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Zweifel an Quotendisziplin belastet Ölpreis

03.12.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt nur unweit des gestern verzeichneten 3 ½ Jahrestiefs bei 47 USD je Barrel. Nachfragesorgen und Zweifel an der Quotendisziplin der OPEC wirken preisbelastend. Einer Reuters-Umfrage zufolge wurde die beschlossene OPEC-Produktionskürzung um 1,5 Mio. Barrel pro Tag von Ende Oktober erst zu 66% umgesetzt.

Die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait sollen sogar einige asiatische Abnehmer darüber informiert haben, im Januar wieder mehr Öl zu liefern, nachdem die Lieferungen im November und Dezember im Einklang mit dem OPEC-Beschluss gekürzt worden waren. Die Mehrlieferung kann auch damit zu tun haben, dass aufgrund der schwachen Nachfrage anderswo weniger Öl abgesetzt werden konnte, so dass die insgesamt verkaufte Menge nicht steigt. Dennoch könnten diese Meldungen Zweifel nähren, dass die OPEC wirklich in der Lage ist, die beschlossenen Produktionskürzungen umzusetzen. Erst am vergangenen Wochenende hatten Saudi-Arabien, aber auch die V.A.E. und Kuwait von den OPEC-Mitgliedern eine striktere Quotendisziplin gefordert.

Russland hat im November deutlich mehr Ölprodukte exportiert als im Vormonat. Dies kann damit zusammenhängen, dass der Exportzoll für Ölprodukte niedriger ist als für Rohöl und dürfte zu einem weiteren Anstieg der weltweiten Lagerbestände bei den Ölprodukten beitragen.

Die Benzin- und Diesellagerbestände in China stiegen im Oktober auf neue Rekordstände von 33,1 Mio. bzw. 51,6 Mio. Barrel. Auch in den USA steigen die Lagerbestände bereits seit Wochen. Die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden Daten für die vergangene Woche dürften dies erneut bestätigen. Bei Rohöl wird mit einem Anstieg um 1 Mio. Barrel gerechnet, bei Benzin ebenfalls mit einem Zuwachs um 1 Mio. Barrel und bei den Destillaten mit einem Plus von 700 Tsd. Barrel. Die DOE-Daten könnten somit den Bären am Ölmarkt weitere Verkaufsargumente liefern. Neue Tiefstände unterhalb von 47 USD je Barrel sind daher zumindest kurzfristig nicht auszuschließen.


Edelmetalle

Gold notiert unverändert bei 770 USD je Feinunze. Zwischenzeitliche Kursgewinne wurden durch den steigenden US-Dollar und eine schwache europäische Aktienmärkte aufgezehrt. Während die anhaltende Finanzmarktkrise für einen höheren Goldpreis spricht, gibt es auch Faktoren, die einem Anstieg derzeit entgegenstehen. So bedeutet der hohe Goldpreis in indischen Rupien, dass die Nachfrage in Indien, dem weltgrößten Konsumenten, gebremst wird.

Auch in den Währungen wichtiger Produzentenländer notiert Gold nahe den Höchstständen, was sich unterstützend auf das Angebot auswirken sollte. Der in London gelistete Goldproduzent Randgold erwartet im vierten Quartal eine steigende Goldproduktion in seinen beiden Goldprojekten im afrikanischen Mali. Zwar dürfte die Produktion in der Morila Mine im Gesamtjahr etwas niedriger ausfallen als die bislang erwarteten 430 Tsd. Unzen. Das Produktionsziel von 265 Tsd. Unzen für die Loulo Mine soll dagegen erreicht werden. Platin konnte seit gestern dank steigender Aktienmärkte und neuer Hoffnung auf Staatshilfen für die angeschlagenen US-Automobilkonzerne um 4% auf 830 USD je Feinunze steigen. Die katastrophalen US-Autoabsatzzahlen für November dürften einem weiteren Anstieg jedoch Grenzen setzen.

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Industriemetalle

Die Metallpreise gaben gestern weiter nach. Aluminium, Blei und Kupfer litten unter dem Einbruch der US-Autoverkäufe. Diese lagen im November mit einer Jahresrate von 10,2 Mio 37% unter Vorjahr und damit auf dem niedrigsten Niveau seit 26 Jahren. Mit einem Anteil von rund 40% an der Gesamtnachfrage ist das Transportwesen die wichtigste Abnehmerbranche von Aluminium. Darüber hinaus belastet die Einschätzung der chinesischen Research-Gruppe Antaike, dass Chinas Alumiumnachfrage im kommenden Jahr nur 3% zulegen würde, nach 8,5% im laufenden Jahr.

Nichtsdestotrotz will Nanshan, Chinas zweitgrößter Anbieter von Aluminiumprodukten, seine Kapazitäten für Primäraluminium im kommenden Jahr auf 800 Tsd. Tonnen verdoppeln. Nicht zuletzt angesichts weiter steigender LME-Vorräte fiel Aluminium unter 1.700 USD je Tonne auf ein neues 3 1/2 Jahrestief. Auch Blei markiert mit 1.070 USD je Tonne ein neues 2 1/2 Jahrestief. Belastend ist auch hier die jüngste Entwicklung der LME Vorräte, denn diese steigen seit knapp einer Woche leicht, nachdem sie zuvor anders als bei den übrigen Industriemetallen seit Mitte des Jahres deutlich gefallen waren.

Um der Preisschwäche entgegenzuwirken, wird in China vermehrt darüber nachgedacht, Vorräte aufzustocken. Nachdem wie gestern erwähnt die chinesische Provinz Yunnan zusätzliche Vorratskäufe angekündigt hat, erwägt nun auch die Nachbarprovinz Guangxi ähnliche Schritte. Diese Vorhaben sollten sich stabilisierend auf die Metallpreise auswirken.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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