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EZB dementiert den gestrigen "Paukenschlag" - der Schaden ist aber angerichtet

31.05.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.27 Uhr) bei 1.2390, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.2358 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 97.60, während EUR-CHF bei 1.2012 oszilliert.

Hoppla, vorgestern am späten Nachmittag kam es zum Paukenschlag gegen die Eurozone. Laut der Financial Times hätte die EZB die Pläne der spanischen Regierung zur Rekapitalisierung Bankias abgelehnt. Damit nahm Risikoaversion deutlich zu. Die Aktienmärkte sanken nachhaltig. Der Euro verlor weiter an Boden und unterschritt die Marke bei 1.2500, um aktuell Tiefstkurse bei 1.2358 zu erreichen.

Gestern dementierte die EZB diese Meldungen umfassend, ohne das eine tragfähige entspannende Wirkung an den Märkten erzielt wurde.

So wie bereits im August letzten Jahres, als mit unfundierten Gerüchten gegen SocGen und BNP Paribas als auch gegen Frankreich aus London und NY Stimmung gegen die Eurozone gemacht wurde und die aktuelle Phase der Eurodefizitkrise eingeläutet wurde, ergibt sich auch jetzt erneut der fade Beigeschmack gewollter Manipulation durch unwahre Nachrichten. Diese einseitigen zu Lasten der Eurozone wirkenden Machenschaften verdienen sich den Begriff skandalös.

  • Fakt ist, dass wir am Devisenmarkt mit den aggressivsten "Shortpositionen“ gegen die Eurozone konfrontiert sind.
  • Fakt ist, dass zur Aufrechterhaltung dieser Positionen ein kontinuierlicher Fluss negativer Nachrichten erforderlich ist.
  • Wenn diese in der Realität nicht anzufinden sind, werden diese "Nachrichten“ anscheinend "kreiert“.

Der Begriff "kreiert“ ist dabei als politisch korrekt zu klassifizieren. Fakt ist, dass dieses "kreative“ Spiel im August und auch aktuell der gezielten Falschmeldungen zur Folge hat, dass ganze Gesellschaften und Volkswirtschaften beschädigt werden. Auch werden die Reformprozesse dadurch gestört und vor allen Dingen erschwert. Ein derartiges Handeln entspricht nicht nur nicht dem "Code of Conduct“ des internationalen Handelns, sondern beinhaltet kriminelle Elemente.

Die Tatsache, dass die maßgeblichen Kräfte in der Eurozone, ob in Politik, in Medien oder kontinentaleuropäischem Finanzmarkt, diese einseitige "Gestaltung“ durch Tatenlosigkeit und Ignoranz umfassend akzeptieren, sagt sehr viel aus. Wir freuen uns, dass wir uns in Bremen von diesen Verhaltensweisen abheben.

Gestern hat sich die EU-Kommission zu den Haushaltslagen der Länder der Eurozone geäußert. Dabei kam es zu keinen Überraschungen. Spanien, Italien und Griechenland erhalten eine kritische Bewertung. Deutschland erfährt Lob und Aufmunterung, sportlicher bei Reformen tätig zu werden. Frau Dr. Merkel ist gut im Fordern, aber nicht im Liefern.

Gleichzeitig ist erkennbar, dass sich der Fokus der Reformpolitik ein Stück weit weg von reiner fiskalischer Sanierung hin zu Berücksichtigung konjunktureller und damit gesellschaftspolitischer Stabilität ergibt. Das wird unter anderem an zwei Aspekten deutlich.

  • Spanien wird bis 2014 ein Jahr mehr Zeit zugestanden, um das öffentliche Defizit auf die 3% Marke zu reduzieren.
  • Bei Griechenland wird endlich auch einmal der Erfolg der Strukturreformen thematisiert. Damit standen wir ja bisher sehr alleine. Wir danken der EU-Kommission, diese Einlassungen kommen spät, hoffentlich nicht zu spät. Fakten sprechen aber schußendlich für sich selbst.
  • Wir bedanken uns ausdrücklich nicht bei denjenigen, die genau diese strukturellen Fortschritte sportlich in den Medien negierten und damit die Reformen in Griechenland, aber auch den anderen Reformländern als Konsequenz erschwerten. Davon gibt es eine ganze Menge …

Aus terminlichen Gründen verzichten wir heute auf den Diskurs über die gestern veröffentlichten Daten. Sie waren in der Tendenz belastend für die Eurozone. Das galt für die Geldmenge M3 als auch die Kreditvergabe an den Privatsektor als auch den "Economic Sentiment“ Indikator. Gleiches lässt sich bezüglich der anhängigen Häuserverkäufe in den USA sagen. Die Datenfront spielte gestern in Moll auf.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.2820 - 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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