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OPEC unter Zugzwang

17.12.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Tag der OPEC Entscheidung in Oran, Algerien: Mittlerweile würde wohl eine Kürzung der OPEC Förderung um weniger als 2 Mio Barrrel pro Tag vom Markt mit Enttäuschung aufgenommen werden. Der saudi-arabische Energieminister al-Naimi erachtet eine Reduzierung in diesem Ausmaß als notwendig, um den Markt ins Gleichgewicht zu bringen. Die OPEC hatte gestern in ihrem Monatsbericht auf die hohen industriellen Lagerbestände in den OECD Ländern hingewiesen. Diese sind im Oktober und nach vorläufigen Daten auch im November anders als zu dieser Jahreszeit üblich weiter gestiegen und liegen nun 75 Mio Barrel bzw. knapp 3% über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Auch für das kommende Jahr hat die OPEC ihre Nachfrageprognosen nach unten genommen: sie erwartet nun einen Rückgang der Ölnachfrage um 0,2% bzw. 150 Tsd. Barrel pro Tag. Vor allem im ersten Quartal 2009 wird der Ölverbrauch in den OECD Ländern mit einem Rückgang der Nachfrage rund 1,5 Mio Barrel pro Tag im Vergleich zum Vorjahr spürbar sinken.

Nichtsdestrotz steht inklusive der heute zu erwartenden Kürzung der Fördermenge in den OPEC Ländern dem leichten Rückgang der Nachfrage eine starke Angebotsverknappung gegenüber. Wir gehen darüber hinaus davon aus, dass die veralteten Ölfelder, die geringen Investitionen in die Erkundung und den Ausbau, hohe Produktionskosten und ein verstärkter Nationalismus auch zu einem Rückgang der Nicht-OPEC-Produktion führen wird, wobei insbesondere der Output bei zwei wichtigen Ölproduzenten Russland und Mexiko weiter fallen wird. Wir denken, dass die OPEC aus den Erfahrungen der 90er Jahre gelernt hat und mehr Disziplin bei der Umsetzung ihrer Beschlüsse zeigt.

Dies dürfte u.E. die Preise in den kommenden Monaten stabilisieren. Kurzfristig bleibt das Umfeld allerdings stark angeschlagen: selbst die deutliche Leitzinssenkung der Fed um weitere 75 Basispunkte auf 0,25% und die Ankündigung eines aggressiveren quantitativen „Easings“ haben dem Ölpreis gestern nicht geholfen. Insgesamt zeichnet sich zuletzt bei Rohöl eine schwache Eigendynamik ab, wobei nicht einmal die Schwäche des US-Dollar zu einem Preisanstieg bei Öl führen konnte.

Heute Nachmittag veröffentlicht das amerikanische Energieministerium die jüngsten Lagerbestandsdaten bis 12.Dezember. Der Konsens erwartet einen Anstieg der Rohöllagerbestände um 600 Tsd. Barrel, die Benzinvorräte dürften um 1,2 Mio und die Bestände an Mitteldestillaten um 1,5 Mio Barrel zunehmen.

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Edelmetalle

Das Umfeld für Gold bleibt gut: die Leitzinssenkung der amerikanischen Notenbank auf nahezu Null hat die Opportunitätskosten der Goldhaltung weiter reduziert, zumal der Dollar weiter unter Druck geriet und die Marke von 1,40 EUR/USD überstieg. Gold konnte vor diesem Hintergrund auf 860 Dollar je Feinunze zulegen, gibt aber einen Teil der Gewinne nach der sechstägigen Rallye wieder ab. Die Fed hat darüber hinaus angedeutet, dass die Leitzinsen noch eine geraume Zeit nahe Null gehalten werden, da das schwache wirtschaftliche Umfeld dies erfordere. Damit dürfte das geldpolitische Umfeld auch weiterhin den Goldmarkt unterstützen. Die Goldbestände von SPDR steigen auf 769,21 Tonnen. Damit überholt der ETF den bislang siebtgrößten Goldhalter weltweit, die japanische Zentralbank, die über über 765,2 Tonnen verfügt.

Die übrigen Edelmetalle können mitziehen: Silber verteuert sich in der Spitze auf 11,4 Dollar, Platin kann die Marke von 850 Dollar je Feinunze überspringen. Die Minengesellschaft Anglo American, .die den weltweit größten Platinproduzenten Anglo Platinum kontrolliert, halbiert ihre Investitionsausgaben im nächsten Jahr auf 4,5 Mrd US Dollar. Der sich abzeichnende Investitionsstau bei den Minengesellschaften infolge von Finanzierungsproblemen wird u.E. die mittelfristige Erholung der Platinpreise unterstützen.


Industriemetalle

Auch die Industriemetalle können von der Leitzinssenkung kaum profitieren: Kupfer notiert weiter bei 3100 Dollar je Tonne. Gestern hatte der Vorsitzende des weltgrößten Kupferproduzenten Codelco geäußert, dass im kommenden Jahr mit einer stagnierenden Nachfrage zu rechnen sei und infolge dessen der Überschuss am Kupfermarkt auf 550 Tsd. Tonnen steigen werde. Auch im Kongo, Afrikas größter Kupferproduzent, spitzt sich die Lage zu: man hat die Produktionsziele im ersten Quartal um 30 bis 40% reduziert. Katanga, das größte Unternehmen der Region, benötigt zusätzliche Mittel um seine Investionsvorhaben zu realiseren.

Der Abschwung in der Stahlindustrie setzt sich fort: Chinas Statitistikamt meldet, dass die Rohstahlproduktion im November 12,4% unter Vorjahr lag.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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