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OPEC verfällt in Aktionismus, Ölpreis ins Bodenlose

18.12.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Die "Schönwetter-Weltmacht" haben wir die OPEC in einer unserer Studien genannt im Hinblick auf den in den Krisenzeiten geringen Einfluss der OPEC-Handlungen und die mangelnde Kooperation der OPEC-Mitglieder. Die OPEC hat zuletzt offensichtlich einen schweren Fehler begangen, da man die derzeitige Marktpsychologie unterschätzt hat. Zuerst hat die OPEC die Erwartungen in die Höhe getrieben. Die gestrige Bekanntgabe einer Rekord-Kürzung um 2,2 Mio. Barrel täglich hat dem Ganzen dann Krone aufgesetzt. Einerseits hat man damit eine katastrophale Lage am Ölmarkt offen eingestanden. Andererseits hat man damit gezeigt, dass man nicht in der Lage ist, den Ölmarkt zu kontrollieren, und muss daher zu drastischen Maßnahmen greifen. Außerdem ist mit dieser Kürzung das Potenzial für weitere Produktionsreduktionen nahezu erschöpft.

Aber die überhaupt wichtigste Frage lautet jetzt - wer ist denn bereit diese Kürzungen zeitnah umzusetzen? Dadurch verliert die OPEC am stärksten - man setzt das einzig bleibende Argument, den guten Ruf als Hüter des Ölmarktes und die Glaubwürdigkeit, die man in den letzten Jahren gewonnen hat, aufs Spiel. Für den Markt sieht es nach den guten alten 80er und 90er Jahren aus, als die massiven gemeldeten Einschnitte nicht umgesetzt wurden, weil jedes Land bei den fallenden Ölpreisen zum „cheating“, dem betrügerischen Verhalten gegen die anderen Mitglieder, verleitet wird und auf Kosten der anderen zu profitieren versucht. Auch hat die OPEC zuletzt die Nicht-OPEC-Ölexporteure aufgerufen, bei den Produktionskürzungen mitzuwirken und die Produktion um 500-600 Tsd. Barrel zu reduzieren.

Wir erwarten zwar, dass die Exporte beim derzeit weltgrößten Ölproduzent und -exporteur Russland in den nächsten Monaten zurückgehen. Laut dem russischen Vizepremier Setschin gingen die Exporte Russlands im November bereits um 350 Tsd. Barrel täglich zurück. Dies ist jedoch nur ein Ausdruck der fehlerhaften Investitionspolitik, der Korruption im Lande und der hohen Exportzölle. Überraschenderweise hat sich gestern Aserbaidschan, das täglich mehr als 800 Tsd. Barrel fördert, bereit erklärt, die Produktion um 300 Tsd. pro Tag zu reduzieren. Wir rechnen damit, dass in den kommenden Monaten ein Großteil der Produktionskürzungen umgesetzt wird, was den Markt wieder stabilisieren sollte, weil die Nachfrage nicht annährend so stark zurückgehen wird wie das Angebot. Dennoch bleibt das Marktgeschehen vorerst von psychologischen Faktoren überschattet.


Gestern ist der Preis für das US-amerikanische Rohöl WTI unter 40 USD auf den tiefsten Stand seit Juli 2004 gefallen. Ausschlaggebend für den Preisverfall war aus unserer Sicht jedoch weniger das Handeln der OPEC, sondern vielmehr die Veröffentlichung der US-Lagerbestände. Laut dem Bericht des US-Energieministeriums sind die Lagerbestände für Rohöl in Cushing, Oklahoma, dem Handelspunkt für WTI, zuletzt um 4,7 Mio. Barrel bzw. 21% gestiegen. Für diese These spricht auch die Tatsache, dass der Futures-Preis für Brentöl aktuell noch über 45 USD handelt. Obgleich wir das derzeitige Preisniveau für sehr attraktiv erachten, ist es für eine Stabilisierung am Ölmarkt offensichtlich noch zu früh, zumal aus charttechnischer Sicht das Potenzial nach unten nicht unerheblich ist.

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Edelmetalle

Das Volumen des größten Gold-ETFs, SPDR Gold Trust, hat den jüngsten Rekord eingestellt, und stieg gestern erneut um 6 Tonnen auf nun 775,33 Tonnen. Somit bleibt die Nachfrage nach Gold seitens der Investoren ein wesentlicher Untertützungsfaktor im Gegensatz zu den anderen Rohstoffen. Aber auch die Platinpreise zogen zuletzt an und liegen nun wieder etwas höher als die Goldpreise trotz der anhaltenden Hiobsbotschaften aus dem Automobilsektor. Wir gehen davon aus, dass sich die Produktionskürzungen seitens führender Platinproduzenten auf den Preis längerfristig positiv auswirken werden.


Industriemetalle

Die LME-Lagerbestände für Aluminium sind gestern um unglaubliche 99 Tsd. Tonnen gestiegen. Damit haben diese allein seit September um über 870.000 Tonnen bzw. 75% angezogen und befinden sich auf dem höchsten Stand seit 1994. Wir sehen dies jedoch nicht als Ausdruck eines enormen Überschusses, sondern als die Rückführung der Lagerbestände, die außerhalb des LME-Systems gehalten wurden.

Century Aluminium gab die Schließung eines Elektrolyseofens bekannt und wird die komplette Produktion in der Ravenswood Schmelze in Westvirginia mit einer Jahreskapazität in 60 Tagen schliessen, falls sich der Aluminiumpreis nicht stabilisiert. In Indien hat die Madras Aluminium die Produktion mit sofortiger Wirkung eingestellt. In Ontario, Kanada, schliesst die Aluminium-Druckgießerei Burlington Technologies die Alumetco-Fabrik. Rio Tinto Alcan will nicht mehr als Anteilseigner am Aluminiumkomplex in Saudi Arabien agieren, sondern lediglich als Partner. Wir sehen die Risiken am Aluminiummarkt bereits als ausreichend eskomptiert an und rechnen mit einer Stabilisierung der Aluminiumpreise, obwohl die negativen Nachrichten von den "big three" Ford, GM und Chrysler aus den USA noch anhalten


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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