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Offenmarktausschuss im Fokus, erneut positive Akzente aus der Eurozone

15.09.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1315 (07.36 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1284 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.07. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.0955.

Zunehmend engen sich die Bandbreiten an den Märkten ein. Die am Donnerstag um 20 Uhr anstehende Entscheidung über die Ausrichtung der US-Zinspolitik lähmt die Akteure zunehmend.

Sofern sich die US-Zentralbank für den Einstieg in die Zinswende entscheidet, ignorierte die Fed die strukturellen Defizite in der US-Wirtschaft. Sie ignorierte dann auch die zyklische Enttäuschung der US-Wirtschaft per 2015. Letztlich hat die Federal Reserve die Wachstumsprognose per 2015 förmlich von circa 3% auf nur noch 1,9% eingedampft.

Mehr noch ignorierte sie den potentiell negativen Einfluss einer Zinswende auf die Schwellenländer, was auch eine minimierte Nachfragekonstellation für US-Güter durch diese Länder mit sich brächte. Auch wäre die mit dem Beginn einer Zinswende verbundene höhere Bewertung des USD für den Sektor der US-Exporte und damit für die Entwicklung des US-BIP kontraproduktiv.

Ergo gibt es bezüglich des Auftrags der Federal Reserve, für angemessenes Wachstum zu sorgen, keine Veranlassung, die Zinswende einzuleiten.

Sollte sich die US-Zentralbank dennoch zu der Zinswende durchringen, gäbe es zwei Erklärungsvarianten:

1. Die US-Zentralbank sieht sich verpflichtet die Zinswende einzuleiten, nachdem dieser Schritt seit zwei Jahren vorbereitet wurde. Damit gilt es auch, die Glaubwürdigkeit der Fed zu erhalten (?!?). Darüber hinaus geht es darum, Verfügungsmasse in der Zinspolitik zu generieren, um im nächsten Abschwung zinspolitisch agieren zu können.

2. Es geht nicht um den primären Auftrag der Federal Reserve. Vielmehr geht es darum, durch Zinspolitik Geopolitik zu betreiben. Mit der Zinswende würden Schwellenländer weiter destabilisiert. Damit würden auch die Emanzipationsmaßnahmen mit eigenen Finanzstrukturen (AIIB, New Development Bank) destabilisiert.

Ich möchte eine Mail, die über unser Kontaktzentrum eingegangen ist, inhaltlich aufgreifen. Die Person, die uns diese Mail zusandte, war gerade sechs Wochen in China unterwegs.

O-Ton: "Sie schreiben Klartext in ihren Tagesbriefen. China von 7,3% auf 7 % zurück, aber die USA von über 3% auf 1,9 %! Für deutsche Medien ist das ein chinesischer Einbruch, die Daten der USA werden aber mit keinem Wort erwähnt. Obwohl deren Rückgang Faktor 9 entsprechen!"

Danke an unseren Leser, dem ist nichts hinzuzufügen, außer …

Diese Einlassung passt zu dem Punkt 2 der Erklärungsvariante des Einstiegs in eine Zinswende in den USA …

Aus der Eurozone kommen erneut unerwartet positive Konjunkturdaten, die auch weiterhin sportlich in der Diskontierung an den Finanzmärkten ignoriert werden. Übrigens haben diese Daten auch eine haushaltspolitische Bedeutung.

Während die USA auf die Zahlungsunfähigkeit zusteuern, da das Schuldenlimit seit März erreicht ist und die Möglichkeiten der kreativen Finanzierung auslaufen, bietet sich nach der strukturellen Gesundung der Haushalte der Eurozone (Primärhaushalt, konjunkturell bereinigt) jetzt auch die zyklische Gesundung.

Wir sind irritiert, dass diese Umstände in der öffentlichen Debatte so umfänglich ausgeblendet werden. War die Haushaltslage nicht einer der Primärkatalysatoren des Euro-Bashings?

Die Neuzulassungen haben per August in der EU überzeugend zugelegt. Der Absatz stieg im Jahresvergleich um 11,2% Prozent auf circa 745.000 Pkw. Es kam in den großen Absatzmärkten durchgehend zu positiven Entwicklungen. Den größten Zuwachs gab es in Spanien mit einem Plus von 23,3% (Quelle ACEA).

Die Industrieproduktion der Eurozone stieg im Juli im Monatsvergleich um 0,6%. Die Prognose lag bei nur 0,3%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -0,4% auf -0,3% revidiert.

Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 1,9% (Prognose 0,6%) nach zuvor 1,5% (revidiert von 1,2%).

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1000 - 1.1400 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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