold daher in seiner Eigenschaft als sicherer Hafen nachgefragt bleiben. In Indien wollen die Schmuckhändler trotz unveränderter Rahmenbedingungen morgen ihren fünftägigen Streik beenden und ihre Geschäfte wieder öffnen. Der Verband der indischen Schmuckhändler erwartet jedoch, dass aufgrund der höheren Einfuhrsteuern die indischen Goldimporte in diesem Jahr um 40-50% zurückgehen könnten. Eine länger anhaltend verhaltene Goldnachfrage aus dem bis vor kurzem weltgrößten Goldkonsumentenland, wie sie bereits in den letzten Tagen zu beobachten war, dürfte einem Preisanstieg bei Gold im Wege stehen.
Industriemetalle
Die Metallpreise können sich heute Morgen leicht erholen. Im Zuge der Äußerungen von BHP Billiton und Rio Tinto kam es gestern u.E. zu übertriebenen Verkäufen an den Metallmärkten. Beide Unternehmen sprachen von einer kurzfristigen Eintrübung der Wachstums- und Nachfrageperspektiven für Rohstoffe in China. Außerhalb Chinas hellen sich die Nachfrageperspektiven für Metalle weiter auf. So sind in den USA die Baugenehmigungen im Februar auf den höchsten Stand seit Oktober 2008 gestiegen. Der Trend am US-Immobilienmarkt zeigt damit weiter moderat aufwärts.
Gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) waren die USA im letzten Jahr mit gut 1,75 Mio. Tonnen der weltweit zweitgrößte Konsument von Kupfer (Nachfrageanteil 9%). Wie die International Copper Study Group (ICSG) gestern Abend berichtete, bestand am globalen Kupfermarkt im letzten Jahr ein Angebotsdefizit von 358 Tsd. Tonnen. Dies war nur marginal weniger als im Jahr zuvor und deutlich höher als noch im Oktober von der ICSG geschätzt. Für dieses Jahr erwartet die ICSG ein Angebotsdefizit von 256 Tsd. Tonnen, welches den Kupferpreis unterstützen sollte. Anders stellt sich die Lage am globalen Aluminiummarkt dar.
Wie die Daten des International Aluminum Institute zeigen, wurde zwar die Aluminiumproduktion auf globaler Ebene im Februar im Vergleich zum Vormonat um 3% auf 3,55 Mio. Tonnen reduziert. Als einziges Land bzw. einzige Region hat China allerdings seine Produktion auf ein 5-Monatshoch ausgeweitet. Dies ist umso erstaunlicher, da in China die Produktionskosten am höchsten sind und die lokalen Aluminiumschmelzen seit Mitte Oktober laut Angaben des Datenanbieters SMM ununterbrochen Verlust machen. Der überversorgte Markt dürfte zumindest vorerst deutlichen Preissteigerungen von Aluminium entgegenstehen.
Agrarrohstoffe
Nach Aussage der französischen Agrarinteressenvereinigung Orama könnten die durch Frost im Februar bedingten Ernteschäden in Frankreich weit schlimmere Ausmaße angenommen haben als ursprünglich befürchtet. So könnten 700 Tsd. Hektar bzw. 8% der Fläche von Wintergetreide, davon insbesondere Weizen, Gerste und Raps komplett zerstört sein und müssten neu bepflanzt werden. Frankreich ist der größte Getreideproduzent in der EU.
Der Preis für Kakao stieg gestern entgegen dem allgemeinen Trend an den Rohstoffmärkten an der ICE um 3,6% auf 2.372 USD pro Tonne an. Es gibt Befürchtungen, dass die Trockenheit in der Elfenbeinküste zu einem Rückgang der Menge und der Qualität der Kakaobohnen in der bevorstehenden Zwischenernte im weltgrößten Produzentenland führen wird. Nach Einschätzung der Internationalen Kakaoorganisation wird die weltweite Kakaonachfrage im Erntejahr 2011/12 um 71 Tsd. Tonnen höher sein als die weltweite Produktion, welche im Vergleich zum letzten Jahr um 8% niedriger ausfallen soll.
Deutlich wie lange nicht hat sich Saudi-Arabien in dieser Woche zu Wort gemeldet, um den hohen Ölpreisen Einhalt zu gebieten. Die Regierung in Riad soll sich Anfang der Woche darauf verständigt haben, allein oder in Zusammenarbeit mit anderen für einen Rückgang der Ölpreise auf ein faires Niveau zu sorgen. Dieses wurde von Saudi-Arabien vor wenigen Wochen auf 100 USD je Barrel beziffert. Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi hat gestern noch einmal nachgelegt und angesichts eines Überangebotes von 1,5-2,0 Mio. Barrel pro Tag das derzeitige Ölpreisniveau als ungerechtfertigt bezeichnet. Al-Naimi macht vor allem Spekulation für den Preisanstieg der letzten Wochen verantwortlich.
Die tatsächlichen Angebotsausfälle seien dagegen "winzig". Al-Naimi betonte, dass man trotz der Ausweitung der Ölproduktion auf knapp 10 Mio. Barrel pro Tag noch immer über freie Förderkapazitäten von 2,5 Mio. Barrel pro Tag verfügen würde. Zudem könne Saudi-Arabien seine Förderkapazitäten eventuell auf 15 Mio. Barrel pro Tag vergrößern, indem man auf neue Ölfelder zurückgreift. Saudi-Arabien befürchtet offensichtlich ein Szenario wie 2008. Damals stieg der Ölpreis bis zur Jahresmitte auf knapp 150 USD je Barrel, woraufhin die Weltwirtschaft in die Rezession rutschte und den Preis innerhalb weniger Monate bis auf 30 USD je Barrel abstürzen ließ.
