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US-Geldmenge steigt um 35% - Ohne EZB keine Rettung

28.10.2011  |  Markus Blaschzok
Gestern wurden in den frühen Morgenstunden die Beschlüsse des Brüsseler Eurogipfels bekannt gegeben und dem Markt als Lösung zur Staatsschuldenkrise verkauft. Das im letzten Marktkommentar bereits beschriebene politische Verwirrspiel zur Täuschung des Souveräns und des Marktes wird damit fortgesetzt. Der deutsche Aktienmarkt schoss nach Bekanntgabe der geplanten Maßnahmen um 321 Punkte oder 5,3% auf 6.337 Punkte binnen eines Tages nach oben. In dem vergangenen Monat hatte der Index bereits eine beeindruckende Rallye von 1.400 Punkten oder 28% zurückgelegt.

Die Eröffnungslücke im Kursverlauf könnte sich in dieser Bärmarktrallye womöglich als Erschöpfungslücke entpuppen. Auch der Silberpreis stieg zeitweise um fast zwei US-Dollar (6%) an, da die Konjunktursorgen, die in den letzten Monaten auf die industrielle Komponente des Silbers drückten, etwas zerstreut wurden. Schon erscheinen erste Analysten, die in den geplanten Maßnahmen die Lösung der Krise und ein künftig wieder anziehendes Wirtschaftswachstum sehen.

Wenn man sich die Beschlüsse ansieht, dann wird sofort klar, dass das so nicht umgesetzt werden kann. Zu erwarten war, dass ein weiteres Hilfsprogramm für Griechenland im Volumen von 100 Mrd. Euro aufgelegt werden soll. Doch dann hört es mit der Logik schon auf. Man erklärte, dass die EZB unter keinen Umständen weiter wertlose Staatsanleihen von Krisenstaaten erwerben solle, da der EFSF künftig um das 4-5 fache gehebelt und somit ein weiterer fiskal- oder geldpolitischer Eingriff unnötig werde. Ein 50-prozentiger Haircut bei den griechischen Staatsanleihen soll private Gläubiger beteiligen und gleichzeitig soll bis Ende Juni 2012 die Kernkapitalquote der Banken über das definierte Ziel von Basel III auf 9% angehoben werden.

Eine Anhebung der Kernkapitalquote, bei gleichzeitigen Ausfällen von Staatsanleihen ohne Rekapitalisierung durch die EZB ist technisch unmöglich. Es ist als wolle man weniger Essen und gleichzeitig zunehmen. Die Banken sollen diese Quote aus eigener Kraft erreichen, doch bedeute dies Ausfälle für andere Institute und eine Rückführung der Geldmenge M3. Dies wäre der Beginn einer weltweiten Depression mit einer wahrscheinlichen Kettenreaktion an Ausfällen, die das Ende des heutigen Zirkulationskreditsystems (Finanzsystems) bedeuten würde.

Aus Sicht der Österreichischen Schule wäre dieses Szenario für den Wohlstand und die Freiheit aller Menschen zu begrüßen. Doch ist das nicht das Ziel der Politik und des Bankensystems, weshalb eine Rekapitalisierung durch die EZB früher oder später erfolgen muss. Die Versicherungslösung zur Hebelung des EFSF ist nichts weiter als eine Mär zur Beruhigung der Märkte, die sich in absehbarer Zeit auch als solche entpuppen wird. Abgesehen davon ist der Haircut bei den griechischen Anleihen für das Bankensystem eher symbolisch, da diese Papiere entweder schon in der Bilanz der EZB stecken und somit auf den Schultern der Steuerzahler, oder bereits zum Marktwert abgeschrieben sind.

Die EZB wird schon bald gezwungen sein, direkt oder indirekt Staatsanleihen zu erwerben und die Geldbasis, wie in den USA, wo diese im September um 35% zum Vorjahr anstieg, wieder zu erhöhen. Auf dem Gipfel in Brüssel hat man bisher lediglich Pläne, doch wie die Hebelung des EFSF umgesetzt wird, ist noch offen, wird aber in einem zweiten Schritt über die EZB laufen müssen.

Übrigens wäre die Unze Gold bei einem völligen deflationären Crash in den USA und einer hundertprozentigen Golddeckung der Geldbasis erst bei 10.084 US-Dollar fair bewertet. Auch in der EWU wird, wenn die EZB wie erwartet in einigen Wochen oder Monaten wieder zu monetisieren beginnt (bisher 170 Mrd.), um die Liquidität für eine Erhöhung der Kernkapitalquoten zur Verfügung zu stellen, die Geldmenge M0 steigen und weiteres Inflationspotenzial schaffen. Schon jetzt beträgt die Steigerung der Konsumentenpreise drei Prozent und es bewegt sich eine Geldflut auf die Märkte zu, weshalb eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung, die nicht auf die Konjunktur seitens des Staates gebaut wurde, extrem fraglich und höchst unwahrscheinlich bleibt. Der leichte Anstieg von M3 im Euroraum zum Vorjahr nehmen wir als Basiseffekt unbeeindruckt zur Kenntnis.

