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Spanien lastet auf dem Euro

30.05.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.41 Uhr) bei 1.2470, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.2458 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 99.10, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Gestern stand die angeschlagene Bankia im Fokus der Märkte. Wurden am Vormittag noch diverse Rekapitalisierungsmaßnahmen ernsthaft diskutiert, kam es am späten Nachmittag zum Paukenschlag. Laut der Financial Times hat die EZB die Pläne der spanischen Regierung zur Rekapitalisierung Bankias abgelehnt. Damit nahm Risikoaversion deutlich zu. Der Euro verlor weiter an Boden und unterschritt die 1.2500.

Der spanische Restrukturierungsfond FROB hat bisher gute Arbeit bei der Neugestaltung des Sparkassensektors geleistet. Eine weitere Fusion steht nun auf der Agenda. (Reuters) - Im krisengeschüttelten Spanien wollen sich drei angeschlagene regionale Sparkassen zusammenschließen. Dies teilte Liberbank, eines der beteiligten Kreditinstitute, am Dienstag mit. Bei der Fusion mit Ibercaja und Caja 3 entsteht das siebtgrößte Finanzinstitut des Landes. Der Zusammenschluss der drei Geldhäuser, die alle unter der Last von unsicheren Immobilienengagements von zusammen knapp zwölf Milliarden Euro ächzen, muss noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden.

Die Tatsache, dass der spanische Notenbankpräsident Ordonez frühzeitig zurücktreten wird, ist ebenfalls losgelöst von den Beweggründen nicht geeignet, Vertrauen in Spanien zu forcieren. Mithin nimmt das Schicksal der Eurozone seinen Lauf. Die Richtung, die dabei eingeschlagen wird, ist für die Befürworter Europas und der Eurozone derzeit wenig erbaulich.

Wenden wir uns kurz Griechenland zu. Die aktuellste Umfrage sieht die ND weiter mit gut 23% vor Syriza. Die öffentliche Auseinandersetzung wird nun auch von der National Bank of Greece befruchtet.

Die Ansage ist unmissverständlich. Ein drastischer Rückgang des Lebensstandards, die Halbierung der Einkommen und ein explosionsartiger Anstieg von Arbeitslosigkeit und Inflation sind der Cocktail, der für den Fall eines Austritts prognostiziert wird. Mit derart düsteren Prognosen warnt die National Bank of Greece die Griechen rund drei Wochen vor der Neuauflage der Parlamentswahl vor einem Austritt aus der Euro-Zone. Das Pro-Kopf-Einkommen würde um 55 Prozent sinken, die neue Währung gegenüber dem Euro um 65 Prozent an Wert verlieren und die seit fünf Jahren andauernde Rezession um 22 Prozent anziehen, schrieb die größte griechische Bank, die bei Vorlage ihrer Zahlen für das erste Quartal am Mittwoch einen Verlust ausweisen dürfte. Nun denn, wer die Wahl hat, hat die Qual …

Aus Deutschland erreichten uns positive Meldungen, die natürlich nur dann nachhaltige Realität bleiben und werden, sofern die Eurozone nicht verunfallt. Nach einem Anstieg der Exporte auf einen neuen Höchstwert per März geht der BDI davon aus, dass die Ausfuhren 2012 um deutlich mehr als drei Prozent (bisher circa 3%) zulegen werden. Der BDI warnte, dass ein krisenbedingter Nachfragerückgang sich deutlich belastend auf die deutschen Exporte auswirken würde.

Die Daten aus den USA boten in der Gesamtbetrachtung ein leicht negatives Bild:

Im 20 Städtevergleich kam es im "Case/Shiller Home Price Index" zu einem Anstieg im Monatsvergleich um 0,1% in der saisonal bereinigten Fassung. Die Prognose lag bei 0,2%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Preisrückgang um -2,6% nach zuvor -3,5%.

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des „Conference Board“ wurde seinem Ruf ausgeprägter Volatilität gerecht. Wider Erwarten brach das Vertrauen von zuvor 68,7 (revidiert von 70,0) auf 64,9 Punkte ein. Die Prognose war bei 69,2 Punkten angesiedelt.

Die Bewertung der aktuellen Lage (von 51,2 auf 45,9) und die Einschätzung der zukünftigen Lage (77,6 nach zuvor 80,4) trugen zu dem Rückgang bei. Damit kommt es zu einer deutlichen Divergenz zwischen den Pendants der Universität Michigan und des "Conference Board".

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.2820 - 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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