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Kurzes Durchatmen vor neuem Höhenflug

23.05.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Das neue Rekordhoch bei Rohöl liegt seit gestern bei 135 Dollar je Barrel. Im weiteren Handelsverlauf gab der Ölpreis dann aber doch deutlich ab und "verbilligte" sich auf 131 Dollar je Barrel. Technische Indikatoren sprechen für einen überkauften Markt, was einige Investoren zu Gewinnmitnahmen verleitet hat. Darüber hinaus hatte der zweite Blick auf die zunächst bullish interpretierten Lagerdaten in den USA gewisse Schwachstellen offengelegt.

So zeigte sich, dass die Benzinnachfrage, die zwar saisonal bedingt gegenüber Vorwoche gestiegen war, schwächelt und immerhin 1% hinter den Vorjahreswerten zurückbleibt. Auch der überraschend starke Rückgang der Rohölvorräte um 5,3 Mio Barrel ließ sich mit Blick auf die deutlich gestiegene Kapazitätsauslastung etwas relativieren. Denn eine stärkere Auslastung bedeutet zugleich eine höhere Produktion an Destillaten. Doch die Rallye dürfte höchstens kurzzeitig ausgebremst sein: Die gestern von der NOAA veröffentlichte erste Prognose für die Hurrikan-Saison 2008 lenkte den Blick auf einen weiteren preistreibenden Faktor, der ab Spätsommer wieder in den Fokus der Marktteilnehmer rücken sollte.

Die diesjährige Saison soll mit prognostizierten neun Hurrikans stärker sein als üblich. Darüber hinaus schürte der Direktor der IEA, Nobua Tanaka, die Angst vor Angebotsengpässen mit seiner Aussage, dass man voraussichtlich aufgrund des schnelleren Ausschöpfens der Ölfelder die langfristigen Angebotsprognosen bis 2030 nach unten revidieren würde. Bislang war man von einer Förderung von 116 Mio Barrel pro Tag aus. Genaue Ergebnisse werden im November vorgestellt.

An der Stelle sei aber auch auf die gleichzeitige erhebliche Unsicherheit solch langfristiger Prognosen auf der Nachfrageseite hingewiesen. So erhöhen die extrem hohen Preise die Anreize für einen deutlich effizienteren Energieeinsatz. In diesem Kontext sei erwähnt, dass aus Indien heute morgen zu hören war, dass Benzin- und Dieselpreiserhöhungen unvermeidbar seien. Auch in anderen Ländern mit hohen Subventionen der Treibstoffpreise steigt der Anpassungsdruck: In Taiwan und Indonesien scheinen Preisanpassungen kaum noch aufzuhalten zu sein. Und in China - so schätzt die IEA - belaufen sich die Subventionen auf 45 Mrd Dollar bzw 5,2% des Staatshaushalts, wobei die jüngsten Preissteigerungen noch gar nicht eingerechnet sind. Auch hier baut sich also die Gefahr eines großen Korrekturbedarfs auf.

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Erdgas in New York kann von der Hausse am Ölmarkt profitieren und wiedersetzt sich dem ansonsten jahreszeitlich üblichen Trend fallender Preise. Henry Hub verteuerte sich gestern auf 11,7 Dollar je MMBtu, zumal der Lageraufbau mit 85 Mrd Kubikfuß leicht unter den Erwartungen lag.


Edelmetalle

Die Edelmetalle können von der Rallye am Ölmarkt und dem schwächeren Dollar profitieren. Gold verteuerte sich gestern zwischenzeitlich auf 935 Dollar je Feinunze, den höchsten Stand seit vier Wochen, gab aber im weiteren Handelsverlauf wieder etwas ab. Derzeit wird bei allen Edelmetallen von niedriger physischer Nachfrage berichtet. Gold Fields, größter Goldproduzent Afrikas, berichtet, dass man seinen Output auf dem Kontinent steigern will bzw. durch stärkere Mechanisierung die Kosten senken will. Grundsätzlich zeigen sich die Goldproduzenten bezüglich einer Ausweitung der Förderung jedoch skeptisch; der CEO von Newmont meint, es gäbe kaum neue Explorationserfolge und auch von daher blieben die Aussichten für den Goldpreis gut.


Industriemetalle

Die Industriemetalle können nicht mitziehen, sondern gaben mit Ausnahme von Aluminium im gestrigen Handeslverlauf ab. Kupfer verbilligte sich im Dreimonatskontrakt auf 8 150 Dollar je Tonne. In den ersten drei Monaten war laut WBMS Statistik ein leichter Überschuss zu verzeichnen. Die Minenproduktion lag zwar 4% unter Vorjahr, aber dennoch überstieg die Produktion an raffiniertem Kupfer das Vorjahr um 2%, während die Nachfrage auf Vorjahresniveau stagnierte. Während der Verbrauch in China um 6% zunahm, war in der EU (27) ein Rückgang um 12% zu verzeichnen. Wir sehen weiterhin Korrekturpotenzial bei Kupfer.

Zink fiel gestern trotz anhaltender Produktionsausfälle in der Skorpion Mine von Anglo American Plc, Namibia, weiter auf 2 100 Dollar je Tonne zurück, den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Das australischen Minenunternehmen AIM Resources hat die Entwicklung des Perkoa Zink Projekt aufgenomen, ab dem 2. Quartal 2009 soll produziert werden und zwar 180 Tsd. Tonnen jährlich. Die Warnung von Teck Cominco Ltd., dass der Markt in 18 Monaten wegen Minenschließungen knapp werden könnte, dürfte im aktuellen Marktumfeld eher verpuffen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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