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Märkte stabil, überraschend positive Konjunkturdaten – Japan: Starke Tankan-Indices – Federal Reserve: FOMC im Fokus

13.12.2023  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0786 (05:16 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0768 in Europas Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,66. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,11. EUR-CHF oszilliert bei 0,9446.


Märkte: Stabilität durch überwiegend positive Daten gewährleistet

Die Finanzmärkte zeigten sich weiter stabil und signalisieren fortgesetzt Risikobereitschaft. Diese Haltung wurde in den letzten 24 Handelsstunden von einer Vielzahl unerwartet positiver Konjunkturdaten unterstützt. Die-ZEW Indices für Deutschland und die Eurozone fielen besser als erwartet aus. In Indien und Mexiko läuft die Industrie mit unerwartet hohem Tempo. In Japan setzten die Tankan-Indices massive positive Akzente. In den USA sank die Inflation erwartungsgemäß geringfügig im Jahresvergleich. Die Haushaltsdaten (Federal Budget) waren jedoch prekär. Die detaillierten Werte sind im Datenpotpourri aufgeführt.

Geopolitische Einflüsse waren für die Finanzmärkte neutral, da es keine neuen Erkenntnisse gab, die veränderte Lagen in den Konflikten implizieren. Das Finanzierungsproblem der Ukraine ist weiter gegeben. Schnelle US-Hilfen für die Ukraine würden laut Republikanern nicht kommen.

Bezüglich der in Aussicht gestellten Mittel der EU (50 Mrd. EUR) ist offen, ob Ungarn sich diesem Ansinnen weiterhin widersetzt. Die USA kritisieren Israel ob der Kriegsführung, stärken Israel aber den Rücken im UN-Sicherheitsrat als auch der UN-Vollversammlung.

Bei dem Klimagipfel COP 28 in Dubai steht ein verschärfter, aber dennoch pragmatischer Entwurf für die Abschlusserklärung im Raum, der einen „gerechten, geordneten und ausgewogenen Übergang von fossilen Brennstoffen“ vorsieht.

Kommentar: Das Thema einer ausreichenden und preislich schulterbaren globalen Energieversorgung ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt für die Stabilität und das Potential der Weltwirtschaft als auch jeden einzelnen Wirtschaftsraum.

An den Aktienmärkten dominierte an westlichen Märkten Stabilität oder eine leicht freundliche Verfassung. Fernost ex Japan gab nach. Der DAX sank um 0,02%, während der EuroStoxx 50 um 0,11% zulegte. US-Märkte stiegen, der S&P 500 um 0,52%, der Dow Jones um 0,50% und der CitiTech 100 um 0,90%. In Fernost (Stand 06:55 Uhr) stieg der Nikkei um 0,17%, der Sensex sank um 0,44%, der Kospi um 0,83% , der CSI 300 um 1,24% und der Hangseng Index um 0,96%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert mit 2,22% (Vortag 2,25%), die 10-jährige US-Treasuries mit 4,20% (Vortag. 4,21%).

EUR/USD ist leicht befestigt (+0,18%), Gold und Silber verloren gegenüber dem USD an Boden.


Japan: starke Tankan-Indices!

Tankan-Indices sind Sentiment-Indikatoren mit der Qualität von Frühindikatoren. Der Vergleich der Sentiment-Indikatoren Europas und Deutschlands einerseits und Japans andererseits verdeutlicht, dass es massive Divergenzen gibt. Diese Divergenzen haben eine Reihe von Hintergründen.

1. Japan betreibt eine interessenorientierte Politik für das Land, die Unternehmen und Menschen, die einen pragmatischen und nicht ideologischen Zuschnitt hat.

2. Japan hat anders als insbesondere Deutschland nicht das Vertrauen der Wirtschaft verspielt, sondern betreibt eine Wirtschaftspolitik, die stark die Interessen der
Unternehmen im Auge hat.

3. Japan betreibt eine Energiepolitik, die Versorgungssicherheit und international konkurrenzfähige Preislichkeit gewährleistet (Atomstrom, Importe aus Russland via Sachalin)

Diese Unterschiede sind quantitativ messbar. Die BIP-Prognose seitens des IWF für Japan liegt für das laufende Jahr bei Japan bei 2,0%, für die Eurozone bei 0,7% und für Deutschland bei -0,5%. Insbesondere Deutschlands Regierung riskiert fortgesetzt die Konkurrenzfähigkeit des Standorts.

