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Ölpreis steigt auf 2-Jahreshoch

05.11.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte am Morgen auf ein 2-Jahreshoch von 87,2 USD je Barrel steigen. Brent handelt dagegen noch knapp unter dem im Frühjahr erreichten Jahreshoch. Noch immer ist es die Entscheidung der US-Notenbank vom Mittwoch, welche den Ölpreisen Auftrieb gibt. Die zusätzliche Liquidität, welche durch die Anleihekäufe der Fed in die Märkte gepumpt wird, dürfte auch in die Rohstoffmärkte fließen und führt somit auch zu steigenden Ölpreisen. Dazu spiegelt das höhere Preisniveau den schwächeren US-Dollar wider, welcher wiederum eine direkte Folge der ultraexpansiven US-Geldpolitik ist. Aus diesem Grund können Verbraucher aus den Nicht-USD-Ländern auch mit einem etwas höheren USD-Ölpreis leben. So ist auch der Kommentar des OPEC-Generalsekretärs al-Badri zu verstehen, der ein Preisniveau von 90 USD als nicht hinderlich für das Wachstum bezeichnete. Ähnlich hatte sich zuvor bereits der saudi-arabische Ölminister geäußert.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 67 Mrd. Kubikfuß gestiegen und somit deutlich mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Der Lagerüberhang weitete sich daraufhin auf 10,1% aus. Die Erdgasvorräte liegen damit auf dem höchsten Stand für diesen Zeitpunkt des Jahres und nur noch 16 Mrd. Kubikfuß vom Ende November 2009 verzeichneten Rekordwert entfernt. Angesichts des seit Wochen überdurchschnittlichen Lageraufbaus infolge des kräftigen Produktionswachstums könnte die Auffüllphase in diesem Jahr länger andauern als üblich. Aufkommende Spekulationen, dass die Kapazitätsgrenze der Erdgasspeicher erreicht wird, könnten den nächstfälligen Terminkontrakt in den kommenden Wochen wieder in Richtung der Oktober-Tiefs bei 3,2 USD je mmBtu drücken.


Edelmetalle

Im Zuge sehr fester globaler Aktienmärkte und einem schwachen US-Dollar können auch die Edelmetallpreise deutlich steigen. Die Marktteilnehmer hat offensichtlich weniger die Höhe der geplanten neuen Aufkäufe von US-Staatsanleihen durch die Fed besorgt, sondern eher die Tatsache, dass die Fed darüber hinausgehende Käufe nicht ausschließt und dadurch weitere Liquidität in den Markt pumpen könnte. Der Goldpreis erreicht mit 1.394 USD ein neues Allzeithoch. Die anderen Edelmetalle legen sogar noch stärker zu. Silber stieg um 5,8% und erreichte bei 26,65 USD je Feinunze ein neues 30-Jahreshoch.

Während Platin mit über 1.780 USD je Feinunze ein 28-Monatshoch markiert, springt Palladium auf den höchsten Stand seit Mai 2001. Positive fundamentale Daten unterstützen die Preise unterschwellig. Die Türkei, einer der größten Verarbeiter von Goldschmuck, hat im Oktober 9,1 Tonnen Gold importiert. Im Vormonat waren es nur 2,45 Tonnen. Damit scheint man sich auch in der Türkei an das höhere Preisniveau gewöhnt zu haben. Der World Gold Council schätzt, dass sich die Goldnachfrage in China in den nächsten zehn Jahren von 428 Tonnen auf 800 bis 900 Tonnen verdoppelt. Da China "nur" 340 Tonnen Gold selbst produziert, ist das Land verstärkt auf Importe angewiesen, was den Goldpreis auch langfristig unterstützen dürfte.


Industriemetalle

Beflügelt von einem schwachen US-Dollar und sehr festen globalen Aktienmärkten, die den Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrücken, konnten die Metallpreise gestern um bis zu 4,5% zulegen. Der Aufwärtstrend setzt sich heute Morgen fort und könnte zusätzlich durch gute Konjunkturdaten in den USA (z.B. Arbeitsmarktbericht) im Tagesverlauf noch verstärkt werden.

Kupfer notiert mit rund 8.800 USD je Tonne auf einem 28-Monatshoch und nur noch marginal unter dem Rekordhoch. Dieses könnte durch eine weitere Verknappung des Angebots bald erreicht werden. Die Tarifverhandlungen zwischen den Minenbetreibern und der Gewerkschaft in der chilenischen Collahuasi-Mine sind ergebnislos beendet worden und die Arbeiter wollen ab heute streiken. Mit einer Produktion von 535 Tsd. Tonnen zählte die Mine im vergangenen Jahr zu den weltweit größten Kupferminen.

Aufschluss darüber, inwiefern der Preisanstieg bei Kupfer durch spekulative Finanzinvestoren getrieben wurde, könnte die Statistik der CFTC geben, die heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht wird. Allerdings umfasst diese nur Daten bis einschließlich Dienstag. Die Auswirkungen der Fed-Ankündigung zur Lockerung der quantitativen Geldpolitik werden daher erst nächste Woche sichtbar. Eine Vielzahl an Konjunkturdaten aus China, die im Laufe der nächsten Woche veröffentlicht werden (z.B. Industrieproduktion, Importstatistik), könnte unabhängig davon für weiteren Auftrieb sorgen.


Agrarrohstoffe

Auch die Preise der meisten Agrarrohstoffe profitieren von der allgemeinen Hausse an den Rohstoffmärkten und verzeichneten teilweise mehrjährige Höchststände. So stiegen die Preise für Mais und Sojabohnen auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Kaffee Arabica erreichte ein 13-Jahreshoch, Zucker sogar ein 30-Jahreshoch. Baumwolle notiert auf einem Rekordhoch. Auch hier ist es vor allem der schwache US-Dollar, welcher die Nachfrage nach Agrarrohstoffen beflügelt. Die USA sind der größte Anbieter von Mais, Weizen und Sojabohnen und der wichtigste Handelsplatz für die meisten Agrarrohstoffe.

Im Gegensatz zu anderen Rohstoffmärkten wie dem Ölmarkt werden die Agrarpreise zusätzlich durch eine tatsächliche bzw. erwartete Verknappung des Angebots unterstützt. So dürfte das US-Landwirtschaftsministerium am kommenden Dienstag eine nochmalige Abwärtsrevision der US-Maisernte vornehmen. Dies könnte ein weiteres Absinken der US-Lagerbestände auf ein 15-Jahrestief zur Folge haben.

Bei Sojabohnen könnte die starke Exportnachfrage ebenfalls zu einem Abschmelzen der US-Lagerbestände führen. Seit Anfang September belaufen sich die US-Ausfuhren auf 13,6 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um 46% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Kaffeeernte in Kolumbien dürfte in diesem Erntejahr laut der kolumbianischen Exportvereinigung zwar um 11% auf 9 Mio. Sack steigen. Das liegt allerdings am unteren Ende der Erwartungen. Die Knappheit an hochwertigen Kaffeebohnen dürfte daher bestehen bleiben.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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