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Obama steht für Hoffnung auch bei Rohstoffen

09.12.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Das gestern vom zukünftigen US-Präsidenten Obama angekündigte größte US-Konjunkturprogramm seit den 1950er Jahren hat sowohl bei Aktien als auch bei Rohstoffen für ein wahres Feuerwerk gesorgt. Der CRB-Rohstoffindex konnte seit dem am vergangenen Freitag markierten 6-Jahrestief um mehr als 5% zugelegen. Rohöl der Sorte WTI konnte seit Freitag rund 3 Dollar zulegen. Die Erholung wurde unterstützt von der Ankündigung Saudi-Arabiens, die Lieferung an die asiatischen Raffinerien ab Januar um 10% zu kürzen. Für Dezember hatte man lediglich eine Reduzierung der vereinbarten Liefermenge um 5% in Aussicht gestellt.

Gemäß Bloomberg Daten war Saudi-Arabien bisher das OPEC-Land, das am stärksten von der vereinbarten Quoten abgewichen ist: die Produktion lag im November knapp 7% über der Quote. Die Abweichung von Saudi-Arabien fällt insofern umso stärker ins Gewicht, als dass Saudi-Arabien mit einer Tagesproduktion von gut 9 Mio Barrel im November das mit Abstand gößte Produzentenland ist und somit gut eine halbe Millionen Barrel pro Tag zuviel gefördert hat. Prozentual nahezu ebenso groß war zwar die Überproduktion Kuwaits, in Absolutgrößen belief sie sich aber "nur" auf täglich 150 Mio. Barrel. Für die Stabilisierung des Marktes ist die Glaubwürdigkeit der OPEC von essentieller Bedeutung. Die spekulativen Kräfte haben sich derzeit nicht sehr stark positioniert: Das Engagement der spekulativen Anleger ist nahezu ausgeglichen. Die Netto-Long Positionen der nicht-kommerziellen Anleger sind geringfügig gefallen und liegen derzeit bei gut 2000 Tsd. Kontrakten.


Edelmetalle

Gold konnte gestern zusätzlich beflügelt von einem schwächeren US Dollar ebenfalls deutlich zulegen. Mit einem Anstieg von 30 Dollar je Feinunze verteuert sich Gold innerhalb eines Tages so stark wie seit zwei Wochen nicht mehr. Gold kostet nun wieder 770 Dollar je Feinunze. Unterstützung gibt die Nachricht, dass die Goldproduktion Südafrikas, die bis vor kurzem die größte der Welt war, im Oktober 14,4% unter Vorjahr lag. Anders als bei Öl war das spekulative Engagement der nicht-kommerziellen Anleger an der COMEX in der Woche zum 5.Dezember zwar leicht gestiegen, es bleibt aber auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Die Anzahl der Netto-Long Kontrakte ist nicht einmal halb so hoch wie im Sommer. Silber kann ebenfalls deutlich zulegen und übersteigt die Marke von 10 Dollar je Feinunze. Damit hat das weiße Edelmetall seit Freitag gegenüber Gold relative Stärke aufbauen können.
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Auch die Platinmetalle können sich erholen, nachdem sich die Bewilligung des Rettungspakets mit Staatshilfen in Höhe von 15 Mrd. US Dollar abzeichnet. Der Gesetzentwurf wurde nun an das Weiße Haus weitergeleitet. Darüber hinaus hat der südafrikanische Platinproduzent Aquarius Platinum ankündigt, die Produktion in der Everest Mine, Südafrika, wegen Sicherheitsproblemen für mindestens eine Woche anhalten zu müssen. Der Ausfall beläuft sich auf 2500 Unzen je Woche.


Industriemetalle

Auch die Industriemetalle profitieren von der gestrigen Aufhellung der Stimmung. Der Index der Londoner Metallbörse LMEX legte gut 5% zu. Kupfer konnte sich zwischenzeitlich wieder auf 3300 Dollar je Tonne erholen, gibt aber heute morgen einen Teil der Gewinne wieder ab. Sumitomo Metal Mining, Japans zweitgrößter Kupferproduzent, hat angekündigt, seine Produktion ab dem ersten Quartal zu kürzen, wobei eine Quantifizierung noch fehlt. Zuvor hatte der größte japanische Kupferproduzent Nippon Mining eine Kürzung um 10 bis 20% in Aussicht gestellt.

Die Lage für die Eisenerzproduzenten wird immer angespannter: Der weltgrößte Eisenerzproduzent Vale hält die Produktion in zwei weiteren Eisenerz-Förderstätten an. Damit ist die Produktion von insgesamt 29,3 Mio Tonnen Eisenerz ausgesetzt. Darüber hinaus berichtet der drittgrößte Anbieter am Markt, BHP Billiton, im November nur 10,1 Mio Tonnen von Australien nach China exportiert zu haben. Das war die niedrigste Menge seit Februar. Damit ist die Verhandlungsposition der Eisenerzproduzenten in den nun beginnenden Vertragsgesprächen über die Eisenerzpreise ab April nächsten Jahres äußerst schwierig. Ein Vertreter des chinesischen Verbandes der Eisen und Stahlindustrie CISA äußerte, dass die chinesischen Stahlproduzenten einen Preisrückgang um 82% für Eisenerz fordern sollten. Auch wenn wir eine solche Forderung für überzogen halten, rechnen auch wir angesichts der deutlichen Abkühlung der Stahlkonjunktur mit einem deutlichen Preisabschlag um rund 30% für Eisenerz.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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