LME erleidet Niederlage vor Gericht
28.03.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis stieg gestern begünstigt durch neuerliche Proteste in Libyen und handelt am Morgen knapp unterhalb von 108 USD je Barrel. WTI erreichte in der Nacht mit 101,7 USD je Barrel ein 3-Wochenhoch. WTI profitiert dabei noch immer vom Rückgang der Ölvorräte in Cushing. Wie wir gestern betont haben, verlagert sich das Überangebot lediglich vom Mittleren Westen an die US-Golfküste, wo die Bestände inzwischen auf einem Rekordniveau liegen.
Der Abbau der Cushing-Bestände überdeckt daher die weiterhin reichliche Versorgung des US-Marktes mit Rohöl. Dies zeigt sich auch daran, dass Light Louisiana Sweet (LLS) mit einem Abschlag von vier US-Dollar gegenüber Brent gehandelt wird und sich die Preisdifferenz zwischen LLS und WTI auf 2,5 USD je Barrel verringert hat. Bei dieser Preisdifferenz ist der Transport via Pipeline von Cushing an die US-Golfküste nicht mehr profitabel, so dass lediglich vertragliche Lieferverpflichtungen den Transport aufrechterhalten dürften.
Die Rohölvorräte an der US-Golfküste dürften in den kommenden Wochen weiter steigen, da die Raffinerien nach dem Winter Wartungsarbeiten durchführen und weniger Rohöl verarbeiten. Dass die nachfrageschwache Zeit bevorsteht, zeigen auch Daten des Beratungsunternehmens Oil Movements. Denen zufolge sinken die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 12. April um 620 Tsd. Barrel pro Tag. Oil Movements führt dies auf eine schwächere saisonale Nachfrage der Raffinerien in Asien zurück.
Edelmetalle
Gold ist gestern nicht nur unter die Marke von 1.300 USD je Feinunze gefallen, sondern hat auch die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie unterschritten. Obwohl der Preis unter der 200-Tage-Linie geschlossen hat, kommt es bislang nicht zu technischen Anschlussverkäufen. Die Gold-ETFs verzeichneten gestern wieder leichte Zuflüsse, nachdem die Bestände in den beiden Tagen zuvor abgebaut wurden. Für den Preisrückgang dürften daher spekulative Finanzinvestoren hauptverantwortlich gewesen sein. Heute Abend veröffentlicht die CFTC Daten zur Marktpositionierung. Diese dürften einen deutlichen Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen zeigen.
Platin ist gestern erstmals seit Mitte Februar kurzzeitig wieder unter die Marke von 1.400 USD je Feinunze gefallen. Auch Palladium gab deutlich nach und handelt mit rund 760 USD je Feinunze auf einem Wochentief. Die Preisschwäche beider Edelmetalle ist für uns fundamental nicht nachvollziehbar. So ist der Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie mittlerweile in der zehnten Woche.
Jüngst gab es wieder Gespräche zwischen der staatlichen Vermittlungsstelle und der radikalen Gewerkschaft AMCU. Eigenen Angaben zufolge hat AMCU ihre Forderungen etwas gelockert und verlangt nun eine Verdopplung der Gehälter innerhalb von vier Jahren statt wie zuletzt über drei Jahre. Diese dürfte von den Unternehmen aber wohl erneut zurückgewiesen werden. Gespräche zwischen dem Vermittler und den Platinproduzenten sind für kommenden Montag geplant. Der Streik ist der umfangreichste im südafrikanischen Minensektor seit dem Ende des Apartheid-Regimes 1994.
Industriemetalle
Die Londoner Metallbörse (LME) hat gestern vor Gericht eine Niederlage im Prozess um ihre Bestimmungen zur Lagerhaltung einstecken müssen. Ein höheres Gericht in London hat einer Klage von Rusal, dem weltweit größten Aluminiumproduzenten, stattgegeben, und die Lagerhaltungspraktiken der LME als "ungerecht" und "gesetzwidrig" bezeichnet. Das Gericht ist der Ansicht, dass die LME im Vorfeld geplanter Regeländerungen in ihren Konsultationen mit den verschiedenen Marktteilnehmern darauf hätte hinweisen müssen, dass die Möglichkeit besteht, bei Wartezeiten zur Auslieferung von Metallen die Lagergebühren zu begrenzen oder zu verbieten.
Ab 1. April hätten alle Lagerhäuser, bei denen die Wartezeit zur Auslieferung mehr als 50 Kalendertage beträgt, täglich mindestens 1.500 Tonnen mehr ausliefern müssen als eingeliefert wird. Als Konsequenz aus dem Urteil wird die LME nicht wie geplant nächste Woche die neuen Regelungen zur Auslieferung von Metallen aus den Lagerhäusern einführen.