Die Tankan-Indices für Japan sind erfrischend, sowohl für das Verbarbeitende Gewerbe (29% der Bruttowertschöpfung) als auch insbesondere für den Dienstleistungssektor (69,5% der Bruttowertschöpfung).

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Die Daten setzen vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Lage positive Ausrufungszeichen. Der Index für große Dienstleister markierte den höchsten Stand seit dem 4. Quartal 1991, der Index für die kleinen Dienstleister den höchsten Stand seit dem 3. Quartal 2004, der Index für große Produzenten den höchsten Stand seit dem 1. Quartal 2022 und der Index für kleine Produzenten den höchsten Stand seit dem 1. Quartal 2019.

Deutschland und Europa fallen fortgesetzt zurück. Es liegt an Rahmendaten, es liegt an verlorenem Vertrauen der Wirtschaft. Was muss noch passieren, dass es unverzichtbare Neuausrichtungen in Berlin und Brüssel gibt!


Federal Reserve: FOMC im Fokus

Heute steht das Treffen des Offenmarktausschusses der Federal Reserve auf der Agenda. Seit der letzten Sitzung ergab sich eine Fortsetzung des Rückgang der Inflation (CPI 3,1%; PPI 1,3%, Importpreise -2,0%).. Ergo ist das Thema verschärfte Geldpolitik nicht auf der Agenda. In der Verbalakrobatik wird es darum gehen, Zinssenkungserwartungen nicht zu sehr zu forcieren.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: ZEW-Indices legen zu, aber Divergenz Eurozone/Deutschland

Der ZEW-Erwartungsindex für die Eurozone verzeichnete per Dezember einen starken Anstieg von zuvor 13,8 auf 23,0 Zähler und markierte den höchsten Indexstand seit September 2022.

Deutschland: Der ZEW-Sentiment-Index stellte sich per Dezember auf 12,8 Punkte (Prognose 8,8, Vormonat 9,8). Die Divergenz der Anstiege zwischen der Eurozone und Deutschland unterstreicht die deutschen Standortnachteile. Der ZEW-Lageindex nahm per Dezember leicht von -79,8 auf -77,1 Zähler zu (Prognose -76,0).

Deutschland: Die Großhandelspreise sanken per November im Monatsvergleich um 0,2% nach zuvor -0,7%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 3,6% nach zuvor -4,2% (auslaufende Basiseffekte).


UK: Keine neuen Erkenntnisse

Die Arbeitslosenquote (Definition der ILO) stellte sich erwartungsgemäß auf unverändert 4,2%.


USA: Verbraucherpreise wie erwartet – Federal Budget massiv


Die Verbraucherpreise nahmen per November im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,0%) und im Jahresvergleich um 3,1% (Prognose 3,1%) nach zuvor 3,2% zu. Die Kernrate der Verbraucherpreise stieg erwartungsgemäß im Monatsvergleich um 0,3% und im Jahresvergleich um 4,0% (Vormonat 4,0%).

Der NFIB Business Optimism Index, der über die Gemütslage kleinerer Unternehmen Auskunft gibt, sank per November von 90,7 auf 90,6 Punkte. Das Federal Budget als wesentlicher Teil des US-Gesamthaushalts wies per November ein Defizit in Höhe von 314 Mrd. USD aus (Prognose -301 Mrd. USD, 11/2022 -249 Mrd. USD, 11/2021 -191 Mrd. USD, 11/2020 –145 Mrd. USD).


Mexiko: "Fiesta Mexicana" bei Industrieproduktion

Die Industrieproduktion nahm per Oktober im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose -0,1%) und im Jahresvergleich um 5,5% (Prognose 4,2%) nach zuvor 4,0% zu.


Indien: Industrieproduktion deutlich zweistellig!

Die Industrieproduktion stieg per Oktober im Jahresvergleich um 11,7% (Prognose 10,0%) nach zuvor 5,8%.


Russland: Geringerer, aber weiter hoher Handelsbilanzüberschuss

Der Handelsbilanzüberschuss lag per Oktober bei 9,433 nach zuvor 15,650 Mrd. USD.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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