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NY-Fed Präsident Dudley mit Klartext - EZB-Verbalakrobatik im Fokus

14.01.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet (07.30 Uhr) bei 1.4535, nachdem gestern im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4579 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 91.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.25, während EUR-CHF bei 1.4785 oszilliert.

Unverändert geistert im Markt das Thema frühzeitige Zinserhöhung der Fed herum, weil die USWirtschaft angeblich eine markantere Erholung als beispielsweise die Eurozone in den kommenden Monaten erfahren soll. Unsere Skepsis ob dieser Sichtweise setzen wir als bekannt voraus. Derartige Einlassungen waren übrigens auch vor einem Jahr hoffähig, ohne dann auch nur ansatzweise Substanz aufweisen zu können.

Das "Beige Book" belegt fraglos eine konjunkturelle Besserung in 10 der 12 Fed-Bezirke. Die USKonjunkturmotor läuft aber nicht auf allen "Zylindern". Der Immobilienmarkt, der Konsum und der Arbeitsmarkt liefern nicht. Das ist die Kernbotschaft. Ein derartiges Wachstum ist unausgewogen und schlußendlich unterproportional.

NY-Fed Präsident Dudley sagte, daß die kurzfristigen Zinsen mindestens die nächsten sechs Monate, aber unter Umständen für weitere zwei Jahre niedrig bleiben könnten. Entscheidend sei die konjunkturelle Entwicklung. Bevor er eine Zinserhöhung unterstützen würde, muß die Wirtschaft stark genug sein, die Arbeitslosenrate deutlich nach unten zu bewegen.

Das ist solide begründeter Klartext. Dieser Klartext signalisiert, daß die Wahrscheinlichkeit ungleich höher ist, daß die EZB als erste Zentralbank der G-3 das Zinsniveau nach oben verändert.

Im Mittelpunkt der Betrachtung steht heute die EZB-Ratssitzung. Die Aktionen der chinesischen Zentralbank haben die Zinssensibilität der Marktteilnehmer deutlich erhöht.

Bevor wir uns weiter mit dem Thema EZB-Ratssitzung auseinandersetzen, muß darauf verwiesen werden, daß die Aktionen der PBoC nicht auf die Zentralbankpolitiken der industrialisierten Länder als Frühindikator eins zu eins umgelegt werden können. Dafür sind die konjunkturellen und strukturellen Ausgangspositionen viel zu divergent und die Aufträge der Zentralbanken zu unterschiedlich.

Die EZB wird bei der heutigen Sitzung keine Veränderung der Zinspolitik vornehmen.

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Entscheidend ist die Frage, ob Herr Trichet Ansätze eines Ausstiegs aus der Niedrigzinspolitik thematisieren wird. Fakt ist, daß die "Experten" laut diversen Marktbefragungen keine Zinsveränderung bis zum 4. Quartal 2010 erwarten. Diese Sichtweise darf vor nachfolgendem Hintergrund als ambitioniert betrachtet werden.

  • Fakt ist, daß Herr Trichet mittlerweile die Erholung der Konjunktur nicht mehr in Abrede stellt, nachdem die Skepsis ob der Erholung, die per 2009 latent seitens des EZB-Rats wiederholt wurde, noch laut in den Ohren nachklingt.

  • Fakt ist, daß die Verbraucherpreise (1. Schätzung Dezember 0,9%) sich dem Niveau des Reposatzes bei 1,0% annähern und in Kürze bezüglich der Basiseffekte im Energieund Rohstoffsektor deutlich überschreiten werden.

  • Fakt ist, daß die Kernrate der Verbraucherpreise zuletzt (Nov.) bei 1,0% lag.

  • Fakt ist, daß ein derartiges Zins/Preisinflationsszenario nicht normal ist, sondern eine nachhaltige Anomalie darstellt! Bei Exitstrategien geht es um Normalisierung!

Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, daß die EZB solitär einen Stabilitätsauftrag zu befolgen hat, stellt sich die Frage, ob sich der Handlungsdruck für die EZB nicht mit verbesserter Konjunkturlage deutlich erhöht?

Bezüglich des Konsensus läßt sich übrigens feststellen, daß die Mehrheit meistens falsch liegt … Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4390-20 dreht den Bias des Euros auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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