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Finanzanleger setzen auf steigende Agrarpreise

16.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis handelt zum Wochenauftakt leicht erholt bei 75,8 USD je Barrel, nachdem am Freitag Tiefstände bei 75 USD erreicht wurden. Überwiegend freundliche Aktienmärkte in Asien und ein etwas schwächerer US-Dollar geben den Ölpreisen Rückenwind. Preisgewinne sollten jedoch begrenzt bleiben. So berichtet Japan, der drittgrößte Ölverbraucher der Welt, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal deutlich geringer ausgefallen ist als erwartet. Der OPEC zufolge bleibt das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr mit jeweils 1 Mio. Barrel pro Tag deutlich hinter den Schätzungen von EIA und IEA zurück. Entsprechend besteht derzeit am globalen Ölmarkt ein Überangebot von 500 Tsd. Barrel pro Tag, welches ohne eine bessere Quotendisziplin der OPEC-Mitglieder oder eine höhere Nachfrage auch im kommenden Jahr größtenteils bestehen bleiben dürfte.

In der Folge sollten die weltweiten Lagerbestände weiter aufgebaut werden. Derzeit besteht laut OPEC in den OECD-Ländern ein Lagerüberhang von 130 Mio. Barrel. Unter Einbeziehung der in Öltankern gehaltenen Vorräte beträgt dieser sogar mehr als 210 Mio. Barrel. Angesichts dieser Meldungen verwundert es nicht, dass der Optimismus unter den spekulativen Finanzanlegern zurückgeht. Die spekulativen Netto-Long-Positionen gingen in der Woche zum 10. August um 4,8 Tsd. auf 128.902 Kontrakte zurück. Dies war der erste Abbau seit fünf Wochen. Der Preisrückgang um 6% nach dem Stichtag lässt darauf schließen, dass sich der Positionsabbau seither fortgesetzt hat. Ohne Unterstützung der Finanzanleger dürfte sich der Ölpreis recht schnell der Marke von 70 USD annähern.


Edelmetalle

Sowohl in US-Dollar als auch in Euro ausgedrückt bleibt Gold vorerst weiter im Aufwind. Während der Goldpreis in US-Dollar über 1.220 USD je Feinunze auf einem 6-Wochenhoch handelt, steigt er in Euro gerechnet über die Marke von 950 EUR je Feinunze. Äußerst gemischt ausgefallene Konjunkturdaten, wie z.B. vergangene Nacht in Japan, schüren Sorgen über die Dynamik der wirtschaftlichen Erholung und ziehen Anleger in den Goldmarkt. Das Bruttoinlandsprodukt in Japan ist im zweiten Quartal entgegen den Erwartungen kaum noch gewachsen. Unterstützung erhält der Goldpreis zudem weiter von spekulativen Finanzinvestoren. Diese haben in der Woche zum 10. August ihre Netto-Long-Positionen die dritte Woche in Folge leicht auf 158,6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Ein deutlicher Anstieg des Goldpreises sollte jedoch durch die preissensitive Schmucknachfrage gebremst werden. Nachdem es bei Preisen unter 1.200 USD je Feinunze so verstärkten physischen Goldkäufen kam, sind seit Kurzem auf dem aktuell höheren Niveau wieder Verkäufe, vor allem in Asien, zu beobachten.

Bei Palladium kam es in der Woche zum 10. August zu einem stärkeren Abbau der Netto-Long-Positionen von 1,9 Tsd. auf 12,3 Tsd. Kontrakte. Dies erklärt zugleich den Rückgang des Palladiumpreises im gleichen Zeitraum vom 10-Wochenhoch von mehr als 5%.


Industriemetalle

Nach teilweise deutlichen Verlusten in der letzten Woche starten die Metallpreise fester in die neue Handelswoche. Die niedrigeren Preisniveaus werden offenbar von einigen Marktteilnehmern als attraktive Kaufgelegenheit erachtet. Auch die spekulativ orientierten Finanzinvestoren setzen wieder verstärkt auf steigende Preise. So zeigte die Statistik der CFTC zur Marktpositionierung an der COMEX in der Woche zum 10. August einen Anstieg der Netto-Long-Positionen bei Kupfer um über 20% bzw. 3,7 Tsd. auf 20,8 Tsd. Kontrakte. Die Netto-Long-Positionen sind damit die dritte Woche in Folge auf den höchsten Stand seit Ende April gestiegen. Von ihrem Tief Anfang Juni haben sie sich mittlerweile bereits wieder verachtfacht. Aktuell wird Kupfer also durch die spekulativen Finanzinvestoren gut unterstützt. Sollten diese jedoch dem Kupfermarkt wieder den Rücken kehren, besteht hohes Rückschlagpotenzial.

Unterdessen drängt die chinesische Regierung darauf, die geplante Konsolidierung der heimischen Stahlindustrie schneller voranzutreiben als ursprünglich geplant. Detaillierte Pläne für jede Region des Landes sollen nun bereits Ende des Jahres vorliegen. Kernpunkt der Reform ist zum einen die Schließung veralteter und hoch umweltschädlicher Produktionsanlagen. Zum anderen sollen Stahlhersteller mit einer jährlichen Produktion von weniger als 1 Mio. Tonnen mit größeren Produzenten fusioniert werden.


Agrarrohstoffe

Die Abwärtsrevisionen der Ernteprognosen für Russland halten an. Das Agrarmarktforschungsunternehmen SovEcon hat die Prognose für die russische Getreideernte in diesem Jahr nochmals deutlich nach unten revidiert und erwartet nun ein Erntevolumen von 59,5 bis 63,5 Mio. Tonnen. Auch für 2011 trüben sich die Aussichten ein. Laut dem russischen Vizepremier könnte die mit Wintergetreide bestellte Anbaufläche ein Drittel geringer ausfallen. Angesichts dieser Meldungen erwägt Russland, das seit gestern geltende Exportverbot über das Jahresende hinaus zu verlängern. Eine Entscheidung darüber soll im Oktober gefällt werden.

Solange diese Unsicherheiten bestehen, bleiben die Getreidepreise gut unterstützt. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Weizen wurden in der Woche zum 10. August um 5,6 Tsd. auf 34.788 Kontrakte ausgebaut, den höchsten Stand seit 14 Monaten. Noch ausgeprägter ist der Aufbau bei Mais, wo die Netto-Long-Positionen in derselben Berichtswoche um knapp 49 Tsd. auf 246.509 Kontrakte ausgeweitet wurden. Das ist der größte Überhang an Long-Positionen seit Frühjahr 2008. Offensichtlich sehen viele Anleger bei Mais Nachholpotenzial. Angesichts der rapiden Verteuerung von Weizen und der Knappheit bei Gerste dürfte zwar die Nachfrage nach Mais als alternativem Futtermittel steigen. Allerdings könnte der bereits ausgesprochen hohe Optimismus der Anleger einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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