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Europa bereitet sich auf EU-Gipfel vor

25.06.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08:06 Uhr) bei 1.2525, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im europäischen Handel bei 1.2583 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 100.35, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Die Köpfe der vier größten Euroländer in Form von Frau Merkel und den Herren Monti, Rajoy und Hollande haben am Freitag versucht der Öffentlichkeit ein Bild der Einigkeit zu vermitteln. Kurz vor dem EU-Gipfel am kommenden Donnerstag und Freitag haben sie öffentlichkeitswirksam verkündet, dass sie sich für ein Wachstumspaket von 130 Mrd. EUR einsetzen wollen. Dies entspräche ca. einem Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der EU.

Ebenfalls wurde darauf geachtet der Öffentlichkeit nicht allzu viel Interpretationsspielraum einzuräumen - konkrete Details wie das Wachstumspaket ausgestaltet sein soll wurden nicht vorgestellt - und noch schnell betont, dass Budgetdisziplin natürlich in allen Ländern hohe Priorität besitzt. Das Signal an die Märkte lautet: Seht her, wir bewegen uns. Im Tenor sind wir uns einig - wir bauen die EU in ein integriertes Europa um.

Ein großer Durchbruch wird beim kommenden EU-Gipfel ohnehin nicht erwartet, daher ist es wichtig im Vorfeld die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit richtig zu arretieren und wegweisende Signale zu senden. Der Weg zu einer politischen Union ist trotz des Drucks auf die Euroländer ein langer. Umso wichtiger ist der Tagesordnungspunkt "Wachstumspakt“, der der kränkelnden Eurozone zurück auf die Beine helfen könnte.

Die Verhandlungspartner sind trotz des Krisenszenarios in ungleicher Lage. Während in Deutschland das Wachstum positiv verläuft und der Staat aufgrund der Schuldenproblematik der anderen Länder sich zuletzt äußerst günstig refinanzieren konnte, ächzen besonders Spanien und Italien unter den sehr hohen Zinssätzen, die Sie zuletzt den Investoren anbieten mussten. Herr Schäuble befürchtet, dass eine Verallgemeinschaftung der Kosten dafür sorgt, dass weiterhin zu sorglos mit (fremden) Geld umgegangen wird. Dies möchte er mithilfe von Durchgriffsrechten in die nationalen Haushalte verhindern. Es besteht die Gefahr, dass Strukturreformen nur dann stringent umgesetzt werden, wenn erhöhter Druck auf die Defizitländer besteht. Die Reformländer sind allerdings (noch) nicht bereit, nationale Souveränität an Europa abzugeben.

Auf der Gipfel-Agenda stehen im Wesentlichen diese Punkte:
  • Bankenunion
  • Stärkere Integration der Finanz- und Wirtschaftspolitik
  • Übertragung der nationalen Entscheidungsrechte an Europa

Die EZB hat nochmals "geliefert“ und ihre Mindest-Qualitätsstandards für Sicherheiten auf Ramschniveau abgesenkt. De facto hat sie damit besonders den spanischen Kreditinstituten abermals geholfen, da diese im besonderen Umfang über MBS minderer Qualität in ihren Kreditportfolien verfügen. Die senkt damit die Anforderungen erneut ab, nachdem bereits im Dezember auf europäischer Ebene die Standards für einzuliefernde Sicherheiten abgesenkt wurden und die nationalen Notenbanken verschiedene Güteklassen für Sicherheiten akzeptieren durften. Von Seiten der EZB bewegt man sich also weiter auf die stürmische See hinaus …


Blicken wir noch auf die Daten von Freitag:

Der IFO-Geschäftsklimaindex fiel im Juni wie erwartet nochmals und steht nun bei 105,3 Punkten. Im Mai lag der Wert noch bei 106,6 Zählern und setzt damit seinen Sinkflug nach dem April-Hoch bei 109.9 Punkten fort. Der Juni-Wert ist der schwächste seit Juni 2010.

Die Bewertung der aktuellen Lage fiel dagegen überraschen positiver aus als die Analysten vorausgesagt hatten. Per Juni stellte sich der Wert auf 113,9 Punkte nach 113,2 im Vormonat. Die Unsicherheit über die weltweite Konjunktur sorgte dafür, dass die Erwartungen nach auf 97,3 Punkte nach 100,8 im April nachgaben.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.2820 - 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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