Dies könnte dazu führen, dass die physischen Prämien bei Aluminium in den kommenden Monaten hoch bleiben oder sogar weiter bzw. im Falle der USA wieder steigen werden. Die Konsumenten werden sich wohl zudem auf anhaltend lange Wartezeiten zur Auslieferung von Aluminium aus den LME-Lagerhäusern einstellen müssen, denn die seit vielen Monaten bestehenden Finanztransaktionen dürften fortgeführt werden.
Agrarrohstoffe
Weizen aus der Europäischen Union erfreut sich weiterhin einer hohen internationalen Nachfrage. Wie aus den Daten des französischen Agrarinstituts FranceAgriMer hervorgeht, wurden in der letzten Woche von der EU Exportlizenzen für 816 Tsd. Tonnen Weichweizen erteilt. Das ist das höchste wöchentliche Ausfuhrvolumen seit einem Monat. Seit Beginn des laufenden Erntejahres 2013/14 im vergangenen Juli summieren sich die EU-Weichweizenexporte auf 22,7 Mio. Tonnen. Damit ist der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2008/09 von 22 Mio. Tonnen für das Gesamtjahr bereits jetzt übertroffen, obwohl das Erntejahr noch drei Monate andauert.
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hatte seine Schätzung für die gesamten Weizenexporte aus der Europäischen Union für 2013/14 Anfang März um 1,5 Mio. auf einen Rekordwert von 29 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Die Nachfrage nach EU-Weizen profitiert dabei insbesondere von der Unsicherheit über die Verfügbarkeit von Weizen aus der Schwarzmeerregion aufgrund des Krim-Konflikts und drohender Sanktionen gegen Russland. Der Preis für an der LIFFE in Paris gehandelten europäischen Weizen bleibt daher gut unterstützt.
Der Internationale Getreiderat IGC rechnet unterdessen für 2014/15 mit einer weltweiten Weizenproduktion von 700 Mio. Tonnen. Das sind 4 Mio. Tonnen mehr als bei der letzten IGC-Schätzung vor einem Monat, allerdings 9 Mio. Tonnen weniger als im Erntejahr 2013/14. Das USDA veröffentlicht erste Schätzungen für 2014/15 erst im Mai.
Der Brentölpreis stieg gestern begünstigt durch neuerliche Proteste in Libyen und handelt am Morgen knapp unterhalb von 108 USD je Barrel. WTI erreichte in der Nacht mit 101,7 USD je Barrel ein 3-Wochenhoch. WTI profitiert dabei noch immer vom Rückgang der Ölvorräte in Cushing. Wie wir gestern betont haben, verlagert sich das Überangebot lediglich vom Mittleren Westen an die US-Golfküste, wo die Bestände inzwischen auf einem Rekordniveau liegen.
Der Abbau der Cushing-Bestände überdeckt daher die weiterhin reichliche Versorgung des US-Marktes mit Rohöl. Dies zeigt sich auch daran, dass Light Louisiana Sweet (LLS) mit einem Abschlag von vier US-Dollar gegenüber Brent gehandelt wird und sich die Preisdifferenz zwischen LLS und WTI auf 2,5 USD je Barrel verringert hat. Bei dieser Preisdifferenz ist der Transport via Pipeline von Cushing an die US-Golfküste nicht mehr profitabel, so dass lediglich vertragliche Lieferverpflichtungen den Transport aufrechterhalten dürften.
Die Rohölvorräte an der US-Golfküste dürften in den kommenden Wochen weiter steigen, da die Raffinerien nach dem Winter Wartungsarbeiten durchführen und weniger Rohöl verarbeiten. Dass die nachfrageschwache Zeit bevorsteht, zeigen auch Daten des Beratungsunternehmens Oil Movements. Denen zufolge sinken die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 12. April um 620 Tsd. Barrel pro Tag. Oil Movements führt dies auf eine schwächere saisonale Nachfrage der Raffinerien in Asien zurück.
Edelmetalle
Gold ist gestern nicht nur unter die Marke von 1.300 USD je Feinunze gefallen, sondern hat auch die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie unterschritten. Obwohl der Preis unter der 200-Tage-Linie geschlossen hat, kommt es bislang nicht zu technischen Anschlussverkäufen. Die Gold-ETFs verzeichneten gestern wieder leichte Zuflüsse, nachdem die Bestände in den beiden Tagen zuvor abgebaut wurden. Für den Preisrückgang dürften daher spekulative Finanzinvestoren hauptverantwortlich gewesen sein. Heute Abend veröffentlicht die CFTC Daten zur Marktpositionierung. Diese dürften einen deutlichen Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen zeigen.
