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Auflösungen von "Carry-Trades" bestimmen den Markt - veränderte Liquiditätspräfe

10.08.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3665 und steht im Rahmen massiver Auflösungen von "Carry-Trades" unter Druck. Der markante Einbruch sowohl in der Parität EUR-JPY als auch EUR-CHF war wesentlich für die Kursverluste in der Parität EUR-USD verantwortlich. Mithin ist die aktuelle Bewertung des USD gegenüber dem Euro Ausfluss von markttechnischen Gegebenheiten und nicht Ausdruck erhöhter Attraktivität des USD. Das wird deutlich an den Kursverlusten des USD gegenüber dem JPY. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 117.90. Schwache japanische Konjunkturdaten waren heute für das Marktgeschehen irrelevant (siehe letzte Nachrichten).

Nach zwischenzeitlichen technischen Erholungen an den globalen Finanzmärkten kam es gestern
  • zu massiven Kursverlusten an den Aktienmärkten,
  • zu deutlichen Gewinnen an den Bondmärkten,
  • zu Liquiditätsengpässen am Geldmarkt, die nachhaltige Zinsaufschläge zur Folge hatten und Liquiditätsspritzen der Zentralbanken (EZB, Fed, BoJ, Bog) erforderlich machten
  • und in der Folge zu brisanten Auflösungen von Carry-Trades. Innerhalb der letzten 24 Handelsstunden verlor der Euro in der Spitze gegenüber dem JPY von 165.30 auf 160.82 und gegenüber dem CHF von 1.6579 auf 1.6348.

Unerwartet waren die Turbulenzen am Geldmarkt. So befestigte sich Tagesgeld in der Spitze in der Eurozone auf 4,70%. Dahinter steht eine veränderte Liquiditätspräferenz der Marktteilnehmer, insbesondere eine Liquiditätshortung größerer Finanzmarktteilnehmer.

Derzeit zeigen sich viele Marktteilnehmer verunsichert. Kreditlinien stehen zur Disposition. Entsprechend ist es wahrscheinlich, dass G-7 Zentralbanken der Liquiditätsversorgung weiterhin verstärkte Aufmerksamkeit zukommen lassen müssen und Bereitschaft zeigen werden, bei Engpässen prompt zu reagieren.

Es wird zunehmend deutlich, dass die von den USA ausgehende "Sub Prime" Krise längst sehr
weite Kreise zieht:
  • Erstens ist es keine solitäre "Sub Prime" Krise, sondern eine Krise am US-Wohnimmobilienmarkt. Den Fall AHM setzen wir beispielhaft als bekannt voraus.

  • Es ist auch eine Hypothekenbankkrise. Seit November letzten Jahres sind 115 Institute gescheitert. http://ml-implode.com

  • Dazu gesellt sich ansatzweise eine Hedge-Fund Krise. Seit Mitte 2007 sind 11 Hedge Funds gescheitert. http://hf-implode.com

Internationale Auswirkungen sind augenfällig:
  • Unter anderem massive Schieflage der IKB
  • Wesentliche Bewertungsverluste auf globaler Ebene bei Finanzmarktteilnehmern
  • Schließungen von Geldmarktfonds (!), zuletzt bei BNP Paribas
  • Veränderte Risikowahrnehmung
  • Veränderte Risikobepreisung
  • Globale Liquiditätsklemme

Fakt ist, dass weder Zentralbanken, die Politik noch der Finanzmarkt diese Entwicklung antizipiert haben.

Mithin sind Zentralbanken, Politik und der Finanzmarkt von der Situation getrieben. Die Einlassungen von Seiten der Politik und Zentralbanken, dass die Krise begrenzt sei, wirken diesbezüglich wie der verständliche Versuch, Schaden zu begrenzen und Kontrolle zurück zu gewinnen. In der Sache werden diese Einlassungen von den Ereignissen überholt.

Wir wollen nicht versäumen, die Entwicklung der Arbeitslosenerstanträge in den USA zu dokumentieren. In der Berichtswoche per 4. August ergab sich eine Zunahme von 309.000 (revidiert von 307.000) auf 316.000 (Prognose 310.000). Der Markt hat diese Veröffentlichung freundlich ignoriert.

Heute erwarten wir die Bekanntmachung der US-Importpreise per Juli. Analysten erwarten eine Zunahme um 1,0% im Monatsvergleich. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3550 - 1.3850 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






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