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Den Rohstoffen geht schnell die Puste aus

10.12.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Öl gab im gestrigen Handel die Gewinne des Vortages wieder ab, kann sich aber am Morgen wieder über 43 Dollar je Barrel etablieren. Derzeit sind es vor allem die kurzfristigen Händler, die bei den aktuellen Preisen Kaufgelegenheiten sehen: binnen zwei Woche ist Öl um weitere 20% gefallen, was viele Marktteilnehmer so wie wir als übertrieben erachten. Dies gilt umso mehr, als dass sich weitere Kürzungen des OPEC Angebots am 17.Dezember abzeichnen. In ihrem kurzfristigen Energieausblick hat die amerikanische Energy Information Administration (EIA) auch neue Zahlen für das Angebot außerhalb der OPEC vorgelegt. Demnach ist die Produktion im laufenden Jahr um 310 Tsd. Barrel pro Tag gefallen. Für das nächste Jahr erwartet die EIA zwar eine leichte Ausweitung des Angebots um 400 Tsd. Barrel pro Tag. Aber zum einen haben diese Zahlen immer wieder enttäuscht: so hatte die EIA im Dezember 2007 für das laufende Jahr eine Ausweitung der Födermenge um 900 Tsd. Barrel pro Tag erwartet. Zum anderen würde ein zusätzliches Angebot durch die Kürzung des OPEC Födermenge mehr als kompensiert. Damit wird sich die Situation am Markt verknappen, gleichwohl nach Einschätzung der EIA die Ölnachfrage im kommenden Jahr um 450 Tsd. Barrel pro Tag fallen wird.

Darüber hinaus wird aus Industriekreisen berichtet, dass China die zur Zeit niedrigen Preise nutzt, die nationalen Strategischen Reserven aufzubauen. Ungefähr 7,3 Mio Barrel Öl seien in die 3. Lagerstätte in der Huangdo Basis gefüllt worden. Eine Bestätigung von offizieller Seite gibt es allerdings nicht. China will langfristig eine Strategische Reserven in Höhe von 400 Mio Barrel aufbauen. Bis 2010 sollen Reserven in Höhe von 30 Tagesimporten bzw. 88 Mio Barrel eingelagert werden.

Heute Nachmittag veröffentlicht das Department of Energy die Lagerbestandsdaten: Der Konsens rechnet für die Woche zum 5. Dezember mit einem Aufbau der Rohöllagerbestände um 1,3 Mio Barrel, einem Rückgang der Benzinbestände um 400 Tsd. Barrel und einem Rückgang der Destillate um 1,5 Mio Barrel. Höhere Vorräte als erwartet könnten die Ölpreise erneut unter Druck setzen.

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Edelmetalle

Gold kann seine Aufwärtstendenz fortsetzen und notiert heute Morgen dank eines schwächeren Dollar bei 780 Dollar je Feinunze. Wir denken, dass Gold als sicherer Hafen gesucht bleiben wird. Die physische Nachfrage ist weiterhin hoch: so berichten Händler, dass Münzhersteller noch immer eine durchschnittliche Prämie von 45 US Dollar je Unze zahlen müssen. Der Aufschlag von 6% sei dreimal so hoch wie zu Jahresbeginn 2006.

Silber fiel gestern zurück unter die psychologisch wichtige Marke von 10 Dollar je Feinunze. Die höhere Bedeutung der industriellen Nachfrage macht Silber stärker anfällig für schlechte Konjunkturnachrichten. Gestern hatte die Weltbank einen düsteren Wirtschaftsausblick gegeben: Sie rechnet mit der schwersten Wirtschaftskrise seit der Rezession in den 1930er Jahren. Platinmetalle werden dagegen von der prinzipiellen Einigung auf das Rettungspaket für die US-Autobauer gestützt.


Industriemetalle

Die Industriemetalle tendierten gestern ebenso wie Öl zunächst schwächer, können sich aber im frühen Handel wieder erholen. Der britisch-australische Konzern Rio Tinto, das drittgrößte Bergbauunternehmen der Welt, reagiert auf den Preisverfall an den Rohstoffmärkten mit drastischen Einschnitten: so wird das Investitionsbudgets um 5 Mrd US Dollar auf nur noch 4 Mrd. US Dollar reduziert, wovon die Hälfte wiederum Erhaltungsinvestitionen zuzurechnen ist. Diese Tendenzen, die bei vielen Minenunternehmen zu beobachten sind, werden die Rohstoffmärkte langfristig bei einem Wiederanspringen der Nachfrage vor große Probleme stellen und eine Erholung der Preise begünstigen.

Kurzfristig dominieren zweifellos die Nachfragesorgen. Angesichts des deutlichen Preisverfalls am Zinnmarkt hat Chinas größter Zinnproduzent, Yunnan Tin, angekündigt, die Produktion zunächst bis Februar einzustellen. Man will beobachten, inwieweit der Plan der Yunnan Provinz umgesetzt wird, die regionalen Lagerbestände aufzustocken. Die Provinz hatte zuletzt angekündigt, unter anderem 100 Tsd. Tonnen Zinn zu kaufen.

Auch für den Nickelmarkt werden weitere Produktionskürzungen gemeldet: das französische Metallunternehmen Eramet reduziert die Schätzung für die Nickelproduktion im laufenden Jahr um 1.000 Tonnen auf 51 Tsd. Tonnen. Für das kommende Jahr erwartet man einen weiteren Rückgang auf 50 Tsd. Tonnen.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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