Platin ist gestern erstmals seit Mitte Februar kurzzeitig wieder unter die Marke von 1.400 USD je Feinunze gefallen. Auch Palladium gab deutlich nach und handelt mit rund 760 USD je Feinunze auf einem Wochentief. Die Preisschwäche beider Edelmetalle ist für uns fundamental nicht nachvollziehbar. So ist der Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie mittlerweile in der zehnten Woche.
Jüngst gab es wieder Gespräche zwischen der staatlichen Vermittlungsstelle und der radikalen Gewerkschaft AMCU. Eigenen Angaben zufolge hat AMCU ihre Forderungen etwas gelockert und verlangt nun eine Verdopplung der Gehälter innerhalb von vier Jahren statt wie zuletzt über drei Jahre. Diese dürfte von den Unternehmen aber wohl erneut zurückgewiesen werden. Gespräche zwischen dem Vermittler und den Platinproduzenten sind für kommenden Montag geplant. Der Streik ist der umfangreichste im südafrikanischen Minensektor seit dem Ende des Apartheid-Regimes 1994.
Industriemetalle
Die Londoner Metallbörse (LME) hat gestern vor Gericht eine Niederlage im Prozess um ihre Bestimmungen zur Lagerhaltung einstecken müssen. Ein höheres Gericht in London hat einer Klage von Rusal, dem weltweit größten Aluminiumproduzenten, stattgegeben, und die Lagerhaltungspraktiken der LME als "ungerecht" und "gesetzwidrig" bezeichnet. Das Gericht ist der Ansicht, dass die LME im Vorfeld geplanter Regeländerungen in ihren Konsultationen mit den verschiedenen Marktteilnehmern darauf hätte hinweisen müssen, dass die Möglichkeit besteht, bei Wartezeiten zur Auslieferung von Metallen die Lagergebühren zu begrenzen oder zu verbieten.
Ab 1. April hätten alle Lagerhäuser, bei denen die Wartezeit zur Auslieferung mehr als 50 Kalendertage beträgt, täglich mindestens 1.500 Tonnen mehr ausliefern müssen als eingeliefert wird. Als Konsequenz aus dem Urteil wird die LME nicht wie geplant nächste Woche die neuen Regelungen zur Auslieferung von Metallen aus den Lagerhäusern einführen.
Dies könnte dazu führen, dass die physischen Prämien bei Aluminium in den kommenden Monaten hoch bleiben oder sogar weiter bzw. im Falle der USA wieder steigen werden. Die Konsumenten werden sich wohl zudem auf anhaltend lange Wartezeiten zur Auslieferung von Aluminium aus den LME-Lagerhäusern einstellen müssen, denn die seit vielen Monaten bestehenden Finanztransaktionen dürften fortgeführt werden.
Agrarrohstoffe
Weizen aus der Europäischen Union erfreut sich weiterhin einer hohen internationalen Nachfrage. Wie aus den Daten des französischen Agrarinstituts FranceAgriMer hervorgeht, wurden in der letzten Woche von der EU Exportlizenzen für 816 Tsd. Tonnen Weichweizen erteilt. Das ist das höchste wöchentliche Ausfuhrvolumen seit einem Monat. Seit Beginn des laufenden Erntejahres 2013/14 im vergangenen Juli summieren sich die EU-Weichweizenexporte auf 22,7 Mio. Tonnen. Damit ist der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2008/09 von 22 Mio. Tonnen für das Gesamtjahr bereits jetzt übertroffen, obwohl das Erntejahr noch drei Monate andauert.
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hatte seine Schätzung für die gesamten Weizenexporte aus der Europäischen Union für 2013/14 Anfang März um 1,5 Mio. auf einen Rekordwert von 29 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Die Nachfrage nach EU-Weizen profitiert dabei insbesondere von der Unsicherheit über die Verfügbarkeit von Weizen aus der Schwarzmeerregion aufgrund des Krim-Konflikts und drohender Sanktionen gegen Russland. Der Preis für an der LIFFE in Paris gehandelten europäischen Weizen bleibt daher gut unterstützt.
Der Internationale Getreiderat IGC rechnet unterdessen für 2014/15 mit einer weltweiten Weizenproduktion von 700 Mio. Tonnen. Das sind 4 Mio. Tonnen mehr als bei der letzten IGC-Schätzung vor einem Monat, allerdings 9 Mio. Tonnen weniger als im Erntejahr 2013/14. Das USDA veröffentlicht erste Schätzungen für 2014/15 erst im Mai.