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Verschnaufpause nach der Chinas Zinssenkung

27.11.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt bei 53 USD je Barrel und damit etwas fester als am Vortag. Steigende Aktienmärkte, eine unerwartet kräftige Zinssenkung in China und die Aussicht auf eine Kürzung der OPEC-Produktion sorgten für Unterstützung, woran selbst kräftig gestiegene US-Rohöllagerbestände nichts ändern konnten. Diese stiegen laut DOE in der vergangenen Woche unerwartet deutlich um 7,3 Mio. Barrel. Maßgeblich hierfür war ein Anstieg der Importe um 1,1 Mio. Barrel pro Tag. Dieser Anstieg reichte aus, um den höheren Rohölbedarf der Raffinerien mehr als auszugleichen. Die Rohöllagerbestände sind damit seit nunmehr neun Wochen in Folge gestiegen und liegen mittlerweile 4,5% über dem 5-Jahresdurchschnitt.

Die Benzinlagerbestände stiegen um 1,8 Mio. Barrel und damit ebenfalls stärker als erwartet, was auf die um 1,25 Prozentpunkte gestiegene Auslastung der Raffinerien zurückgeführt werden kann. Dennoch konnte der Benzinpreis im Anschluss deutlich steigen. Dies kann ein Indiz dafür sein, dass die Benzinpreise den Boden gefunden haben. Seit Anfang Oktober liegt der Preis für US-Benzin niedriger als für US-Rohöl, was über einen so langen Zeitraum beispiellos ist.

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Der Rückgang bei den Mitteldestillaten um 186 Tsd. Barrel liegt im Rahmen des saisonüblichen Musters, weil der Bedarf an Heizöl mit der kälteren Jahreszeit zunimmt. Auch die Daten zur Nachfrageentwicklung in den USA hätten eindeutig für einen fallenden Ölpreis gesprochen. Die Nachfrage nach Ölprodukten in den USA lag in den vergangenen vier Wochen 6,6% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die US-Ölnachfrage fiel im September um knapp 13% zum Vorjahr auf 17,8 Mio. Barrel und lag damit so niedrig wie zuletzt vor 12 Jahren. Der deutliche Anstieg der Rohöllagerbestände und die Nachfrageschwäche dürften den Druck auf die OPEC erhöhen, die Fördermenge weiter zu kürzen.

Dies könnte ebenfalls erklären, warum der Ölpreis nach der Veröffentlichung der Daten nur kurzzeitig unter Druck geriet. Die Nachfrageschwäche in den USA dürfte nach dem dramatischen Preisrückgang der vergangenen Wochen und Monate bereits größtenteils eskomptiert sein. Gleichwohl steht sie einer nachhaltigen Erholung der Ölpreise entgegen und erzwingt entsprechende Gegenmßnahmen der OPEC. Laut Venezuela könnte sich die OPEC schon bei der informellen Sitzung am Wochenende auf eine Produktionskürzung verständigen.


Edelmetalle

Gold handelt wenig verändert im Vergleich zu gestern bei 810 USD je Feinunze. Gold hat somit bislang nicht auf die Serie von Bombenanschlägen reagiert, welche die indische Metropole Mumbai in der Nacht erschütterte. Zum einen ist unklar, ob die Ereignisse ein lokales Ereignis bleiben oder ein neues geopolitisches Risiko zur Folge haben werden. Zum anderen könnte dadurch auch die Nachfrage in Indien, dem größten Goldimporteur, beeinträchtigt werden. Auch begrenzen die Gewinne an den Aktienmärkten das Anstiegspotenzial. Zudem hat sich der US-Dollar trotz schwacher US-Konjunkturdaten gegenüber dem Euro wieder etwas befestigen können. Die Investorennachfrage bleibt dagegen robust. Die von SPDR Gold Trust gehaltenen Goldbestände stiegen gestern um weitere drei Tonnen auf 758 Tonnen. Sie liegen damit nur noch 12 Tonnen unter dem im Oktober verzeichneten Rekordhoch. Die in den großen Volkswirtschaften betriebene Reflationierungspolitik spricht für ein weiter zunehmendes Investoreninteresse in den kommenden Wochen und Monaten. Gold besitzt daher deutliches Aufwärtspotenzial.


Industriemetalle

Die Metallpreise profitierten gestern von der unerwartet kräftigen Zinssenkung der chinesischen Zentralbank um 108 Basispunkte, der stärksten Zinssenkung seit 11 Jahren. Schwache US-Konjunkturdaten zum Verarbeitenden Gewerbe und zum Immobilienmarkt und der Rückgang des Baltic Dry Index auf ein 22-Jahrestief ließen die Gewinne jedoch schnell wieder abbröckeln.

Wie das Internationale Aluminium Institut meldet, sind die Aluminiumlagerbestände weltweit im Oktober um 1,6% gegenüber dem Vormonat auf 1,6 Mio. Tonnen gesunken. Diese Daten stehen im Kontrast zum deutlichen Anstieg der LME-Aluminiumlagerbestände, welche im gleichen Zeitraum um mehr als 10% bzw. rund 150 Tsd. Tonnen stiegen. Dies bestätigt unsere These, dass der Anstieg der LME-Lagerbestände durch Sonderfaktoren verzerrt ist und somit kein zuverlässiges Bild von der Angebots- und Nachfrageentwicklung liefert. Aluminium dürfte auf dem gegenwärtigen Niveau einen Boden ausbilden.

Laut Battery Council International stiegen die Lieferungen von Ersatzbatterien für Autos in Nordamerika im September um 5,4% bzw. knapp 500 Tsd. Stück gegenüber dem Vorjahr auf 9,33 Mio. Stück. Die Lieferungen von Neubatterien dagegen fielen aufgrund der schwachen Autokonjunktur um 12% auf 1,52 Mio. Die Nachfrage nach Ersatzbatterien stellt somit einen starken stabilisierenden Faktor für die Bleinachfrage dar, da die Batteriehersteller 70% der Gesamtnachfrage nach Blei ausmachen.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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