Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf 13-Monatshoch

27.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis zeigt sich scheinbar immun gegen negative Nachrichten. Mitte der Woche wurde ein erneut kräftiger Anstieg der US-Rohöllagerbestände berichtet. Gestern wertete der US-Dollar massiv auf. Dennoch handelt der Brentölpreis nach einem Rückgang zu Wochenbeginn wieder bei mehr als 61 USD je Barrel und dürfte die laufende Handelswoche voraussichtlich im Plus abschließen.

Zumindest der WTI-Preis handelt noch halbwegs im Einklang mit den Fundamentaldaten. WTI notiert bei weniger als 50 USD je Barrel und liegt im Wochenvergleich im Minus. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI beträgt inzwischen 12 USD je Barrel. Dies war zuletzt im Januar 2014 der Fall. Mindestens so bemerkenswert ist, dass der Preisabstand zwischen dem nächstfälligen WTI-Terminkontrakt und dem darauffolgenden Kontrakt mittlerweile mehr als 2 USD je Barrel beträgt.

So steil war die WTI-Terminkurve am vorderen Ende zuletzt im Februar 2011. Die Preisschwäche von WTI und der starke Preisabschlag für den nächstfälligen WTI-Terminkontrakt erklärt sich mit dem rasanten Anstieg der US-Rohöllagerbestände (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern). Dieser dürfte sich in den kommenden Wochen fortsetzen, auch weil die Lagerhaltung in den USA aufgrund des starken Contango in der WTI-Terminkurve weiterhin attraktiv ist.

Heute Abend veröffentlicht Baker Hughes neue Zahlen zu den Bohraktivitäten. Diese könnten den WTI-Preis belasten, wenn sich der Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA weiter verlangsamt hat.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenausklang nahezu unverändert bei 1.210 USD je Feinunze. Die deutliche Aufwertung des US-Dollar - dieser wertete gegenüber dem Euro auf ein 4½-Wochenhoch auf - ließ Gold in Euro auf ein 10-Tageshoch von 1.080 EUR je Feinunze steigen. Die US-Inflationsrate ist im Januar erstmals seit Oktober 2009 in den negativen Bereich gerutscht, was die Realzinsen in den USA und zugleich die Opportunitätskosten von Gold erhöht. Zudem stiegen die US-Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel etwas stärker als erwartet, was Zinserhöhungsspekulationen auslöste. Beides steht einem höheren Goldpreis in USD entgegen.

Open in new window


Wie die Daten der Hongkonger Statistikbehörde zeigen, hat China im Januar 6,6% mehr Gold aus Hongkong als im Vormonat importiert. Auf Netto-Basis wurden demnach 76,1 Tonnen Gold aus der ehemaligen britischen Kronkolonie eingeführt. Die höheren Netto-Einfuhren sind wohl auf eine höhere Goldnachfrage im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfestes zurückzuführen. Ein zweiter Blick auf die Statistik zeigt allerdings, dass auf Brutto-Basis sowohl die Importe als auch die Exporte deutlich zurückgingen. Die Einfuhren fielen auf ein 5-Monatstief, die Ausfuhren markierten den niedrigsten Wert seit 16 Monaten.

Indien hat im Januar offiziellen Angaben zufolge 57,2 Tonnen Gold importiert und damit 55% mehr als im Vorjahr. Die indische Regierung dürfte bei der Vorstellung ihres Haushalts am Wochenende eine Senkung der Steuer auf Goldimporte von aktuell 10% auf 2%-5% verkünden, was auch in den kommenden Monaten höhere Goldimporte erwarten lässt.


Industriemetalle

Seitdem die chinesischen Händler wieder an die Märkte zurückgekehrt sind, geht es mit den Metallpreisen und hier allen voran Kupfer bergauf. Heute Morgen notiert Kupfer bei rund 5.900 USD je Tonne und stemmt sich damit erfolgreich gegen den festen US-Dollar. Die fundamentale Lage spricht unseres Erachtens für höhere Kupferpreise im Jahresverlauf. Denn im Rahmen ihrer Berichterstattungen haben bislang nahezu alle großen Kupferproduzenten deutliche Investitionskürzungen für das aktuelle Geschäftsjahr angekündigt. Dies sollte sich mittelfristig in einer geringeren Produktion widerspiegeln.

Das Angebot könnte aber auch schon kurzfristig beeinträchtigt werden, da in Chile, dem weltweit größten Kupferminenproduzenten mit einem Marktanteil von 31%, derzeit eine große Dürre herrscht. Dadurch kommt es zu Restriktionen bei der Wasserversorgung. Wasser ist jedoch ein wichtiger Bestandteil in der Kupferminenproduktion. Viele Kupferminen in Chile befinden sich in der Atacama-Wüste, die ohnehin schon als die trockenste Wüste der Welt gilt. Die beiden Minenunternehmen Anglo American und BHP Billiton haben bereits wegen der Wetterlage vor Produktionsrückgängen gewarnt.

Laut der staatlichen Kupferkommission Cochilco ist die Wasserknappheit ein latentes Risiko für den Bergbau in Chile. Sollte die Produktion in Chile länger beeinträchtigt werden und auch andernorts Probleme auftreten, dürfte der erwartete Angebotsüberschuss für dieses Jahr deutlich geringer ausfallen.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat IGC hat erstmals konkrete Ernteschätzungen für 2015/16 veröffentlicht. Die globale Weizenernte soll um 2% auf 705 Mio. Tonnen zurückgehen. Die globale Maisproduktion soll etwas stärker fallen, nämlich um 5% auf 938 Mio. Tonnen. Nachfrageschätzungen gibt es seitens des IGC noch nicht. Unter der Annahme einer unveränderten Nachfrage wäre der globale Weizenmarkt weitgehend ausgeglichen. Am globalen Maismarkt würde hingegen ein beträchtliches Angebotsdefizit bestehen. Allerdings weist der IGC darauf hin, dass angesichts hoher Anfangsbestände die Verfügbarkeit von Mais reichlich ist und auch die Endbestände noch auf einem komfortablen Niveau liegen sollten.

Die EU-Weizenexporte laufen weiter auf Hochtouren. In der letzten Woche wurden 912 Tsd. Tonnen Weichweizen für den Export freigegeben. Seit Beginn des laufenden Erntejahres 2014/15 summieren sich die EU-Weizenexporte damit auf 20,8 Mio. Tonnen. Der Rekord aus dem letzten Erntejahr von 28 Mio. Tonnen dürfte deutlich übertroffen werden.

Der IGC hat seine Schätzung für die EU-Weizenexporte 2014/15 auf 30,3 Mio. Tonnen von bislang 29,7 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Die EU wird damit die USA als weltgrößter Weizenexporteur deutlich überholen. Für die US-Exporte senkte der IGC seine Schätzung um 1 Mio. auf 24 Mio. Tonnen. Dies dürfte sich in einer besseren Preisentwicklung von EU-Weizen gegenüber US-Weizen widerspiegeln.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"