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Öl scheitert vorerst an 88-USD-Marke

17.10.2007  |  Eugen Weinberg
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Energie

Auch gestern konnte der Ölpreis einen weiteren kräftigen Anstieg verzeichnen. Der Preis für Rohöl der Sorte WTI stieg im gestrigen Handel kurzfristig um knapp 2 USD bis über 88 USD, notiert heute jedoch wieder bei 87 USD. Die Angst vor möglichen geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, sprich Angebotsstörungen, im Zuge einer türkischen Militäraktion im Nordirak trieb spekulativ eingestellte Anleger in die Öl-Futures. Außerdem dürfte dies zu massiven Short-Eindeckungen geführt haben.

Das türkische Parlament entscheidet heute über eine Vollmacht zur Entsendung von Truppen in den Nordirak, um dort gegen Stützpunkte der kurdischen Untergrundorganisation PKK vorzugehen. Die Zustimmung, die derzeit als sicher gilt, wird dem Regierungschef Erdogan für ein Jahr das Recht einräumen, eine Intervention der türkischen Armee anzuordnen. Die OPEC teilte gestern mit, dass eine mögliche Produktionsstörung durch eine zügige Angebotsausweitung des Kartells beantwortet wird. Allein die 10 OPEC-Mitglieder, welche der Quotenbindung unterliegen, verfügen derzeit über freie Produktionskapazitäten von rund 3 Millionen Barrel täglich, was ausreichen würde, um die derzeitige Ölproduktion Iraks auf dem Weltmarkt komplett zu ersetzen. Darüber hinaus werden heute Nachmittag die US-Öllagerdaten veröffentlicht. Der Bloomberg-Konsens rechnet bei den Rohöllagerbeständen mit einem Anstieg von 1,05 Mio. Barrel nach einem überraschenden Rückgang von 1,7 Mio. Barrel in der vergangenen Woche. Bei den Lagerbeständen für Benzin geht man von Plus 400 Tsd. Barrel aus, bei Destillaten erwartet man ein Minus von 750 Tsd. Barrel.

Im Zuge der Anpassung der Risikoprämie an die neu aufkeimenden geopolitischen Spannungen sowie wegen der latenten Schwäche des US-Dollars, steigender Produktionskosten und der nachwievor robusten Nachfrage im asiatischen Raum heben wir unsere Prognosen für den Ölpreis zum Jahresende von bislang 65 USD auf 75 USD an; im Jahresdurchschnitt 2008 rechnen wir jetzt mit 70 USD (bislang 63 USD) für ein Barrel WTI. Für das Brentöl erwarten wir rund 1 USD tiefere Preise, d.h. 74 USD zum Jahresende und 69 USD im Jahresdurchschnitt 2008.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte im Windschatten des Ölpreisanstieges über 767 USD kurzfristig ein neues 27-Jahreshoch markieren. Der wieder stärkere US-Dollar, der gestern bis auf 1,415 USD/EUR stieg, hat den Goldpreis jedoch anschliessend zu Fall gebracht. Die erwartete kurzfristige Korrektur dürfte sich aus unserer Sicht fortsetzen, weil der Marktoptimismus weiterhin sehr hoch und das Potenzial für große Zukäufe dementsprechend gering ist. Außerdem wird augenscheinlich der Preisanstieg nicht wie vor 2 Jahren vom steigenden Interesse japanischer Anleger begleitet. Tanaka Kikinzoku Kogyo, der größte japanische Goldeinzelhändler, teilte mit, dass der Verkauf von Goldbarren an die lokale Kundschaft in den erst 9 Monaten um 25% zurückging. Nach einer kurfristigen Verschnaufpause trauen wir dem Goldpreis bis Jahresende weiteres Kurspotenzial bis 800 USD zu.

Lonmin, der drittgrößte Platinproduzent, hat mit der südafrikanischen NUM-Gewerkschaft einen Lohnanstieg über 10% für dieses und 8% für nächstes Jahr vereinbart. Der größere Konkurrenz Anglo Platinum hatte mit der Gewerkschaft einen Abschluss von 8,5% für dieses und 8% für nächstes Jahr erzielt. Die steigenden Lohnkosten werden zwar langfristig die Preise auf einem hohen Niveau unterstützen. Kurzfristig sinkt jedoch die Gefahr über mögliche Produktionsausfälle durch Streiks. Der Platinpreis an der TOCOM in Japan fiel heute um das höchserlaubte Limit von 100 Yen bzw. rund 2%.


Industriemetalle

Bei Blei stiegen gestern die LME-Lagerbestände um 3375 Tonnen bzw. 15% an. Dies war der stärkste Anstieg seit über 3 Jahren. Aus unserer Sicht ähnelt nun die Situation am Bleimarkt der bei Nickel im Mai-Juni dieses Jahres und beim derzeitigen Preisniveau ist viel Luft nach unten drin. Der Bleipreis ist gestern bereits um über 4,5% gefallen, wir erwarten, dass die Lagerbestände weiter anschwellen und sich die Korrektur mittelfristig fortsetzt, wobei wir in den kommenden Monaten sogar mit Preisen unter 3000 USD pro Tonne rechnen. Ein Preisverfall bei Blei bei dürfte den Zinkpreis unterstützen, da diese Metalle meist gemeinsam vorkommen und die geringere Bleiproduktion auch eine niedrigere Zinkproduktion zu Folge hätte. Die Lagerbestände bei Zink befinden sich derzeit auf dem tiefsten Stand seit 1990 und aus unserer sicht noch nicht angemessen im Preis eskomptiert. Zink und Aluminium dürften mittel- bis langfristig im Vergleich zu anderen Industriemetallen über das höchste Potenzial verfügen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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