Suche
 
Folgen Sie uns auf:

"Hoppla" - plötzlich ist alles gut - US-Aktien fest, "JPY-Carry-Trade" massiv...

30.08.2007  |  Folker Hellmeyer
"Hoppla" - plötzlich ist alles gut - US-Aktien fest, "JPY-Carry-Trade" massiv wiederbelebt …


Der Euro eröffnet heute bei 1.3655, nachdem gestern Höchstkurse bei 1.3680 markiert wurden. Der USD notiert aktuell bei 115.30. Gestern wurden zwischenzeitlich Höchstkurse bei 116.25 im USHandel erreicht.

Ohne wesentliche Daten oder Nachrichten konnte sich der US-Aktienmarkt gestern nach einem massiven Einbruch am Vortag um 280 Punkte (Dow Jones) um 247 Punkte befestigen. Selbst Raimund Brichta konnte nicht umhin in der Spätbörse bei n-tv auf die Möglichkeit von Regierungseinfluss zu verweisen. In einer Phase verstärkter Unsicherheit und zunehmender Risikoaversion sind derartige Bewegungen in hohem Maße suspekt. Das gilt in gleichem Maße für den "JPY-Carry Trade", der sich in dem Zuge der Erholung des Aktienmarkts gleichfalls quicklebendig zeigte.

Nicht unpassend zu dieser Thematik sind die Einlassungen von Herrn Bernanke. Fed-Präsident Bernanke antwortete brieflich auf eine Anfrage eines New Yorker Senators, dass die Fed die Entwicklungen am Finanzmarkt genau verfolge und bereit ist, angemessen zu reagieren, um belastende Effekte von den Turbulenzen an den Finanzmärkten für die Wirtschaft einzudämmen. Hier wird ein interventionistischer Ansatz und damit eine Tendenz zu politischen Preisen erkennbar, die aus Zeiten einer anderen Regierungsform bekannt sind. Offensichtlich sind Finanzmärkte vor allen Dingen dann frei, wenn sie inflationieren, also sich befestigen. Entwickelt sich die Lage zu Lasten des Finanzestablishments losgelöst von unverantwortlichen Handlungsweisen (z.B. Kreditvergabe auf Grundlage antiautoritärer Ansätze) sind Subventionen, nicht anderes sind Interventionen, opportun. Blasen sind ohnehin nicht rechtzeitig erkennbar meinte Herr Greenspan vor einiger Zeit. Man könne Übertreibungen erst im Nachhinein erkennen oder besser gesagt "obduzieren".

Herr Greenspan hatte am Finanzmarkt die Chance über Jahre gehabt, die Zinspolitik so zu steuern, dass die gegenwärtige Krise vermieden worden wäre. Real negative Zinsen über längere Zeiträume wirken wie Drogen auf das Risikoverhalten der Finanzmarktteilnehmer und sind Grundlage von Bewertungsblasen und damit Basis von zukünftiger Instabilität. Dafür zeichnet Herr Greenspan verantwortlich. Jetzt über interventionistische Politikansätze notwendige Anpassungen zu verhindern, stellte nicht anderes dar, als die verfehlte Politik von Herrn Greenspan fortzusetzen.

Heute erwarten wir den deutschen Arbeitsmarktbericht per August. Die saisonal bereinigte Quote soll von 9,0% auf 8,9% sinken. Damit wird sich die positive Tendenz voraussichtlich weiter fortsetzen.

Open in new window


Die erste Berechnung des US-BIP per 2. Quartal folgt am Nachmittag. Analysten unterstellen eine Anpassung auf annualisiert 4,0% nach zuvor 3,4% laut erster Schätzung. Wir nehmen die Daten zur Kenntnis und verweisen auf unsere kritische Haltung in Bezug auf die Berechnungsmodalitäten des US-BIP. Fakt ist, dass die aktuellen Probleme in den USA im 2. Halbjahr die Entwicklung des 2. Quartals 2007 als Ausreißer klassifizieren. Ergo kommt dieser vergangenen Entwicklung lediglich eine unterproportionale Bedeutung zu. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sollen in der aktuellen Berichtswoche per 25. August unverändert bei 322.000 oszillieren. Negative Überraschungen schließen wir nicht aus. Den Abschluss macht der Kansas City Fed Manufacturing Index per August. Im Vormonat ergab sich ein deutlicher Anstieg von -2 auf 10 Punkte. Konsensusprognosen sind hier nicht erhältlich.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3450 -80 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"