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Preiserholung nach dem Ausverkauf nur kurzfristiger Natur

24.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich von ihren kräftigen Verlusten des Vortages etwas erholen, welche Brent zwischenzeitlich unter die Marke von 103 USD je Barrel fallen ließen. Für Unterstützung sorgt der vorläufige Einkaufsmanagerindex von HSBC für das verarbeitende Gewerbe in China, welcher im Juli auf den höchsten Stand seit fünf Monaten stieg und somit auf eine zunehmende Wirtschaftsaktivität des zweitgrößten Ölverbrauchslandes hindeutet. Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone befinden sich dagegen auf Rezessionsniveau und dürften somit einer stärkeren Preiserholung entgegenstehen. Der Preisanstieg bei Brent auf 108 USD je Barrel bis Mitte letzter Woche ging mit einer Ausweitung der spekulativen Netto-Long-Positionen einher. Diese stiegen in der Woche zum 17. Juli um 20 Tsd. auf ein 7-Wochenhoch von 69,1 Tsd. Kontrakten.

Viele der zuletzt eingestiegenen Anleger dürften durch den gestrigen Preisrutsch auf dem falschen Fuß erwischt worden sein, so dass von dieser Warte mit Verkäufen zu rechnen ist, welche eine Preiserholung erschweren dürften. Nicht so dramatisch war der Aufbau der Netto-Long-Positionen bei Gasöl, welche in derselben Berichtswoche nur um 2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet wurden und mit 30,2 Tsd. Kontrakten weiterhin auf einem niedrigen Niveau liegen. Entsprechend ist hier der Gegenwind der Finanzanleger als geringer einzustufen, so dass sich Gasöl kurzfristig besser entwickeln sollte als Brent. Der staatliche chinesische Ölkonzern CNOOC hat ein Übernahmeangebot für den kanadischen Energiekonzern Nexen abgegeben. Damit würde China Zugriff auf die Ölsandvorkommen in Alberta bekommen, was den Bau einer Pipeline an die Pazifikküste beschleunigen könnte. Dadurch würde das Überangebot auf dem nordamerikanischen Markt beseitigt, welches für den derzeitigen Preisabschlag von WTI gegenüber Brent verantwortlich ist.

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Edelmetalle

Nun also auch Deutschland: Die Ratingagentur Moody’s stufte den Ausblick für das Kreditrating Deutschlands auf negativ herab. Damit droht in absehbarer Zeit der Verlust des AAA-Ratings. Auch die Niederlande und Luxemburg ereilte letzte Nacht das gleiche Schicksal. Als Gründe nannte Moody’s die steigende Unsicherheit im Zusammenhang mit der europäischen Staatsschuldenkrise sowie die Aussicht, dass zusätzliche Finanzhilfen für Griechenland, Spanien und Italien immer wahrscheinlicher werden. Die starken Kernländer der Eurozone werden diejenigen sein, die den größten Teil der entstehenden Finanzlast tragen werden. Lediglich Finnland blieb von der Abstufung durch Moody's verschont. Gold hat zuletzt auf solche Nachrichten höchst unterschiedlich reagiert.

Während Gold in US-Dollar ausgedrückt eher auf der Verkaufsseite zu finden war und heute Morgen bei knapp 1.580 USD je Feinunze handelt, hält sich das gelbe Edelmetall in Euro gerechnet über der Marke von 1.300 EUR je Feinunze. Dies verdeutlicht den aktuellen Einfluss des EUR/USD-Wechselkurses auf den Goldpreis. Bedingt durch die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar kann Gold in Euro gerechnet schon seit einiger Zeit zulegen. Seit Mitte Mai hat sich mittlerweile ein Aufwärtstrend ausgebildet, der das gelbe Edelmetall im aktuellen Marktumfeld auch weiter nach oben führen sollte.


Industriemetalle

Die chinesischen Aluminiumschmelzen haben im Juni trotz aller Verluste ihre Produktion nochmals ausgeweitet. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) sogar um 7,7% auf ein Rekordhoch von 1,684 Mio. Tonnen gestiegen. Trotz der Stromsubventionierungen in großen Produzentenregionen des Landes beliefen sich die Verluste der Aluminiumhersteller Angaben von Shanghai Metals Market zufolge in der letzten Woche auf durchschnittlich 350-400 RMB je Tonne (entspricht umgerechnet rund 55-63 USD je Tonne). Da die internationalen Aluminiumpreise zudem unter den heimischen Produktionskosten liegen, hat China im Juni zugleich mit 39,3 Tsd. Tonnen fast sechsmal soviel Aluminium importiert wie noch ein Jahr zuvor. Im ersten Halbjahr summierten sich die Einfuhren auf 300,3 Tsd. Tonnen, 167% mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Außerhalb Chinas haben die Aluminiumproduzenten ihren Worten mittlerweile Taten folgen lassen und die Produktion reduziert. Diese fiel laut IAI-Daten im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 3,1% auf 2,080 Mio. Tonnen. Weitere Produktionskürzungen sind angesichts der niedrigen Aluminiumpreise unvermeidbar. Dies trägt allerdings auch zur physischen Verknappung des Angebots bei, was sich wiederum in weiter steigenden Prämien widerspiegelt. Handelskreisen zufolge werden in Europa aktuell Prämien in Höhe von 250-270 USD je Tonne auf den LME-Aluminiumpreis gezahlt.


Agrarrohstoffe

Gestern hat die negative Stimmung an den Finanzmärkten erstmals seit langem auch die Preise für Getreide und Ölsaaten belastet. So fiel der Weizenpreis um mehr als 3% auf 9,12 USD je Scheffel. Mais verlor gut 1% auf 7,85 USD je Scheffel. Beide Getreidepreise geben heute weiter nach. Noch stärker traf es den Preis von Sojabohnen, welcher gestern knapp 4% einbüßte und am Morgen deutlich unter die 16-USD-Marke gerutscht ist. Grund sind Hoffnungen auf Regenfälle in einigen Dürregebieten der USA, von denen vor allem die Sojabohnenernte profitieren könnte. Ob dies die Ernten noch deutlich verbessern kann, ist allerdings fraglich. Der gestrige Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums bewertete die Pflanzenqualität erneut schlechter als in der Vorwoche.

Nur 31% der Sojabohnen erhalten das Prädikat "gut" bis "sehr gut", ein Minus von 3%-Punkten gegenüber der Vorwoche, und nahe dem Tiefstand von 1988. Noch düsterer sind die Erwartungen bei Mais mit einem Qualitätsverlust von 5%-Punkten auf 26%. Besonders schlecht sind die Bedingungen dabei in den Hauptanbaugebieten Iowa und Illinois. Aufgrund teils irreversibler Dürreschäden bleiben wir bei unserer Prognose, dass sich die Getreidepreise auf hohem Niveau festigen. China könnte dagegen bei Mais für etwas Entspannung sorgen, da mit einer guten Ernte gerechnet wird, wodurch der Importbedarf niedriger ausfällt.




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