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Zwischenerholung nach der Korrektur

18.05.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann am Morgen auf 71 USD je Barrel steigen, nachdem gestern zwischenzeitlich bei 69,3 USD je Barrel ein 5-Monatstief verzeichnet wurde. Der Brentpreis steigt auf 76 USD je Barrel. Dabei dürfte es sich um eine Gegenbewegung nach den kräftigen Verlusten zuvor handeln. In den vergangenen zwei Wochen war der WTI-Ölpreis um knapp 20% gefallen. Dieser Preisverfall ist in erster Linie auf einen Stimmungswechsel an den Finanzmärkten zurückzuführen. Zudem befinden sich die US-Lagerbestände in Cushing, dem Haupthandelsort von WTI, auf einem rekordhohen Niveau, wodurch der nächstfällige WTI-Terminkontrakt nach unten gedrückt wird.

Der Preisabstand zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Kontrakten beträgt weiter mehr als drei US-Dollar. Der kräftige Anstieg der Terminkurve begünstigt den Lageraufbau zusätzlich. Aufgrund gestiegener Importe wird mit einem fortgesetzten Lageraufbau gerechnet, was den WTI-Preis weiter belasten dürfte. Ein erneuter Rückgang unter 70 USD ist daher wahrscheinlich.

Das American Petroleum Institute (API) veröffentlicht die Daten für die vergangene Woche heute nach Handelsschluss. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölvorräte um 700 Tsd. Barrel. Zuletzt waren die Rohöllagerbestände laut API in zehn von elf Wochen um insgesamt 28 Mio. Barrel gestiegen. Sie befinden sich auf dem höchsten Stand seit knapp einem Jahr. Der irakische Ölminister sieht derzeit dennoch kein Überangebot am Ölmarkt, sondern den Preis durch externe Faktoren wie die griechische Schuldenkrise und den Zustand der Weltwirtschaft getrieben. Dem ist insofern zuzustimmen, als dass der Preisanstieg zuvor auch nicht auf Fundamentaldaten zurückzuführen war.


Edelmetalle

Der Goldpreis verliert am Morgen auf 1.210 USD bzw. 976 EUR je Feinunze. Dies dürfte mit einem steigenden Risikoappetit zusammenhängen. Die Investmentnachfrage ist weiterhin der wichtigste Stützpfeiler für den Goldpreis. Der weltgrößte Gold ETF SPDR Gold Trust erhöhte seine Bestände gestern um weitere 3 Tonnen auf ein Rekordhoch von 1.217,1 Tonnen, was einen Zuwachs von 76 Tonnen oder 6,9% in den letzten 4 Wochen bedeutet.

Zudem vermeldete die österreichische Münzanstalt eine stark erhöhte Nachfrage, welche vorrangig aus Europa stammt. Die Verkäufe von Münze Österreich lagen in den letzten 2 Wochen bei 243.500 Unzen; 40.000 Unzen mehr als im gesamten bisherigen Geschäftsjahr 2010. Die physische Nachfrage nach Gold ist somit weiterhin stark, was eine zusätzliche stützende Wirkung auf den Goldpreis haben sollte. Auch der Silberpreis erlitt gegen Ende des gestrigen Montags Verluste und schloss bei 18,96 USD im Minus.

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Allerdings stellt sich auch die Investmentnachfrage nach Silber als robust heraus. Der weltweit größte Silber ETF, iShares Silver Trust, vermeldete in der letzten Woche erneut starke Zuflüsse. Der Silberbestand des Fonds erhöhte sich von 9.011 Tonnen auf 9.191 Tonnen. Da ein Einbruch dieser Investmentnachfrage nach Silber unwahrscheinlich scheint, sollte der Silberpreis weiterhin gut unterstützt sein.


Industriemetalle

Der Index der Londoner Metallbörse gab gestern um weitere 6% nach und notiert damit fast 20% niedriger als Mitte April. Neben dem starken US-Dollar, der Rohstoffe allgemein als Investment unattraktiver macht, belastet vor allem die starke Korrektur des chinesischen Aktienmarktes. China war im vergangenen Jahr mit durchschnittlich fast 40% der weltweiten Nachfrage der mit Abstand größte Metallkonsument. Wir denken jedoch, dass der Korrektur in den kommenden Tagen eine technische Gegenbewegung folgen wird. So steigen die Preise heute bereits wieder um bis zu 3%. Denn viele Marktteilnehmer dürften an ihrer Einschätzung des fundamentalen Umfeldes wenig geändert haben und die niedrigen Preise als Kaufgelegenheit sehen.

Die metallmarktspezifischen Nachrichten würden niedrigere Preise eher rechtfertigen. So prognostiziert die chinesische Researchgruppe CBI zwar für das laufende Jahr eine Zunahme der chinesischen Aluminiumnachfrage um 20% auf 14 Mio. Tonnen, aber dennoch ist der chinesische Markt überversorgt, denn die Produktion dürfte auf 17,5 bis 18 Mio. Tonnen Aluminium steigen. Damit liegen die Schätzungen von CBI nochmals deutlich über denen von Antaike, welche einen Angebotsüberschuss von gut 1 Mio. Tonnen prognostiziert. Auch für den Zink- und für den Bleimarkt weisen die jüngsten Daten der International Lead and Zinc Study Group für das erste Quartal Überschüsse aus.


Agrarrohstoffe

Nach ihrem rasanten Anstieg seit dem letzten Sommer und einem deutlichen Preissprung Mitte April sind die Preise für Magerschwein zuletzt abgesackt. Ausgehend von ihrem Hoch von 90 US-Cents je Pfund am 4. Mai haben die Preise inzwischen um fast 10% auf gut 81 US-Cents je Pfund nachgegeben. Zuvor hatte die Befürchtung, das niedrige Angebot an Schlachtschweinen nach zwei verlustreichen Jahren könnte mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten, die Preise getrieben.

Auch an den Spotmärkten kletterten die Preise auf das höchste Niveau seit August 2008. Die Großhandelspreise für Schweinefleisch erreichten ebenfalls Niveaus wie zuletzt vor 21 Monaten. Ein Teil des Preisrückgangs ist zwar auf den gestrigen Kontraktwechsel zurückzuführen. Bei dem hohen Preisniveau steigt allerdings auch die Gefahr einer Kaufzurückhaltung, zumal sich viele Zwischenhändler bereits mit Ware im Vorfeld des Memorial Day Wochenendes eingedeckt haben dürften. Außerdem rücken die durch den starken Dollar zu befürchtenden Exportprobleme stärker in den Vordergrund. Schließlich sind die USA der größte Nettoexporteur für Schweinefleisch überhaupt.

Nicht zuletzt belastet auch das angesichts der Unsicherheit über den Fortgang der Krise hochverschuldeter Länder generell ungünstige Marktumfeld die Preise. Die zunehmende Skepsis, ob sich die Preisbewegung nach oben fortsetzen würde, drückt sich auch in der bereits in der Woche zum 11. Mai rückläufigen Netto-Long-Position der spekulativen Finanzanleger aus.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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