Im Gegensatz zu damals seien die Lager derzeit aber reichlich gefüllt. Ob der Ölpreis wie von Saudi-Arabien gewünscht in Richtung 100 USD je Barrel nachgibt, wird maßgeblich davon abhängen, ob man den Worten auch Taten folgen lässt. Die Berichte über eine Ausweitung der Öllieferungen in die USA könnten ein Indiz dafür sein.
Edelmetalle
Gold kann vom schwächeren US-Dollar heute Morgen nicht wesentlich profitieren und handelt um die Marke von 1.650 USD je Feinunze. Der Goldpreis in Euro fällt entsprechend mit 1.243 EUR je Feinunze auf den niedrigsten Stand seit Anfang Januar. Der Euro profitiert von der Zustimmung des griechischen Parlaments zum Sparprogramm, was allerdings nicht mehr als eine Formsache war. Damit sind alle benötigten Gesetze auf den Weg gebracht, um die Hilfszahlungen zu aktivieren. Die anstehenden Neuwahlen könnten jedoch ein neuerlicher Belastungsfaktor werden, da der Wahlausgang offen und es nicht auszuschließen ist, dass eine neue Regierung das Sparprogramm nicht entschlossen umsetzt oder sogar ablehnt.
Mittel- bis langfristig betrachtet sollte Gold daher in seiner Eigenschaft als sicherer Hafen nachgefragt bleiben. In Indien wollen die Schmuckhändler trotz unveränderter Rahmenbedingungen morgen ihren fünftägigen Streik beenden und ihre Geschäfte wieder öffnen. Der Verband der indischen Schmuckhändler erwartet jedoch, dass aufgrund der höheren Einfuhrsteuern die indischen Goldimporte in diesem Jahr um 40-50% zurückgehen könnten. Eine länger anhaltend verhaltene Goldnachfrage aus dem bis vor kurzem weltgrößten Goldkonsumentenland, wie sie bereits in den letzten Tagen zu beobachten war, dürfte einem Preisanstieg bei Gold im Wege stehen.
Industriemetalle
Die Metallpreise können sich heute Morgen leicht erholen. Im Zuge der Äußerungen von BHP Billiton und Rio Tinto kam es gestern u.E. zu übertriebenen Verkäufen an den Metallmärkten. Beide Unternehmen sprachen von einer kurzfristigen Eintrübung der Wachstums- und Nachfrageperspektiven für Rohstoffe in China. Außerhalb Chinas hellen sich die Nachfrageperspektiven für Metalle weiter auf. So sind in den USA die Baugenehmigungen im Februar auf den höchsten Stand seit Oktober 2008 gestiegen. Der Trend am US-Immobilienmarkt zeigt damit weiter moderat aufwärts.
Gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) waren die USA im letzten Jahr mit gut 1,75 Mio. Tonnen der weltweit zweitgrößte Konsument von Kupfer (Nachfrageanteil 9%). Wie die International Copper Study Group (ICSG) gestern Abend berichtete, bestand am globalen Kupfermarkt im letzten Jahr ein Angebotsdefizit von 358 Tsd. Tonnen. Dies war nur marginal weniger als im Jahr zuvor und deutlich höher als noch im Oktober von der ICSG geschätzt. Für dieses Jahr erwartet die ICSG ein Angebotsdefizit von 256 Tsd. Tonnen, welches den Kupferpreis unterstützen sollte. Anders stellt sich die Lage am globalen Aluminiummarkt dar.
Wie die Daten des International Aluminum Institute zeigen, wurde zwar die Aluminiumproduktion auf globaler Ebene im Februar im Vergleich zum Vormonat um 3% auf 3,55 Mio. Tonnen reduziert. Als einziges Land bzw. einzige Region hat China allerdings seine Produktion auf ein 5-Monatshoch ausgeweitet. Dies ist umso erstaunlicher, da in China die Produktionskosten am höchsten sind und die lokalen Aluminiumschmelzen seit Mitte Oktober laut Angaben des Datenanbieters SMM ununterbrochen Verlust machen. Der überversorgte Markt dürfte zumindest vorerst deutlichen Preissteigerungen von Aluminium entgegenstehen.
Agrarrohstoffe
Nach Aussage der französischen Agrarinteressenvereinigung Orama könnten die durch Frost im Februar bedingten Ernteschäden in Frankreich weit schlimmere Ausmaße angenommen haben als ursprünglich befürchtet. So könnten 700 Tsd. Hektar bzw. 8% der Fläche von Wintergetreide, davon insbesondere Weizen, Gerste und Raps komplett zerstört sein und müssten neu bepflanzt werden. Frankreich ist der größte Getreideproduzent in der EU.
Der Preis für Kakao stieg gestern entgegen dem allgemeinen Trend an den Rohstoffmärkten an der ICE um 3,6% auf 2.372 USD pro Tonne an. Es gibt Befürchtungen, dass die Trockenheit in der Elfenbeinküste zu einem Rückgang der Menge und der Qualität der Kakaobohnen in der bevorstehenden Zwischenernte im weltgrößten Produzentenland führen wird. Nach Einschätzung der Internationalen Kakaoorganisation wird die weltweite Kakaonachfrage im Erntejahr 2011/12 um 71 Tsd. Tonnen höher sein als die weltweite Produktion, welche im Vergleich zum letzten Jahr um 8% niedriger ausfallen soll.