Die aktuelle Euphorie an den Märkten könnte also schon bald enttäuscht werden. Jeder der jetzt aufgrund der guten Zahlen der letzten neun Monate in der Automobilindustrie in diese Unternehmen investiert, sollte sich fragen, wer im Falle einer neuen Rezession einen Neuwagen kauft? Die neuesten Daten zeigen bereits Gewinnrückgänge bei den Verkaufszahlen.

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Wir sehen in den Gipfelergebnissen keinen nachhaltigen Lösungsansatz. Auch die annualisierte Wachstumsrate von 2,5% für die USA, errechnet aus dem Wachstum im dritten Quartal, ist angesichts der stark gestiegenen Geldmengen und Schulden der USA, ein sehr schwaches Ergebnis, das uns nicht optimistisch stimmen kann. Insgesamt bleibt das Bild für Gold, trotz der Brüsseler Lösungsversuche, unvermindert bullisch und es ist keine ernsthafte Abkehr von der Politik des billigen Geldes ersichtlich.


Weitere Entwicklungen
  • Japan hat den Ankauf von japanischen Staatsanleihen um fünf Billionen auf 55 Billionen Yen (518 Mrd. €) ausgeweitet.

  • Frankreichs Präsident Sarkozy kündigte Einsparungen in Höhe von 6 bis 8 Mrd. Euro an, da man eine Herabstufung der Top-Bonität fürchte. Er sagte, dass "die Einführung der 35-Stunden-Woche in 2001 Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit ruiniert habe und dass das Land zu jenen mit den höchsten Steuern gehöre".

Technische Analyse

Wichtige Widerstandsmarken erreicht


Der DAX stieg gestern um 5,3% und erreichte mehrere Widerstandslinien, die nach der starken Rallye der vergangenen Wochen ein erstes Hindernis bilden könnten. Fundamental sehen wir wenig Fantasie für den Aktienmarkt, doch drückt die Liquidität die Aktienmärkte mittlerweile immer stärker nach oben. Die 6.400 Punkte stellen beim Dax einen stärkeren Kreuzwiderstand dar und kurz dahinter wartet bereits die 200-Tage-Linie. Werden die 6.400 Punkte genommen, so könnte ein weiterer Anstieg bis 6.950 Punkte erfolgen. Hier wird spätestens die Luft dünn. Der Anstieg steht auf tönernen Füssen und negative Konjunkturdaten, könnten den Index schnell wieder unter Druck bringen. Der Index könnte jetzt erstmal bis in den Bereich von 6.000 Punkte korrigieren und die Aufwärtsbewegung ein Stück korrigieren.

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Silber testete vor einer Woche noch die Unterstützung bei 30 US-Dollar und stieg seither um fast 15 % an. Der Preis durchbrach einige Widerstände und legte heute, ebenso wie der Dax, am mittelfristigen Abwärtstrend einen Stop ein. Hier nahmen heute einige Anleger Gewinne mit. Charttechnisch hat sich das Bild aufgehellt, doch ist der Abwärtstrend noch intakt. Erst Preise über 37 USD brächten ein mittelfristiges Kaufsignal. Die COT-Daten sind extrem bullisch für Silber und die Konjunkturoptimisten sehen hier künftig wieder vermehrt industrielle Nachfrage. Die Krise ist aber noch lange nicht vorbei und von daher droht dem Preis weiterhin eine jederzeit mögliche Rezession. Soll der Silberpreis weiter steigen, so muss der Abwärtstrend und die 200-Tage-Linie durchbrochen werden. Auf dem aktuellen Kursniveau könnten erstmal Gewinnmitnahmen einsetzen. Unterstützung dürfte der Bereich von 33,5 bis 34 USD bieten.

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Der Platinpreis erholte sich ebenso stark und stieg ohne Stop von1.460 USD auf 1.650 USD binnen einer Woche an. Platin erreichte zum Wochenende auch eine signifikante Widerstandsmarke, die es zu überwinden gilt. Der Preis vollzog einen "PullBack", lief exakt an das Ausbruchsniveau zurück und korrigierte heute auf diesem Niveau unter stärkeren Verkäufen. Platin wäre von einer Rezession unmittelbar betroffen, weshalb hier mittelfristig weiteres Abwärtspotenzial vorhanden ist. Wird der Widerstand bei 1.660 USD genommen, so wäre ein Anstieg bis 1.740 USD möglich. Wir rechnen jedoch erst einmal mit Gewinnmitnahmen auf diesem Niveau, da der Widerstand psychologisch stark ist. Eine Bewegung bis zur Unterstützung bei 1.580 US-Dollar ist in den nächsten Handelstagen möglich.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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