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Rohstoffhausse nimmt eine Pause

05.03.2008  |  Eugen Weinberg
Keine Hausse verläuft nur immer steil aufwärts. So ist auch nicht verwunderlich, dass die extreme Rallye der letzten Wochen bei Rohstoffen gestern abrupt ein vorläufiges Ende gefunden hat und die Rohstoffpreise auf sehr breiter Front stark zurückgekommen sind. Die Märkte benötigen immer Zeit, um sich wieder zu sammeln, die zittrigen Hände auszuschütteln und neue Zuversicht zu tanken, bevor es wieder nach oben gehen kann.

Energie

Im Vorfeld der OPEC-Sitzung in Wien sind die Ölpreise gestern unter die psychologisch wichtige Marke von 100 USD auf 99 USD zurück gefallen, bevor sie wieder um 100 USD schlossen. Wir erwarten von der Sitzung zwar keine neuen positiven Impulse für den Markt in Form von Produktionsreduktionen. Allerdings ist die Diskussion über eventuell höhere Produktionsquoten trotz der Rekordpreise zurzeit verfrüht, da die Nachfrage im 2. Quartal traditionell niedrig ist.

Wir rechnen mit einem unveränderten Produktionsniveau, wobei die OPEC auf die robuste Nachfrage und einen schwachen US-Dollar als Begründung für den derzeitigen verweisen wird. Wir erwarten, dass der Ölpreis in den kommenden Wochen sinkt, da die Konjunkturflaute in den USA auch bei der Benzinnachfrage tiefe Spuren hinterlassen sollte. Heute werden die US-Lagerbestände für Rohöl und Ölprodukte veröffentlicht. Der Konsens rechnet mit einem Anstieg der Lagerbestände für Rohöl um 2,4 Mio. Barrel, nahezu unveränderten Lagerbeständen für Benzin und einem Rückgang der Destillate-Bestände um 1,8 Mio. Barrel. Der achte Anstieg in Folge bei Rohöllagerdaten dürfte auch den Ölpreis belasten insbesondere, dann wenn dieser dann zusätzlich negative technische Impulse bei einem nachhaltigen Durchbruch der 100-USD-Marke nach unten bekommt.


Edelmetalle

Die Bombay Bullion Association teilte mit, dass die Goldimporte Indiens im Februar um 81% im Vergleich zum Vorjahr gefallen sind. Es wurden 10,2 Tonnen statt 54 Tonnen ein Jahr früher importiert. Insgesamt wurden in den ersten zwei Monaten rund 15 Tonnen gelbes Metall importiert verglichen mit 110 Tonnen im Vorjahr. Die Nachfrage wird zurzeit noch durch die Schmelzung von Altgold befriedigt. Bei Silber schätzt man sogar, dass seit Oktober kein Silber nach Indien importiert wurde. Wir denken, dass es sich um ein eher kurzfristiges Phänomen handelt, da die Einkäufer sich an das neue Preisniveau noch gewöhnen müssen. Außerdem setzt der Nachfrage die anhaltend hohe Volatilität zu. Sobald sich die Preise wieder stabilisieren oder sich wieder ein Trend etabliert sollte, werden auch die Schmuckkäufe wieder zunehmen.

Die NYMEX wird ab morgen die Einschüsse bei Silberkontrakten geringfügig um knapp 15% nach oben anpassen wird. Die Anzahlung für die Silber-Kontrakte – ein Kontrakt entspricht 5.000 Unzen bzw. rund 100.000 USD - steigt für die Mitglieder von zuvor 5.000 USD auf 5.750 USD. Die Nicht-Mitglieder müssen demnach statt zuvor 6.750 USD nun 7.763 USD hinterlegen, um einen Silber-Future an der COMEX zu handeln. Auch die Margen bei den miNYTM Silber-Futures werden um 15% angehoben. Zwar könnte dies zu einigen kleinen Glattstellungen führen, sollte dennoch die meisten Marktteilnehmer nicht vom Futures-Handel abhalten.


Industriemetalle

Auch die Industriemetalle fielen nach einem sehr positivem Start im Laufe des Tages stark zurück. Die Preise für Kupfer, Blei und Nickel markiert vorerst Mehrmonats-Hochs, ehe sie angesichts fallendener Aktienmärkte auch nachgaben. Nur der Aluminiumpreis bleibt von den anhaltenden Energieversorgungsproblemen und den hohen Kosten auf einem Niveau um 3100 USD unterstützt. Wir glauben, dass sich bei einigen Industriemetallen, wie z.B. Nickel, Blei und Kupfer, ein erhebliches Rückschlagspotenzial aufgebaut hat und rechnen in Abwesenheit neuer Impulse mit einer Fortsetzung der Korrektur in den kommenden Tagen.

Der Zinnpreis hat gestern einen neuen Rekordwert aufgestellt, nachdem die LME-Lagerbestände zum ersten Mal seit Juni 2007 unter 10.000 Tonnen gefallen sind. Aus unserer Sicht ist der Preis für dieses Metall in diesem Jahr nach unten gut unterstützt, zumal zu den Export-Eischränkungen in Indonesien auch eine robuste Nachfrage und die Lieferproblematik in Kongo hinzukommen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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