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Papademos hat seinen Job erledigt! - Alle schauen gebannt auf China - Fakten!

21.03.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.47 Uhr) bei 1.3270, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3173 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.05, während EUR-CHF bei 1.2060 oszilliert.

Das Parlament in Athen hat erwartungsgemäß das Rettungspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro gebilligt. Für das Gesetz stimmten 213 Abgeordnete der Sozialisten und Konservativen als auch einige unabhängige Parlamentarier. Dagegen stimmten 79 Abgeordnete der linken und rechtsgerichteten Opposition. Damit hat die Regierung unter dem Finanzexperten Lucas Papademos alle nötigen Gesetze zur Rettung des Landes durchs Parlament gebracht.

Damit ist der primäre Job des Lucas Papademos erledigt. Neuwahlen stehen auf der Agenda. Spätestens Anfang/Mitte Mai werden wir wissen, welches politische "Gelände“ Europa aus Athen heraus präsentiert wird. Es wird mit Sicherheit anders aussehen als bisher. Veränderungen bedeuten Risiken, sie stehen aber auch für den Begriff Chance. Es ist an der Zeit, dass der "politische Kopf“ in Griechenland neu aufgestellt wird. Eine Neuausrichtung mit "alten Köpfen“ ist so glaubwürdig wie der Treueschwur von Silvio Berlusconi. Ergo mag es ein wenig holprig werden mit den "Neuen“ in Athen, schlussendlich wird es aber wohl deutlich besser. Zumindest ist diese Chance gegeben und wir wünschen den "Neuen“ aus Bremen heraus Erfolg, aber auch immer ein Stück Demut, der nicht mit dem Begriff Vorteilnahme im Einklang steht.

Die Finanzmärkte schauen verunsichert auf China. Geht der Aufschwung dort weiter? Kann es zu einem konjunkturellen Unfall ausgehend von China für die Weltwirtschaft kommen?

Es ist irritierend, dass man sich mit derartigen Fragen ernsthaft auseinandersetzen muss. Im Hinblick auf den öffentlichen Diskurs bemühen wir uns um Sachlichkeit:

  • Es stehen Führungswechsel in der politischen Spitze Chinas an. Diesen Auseinandersetzungen wird zu viel Bedeutung zugemessen. China ist das Land der 2000 Technokraten. Es sind Technokraten, die nicht dem Zeitgeist "unserer Freunde“ aus London und New York und ihren Kohorten in Kontinentaleuropa huldigen, sondern die die Prinzipien der Nachhaltigkeit leben und unsere Schwächen (Kurzfristigkeit, Glaube an London und NY) sakrosankt zu ihrem Vorteil nutzen. Familiendynastien mit den damit einhergehenden Risiken (Mao) sind Charaktermerkmale der Vergangenheit.

  • Der Umbau des exportseitigen Geschäftsmodells zu einem Modell mit stärkerer Binnenwirtschaft ist eine große Herausforderung. Das höchste Handelsbilanzdefizit Chinas seit 1989 per Februar 2012 hat zur Verunsicherung beigetragen, dabei ist dieses Ergebnis, das wegen "Lunar New Year“ und einer hohen Ölrechnung zunächst nicht extrapolierbar ist, Ausdruck einer grundsätzlich systemischen Gesundung. Der Umbau in Richtung eines verstärkten binnenwirtschaftlichen Modells schreitet voran und es gibt keine Frage, dass dieser Umbau stringent weiterverfolgt wird. Die Erkenntnis dass das exportseitige Modell nicht Nachhaltigkeitsansätzen entspricht, ist absolut unangefochten. Die Finanzmärkte sollten diesen Umstand, der mit einem etwas geringeren Wachstumspfad einhergehen kann, als positiv bewerten, da damit systemische Risiken vermindert werden! Hatten "unsere Freunde“ aus London und NY nicht lange lamentiert, dass das exportseitige Modell ein Risiko sei. Jetzt lamentieren sie schon wieder. Es ist ein Kreuz mit ihnen ...

  • Das geringere Wachstum Chinas wird als Gefahr interpretiert. Nach mehr als 20 Jahren mit circa 9% Wachstum ist die aktuelle Entwicklung eines Wachstumspfads von 7% - 8,5% unprekär. Jedes Jahr wurde die Basis für den prozentualen Anstieg erhöht. Man sollte sich einmal Gedanken über die reale Ausweitung der Nachfrage machen, die hier latent stattfindet und nicht nur auf Prozentrechnung schauen. Dann schläft man auch wieder ruhiger und bewegt sich nicht mehr in der Aufgeregtheit "unserer Freunde“ in NY und London und verunsichert Finanzmärkte (und spielt in lukrativer Form mit ihnen) in unangemessener Form. Mehr noch ist die formidable öffentliche Haushaltslage jederzeit geeignet, positive Konjunkturimpulse zu setzen, die nachhaltige Unfälle ausschließen.

  • Die Preisrückgänge am chinesischen Immobilienmarkt werden von vielen Auguren als kritisch betrachtet. Es ist eine gewollte Anpassung, um Übertreibungen zu verhindern. Der private Baumarkt wird weiterhin durch politische Maßnahmen kontingentiert werden. Es geht darum, systemische Risiken aus diesem Sektor zu vermeiden. Der Unterschied zu den USA könnte nicht größer und erfrischender ausfallen, oder? Gleichzeitig wird jedoch der soziale Wohnungsbau stark forciert. Damit wird die Baubranche stabilisiert. Die Zuwächse werden nicht mehr so spektakulär in dieser Branche sein, sie werden aber weiter auskömmlich sein. Die Hinwendung zum sozialen Wohnungsbau ist bezüglich der aufgerufenen Preise aus der privaten Wohnungswirtschaft gesellschaftspolitisch geboten, um Stabilität im Rahmen der Urbanisierung zu gewährleisten. "Chapeau“ nach Peking!

China wird bedeutender Wachstumstreiber bleiben. Das ist die Kernaussage. Im Hinblick auf die knappe Rohstofflage auf globaler Ebene, ist die Ausrichtung zur binnenwirtschaftlichen Komponente als auch hin zum qualitativen Wachstum einmal mehr Ausdruck von Verstand und Smartness. Mehr gibt es nicht zu sagen.




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