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Irland bleibt im Zentrum der Debatten am Devisenmarkt

16.11.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.30 Uhr) bei 1.3610, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im asiatischen Geschäft bei 1.3562 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.90, während EUR-CHF bei 1.3415 oszilliert.

Der Euro bleibt unter Druck - das Thema Irland dominiert:
  • Der Markt ist nicht bereit, den potentiellen Folgen der Reformen Aufmerksamkeit zu schenken.
  • Ebenso wenig interessieren Daten zur Liquidität/Solvenz Irlands, die eindeutig im Widerspruch zu der aktuellen Bewertung stehen.

Die Bewertung ist derzeit nicht sachlich geprägt, sondern Ausdruck einer bewussten spekulativen Attacke.

Fakt ist, daß die internationale Realwirtschaft durch dieses vom CDS-Markt/Devisenmarkt aufgezwungene Problem nicht belastet wird. Im Zweifelsfall greift der von IWF und EU aufgezogene Sicherungsmechanismus.

Gerade dieser Umstand, daß ein Bankrott überhaupt nicht realistisch ist, wirft einen Schatten des Mangels der Logik oder möglicherweise den penetranten Beigeschmack politischer Einflussnahme bei der Spekulation gegen Irland und die Eurozone auf.

Ist diese Auseinandersetzung im Zweifelsfall eine Facette des Kampfes um den globalen Hegemonialstatus?
  • Die Tatsache, daß die letzten 12 Monate das Thema Staatsdefizit solitär in der Eurozone diskontiert wird und die USA als nach wie vor maßgeblichster Defizitsünder dabei ungeschoren bleiben, stellt eine maßgebliche Asymmetrie der Bewertung dar und impliziert die Möglichkeit einer politischen Einflussnahme am Finanzmarkt, nachdem noch per Ende 2009 der Euro als veritable Alternative zum USD gehandelt wurde.
  • Ebenso ist auffällig, daß die Attacken maßgeblich aus New York und London geführt werden. Dieser Umstand liefert den nächsten impliziten Beleg.
  • Darüber hinaus steht der Pressetenor, der in den USA über Europa dominiert, nicht im Einklang mit unseren Realitäten. Desinformationen sind Mittel der Politik.

Hinsichtlich der fortgesetzten Spekulation gegen Irland und der damit potentiell einhergehenden Verunsicherung oder sogar zunehmenden Risikoaversion nimmt der Druck seitens der EU und der EZB zu, daß Irland unter den Rettungsschirm schlüpft, um dadurch die Rekapitalisierung der irischen Banken zu erleichtern und die Verunsicherung an den Finanzmärkten zu unterbinden.

Sofern das als Folge des Drucks des Finanzmarkts notwendig wird, sollte eine Debatte über die globale Bankenaristokratie und deren politische Rolle losgetreten werden.

Der Finanzmarkt stellt nicht mehr ein Polypol dar. Es gibt eine Bankenaristokratie globaler Player. Dazu gehören vor allen Dingen US-Banken.

JP Morgan (USA) und HSBC (UK), die beispielsweise die derivativen Edelmetallmärkte beherrschen sind zuletzt unangenehm aufgefallen. Bart Chilton, Commissioner der CFTC; hat gerade vor wenigen Tagen erklärt, daß er Manipulationen am Silbermarkt erkennt. Ergo ist Manipulation ein Thema, das nicht geeignet ist, als Verschwörungstheorie klassifiziert zu werden.

Einige wenige Teilnehmer haben überproportionalen Einfluss. Das gilt vor allen Dingen an derivativen Märkten, die Taktgeber für Rohstoff-, Anleihe- und Aktienmärkte sind. Hier besteht unverändert akuter politischer Handlungsbedarf, der nicht durch Regulierung abgedeckt werden kann!


Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Der Handelsbilanzüberschuß der Eurozone überraschte positiv mit einem Aktivsaldo in Höhe von 2,9 Mrd. Euro. Die Prognose lag bei 0.3 Mrd. Euro. Exporte legten im Jahresvergleich um 22,2% zu. Importe nahmen um 21,0% zu. Die Daten dürfen als Beleg der weiteren Expansion interpretiert werden.

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Der „NY Empire State Manufacturing Index” enttäuschte massiv per November mit einem unerwarteten Einbruch von zuvor 15,7 auf -11,1 Punkte. Die Prognose stellte sich auf 14,0 Zähler. Diese Schwäche wurde in den Subindices umfänglich gespiegelt. So brach der Auftragsindex von 12,9 auf -24,4 Punkte ein. der Beschäftigungsindex sackte von 21,7 auf 9,1 Punkte.

Der Gesamtindex ist damit das erste Mal seit Juli 2009 auf negatives Terrain gefallen. Es handelt sich um den niedrigsten Wert seit April 2009. Das wirft Fragen ob des weiteren Verlaufs auf.

Hinsichtlich der Tatsache, daß das verarbeitende und produzierende Gewerbe in den USA eng mit der Weltwirtschaft korreliert ist, ist die Wahrscheinlichkeit als hoch anzusehen, daß es sich hier um einen „Ausreißer“ handelt. Dennoch ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.

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Im Gegensatz zu dem „NY Empire State Manufacturing Index“ lieferten die US-Einzelhandelsumsätze einen positiven Akzent.

Per Oktober kam es zu einem Anstieg um 1,2% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei 0,7%. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von +0,6% auf +0,7% revidiert. Entscheidend war ein erhöhter Absatz bei Automobilen. Hier ergab sich im Monatsvergleich ein Anstieg um 5%. Im Jahresvergleich stellt sich Anstieg um 7,3% ein. Dieser Wert ist zwar nicht inflationsbereinigt. Er belegt aber fraglos eine deutliche Belebung des privaten Konsums.

Der Chart unterstreicht, daß von dieser Seite der US-Wirtschaft zuletzt deutlich positives Momentum erkennbar ist.

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Die US-Lagerbestände wachsen weiter, weil sie immer noch nicht angemessen bestückt sind. Der Lagerzyklus ist damit fortgesetzt ein Impulsgeber für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.

Per Berichtsmonat September stellte sich eine Zunahme um 0,95% ein. Das viel beachtete Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz verharrte weiter bei 1,27 Monatsumsätzen. Per Februar diesen Jahres lag dieser Wert bei 1,26 Monatsumsätzen. Hier wird deutlich, daß der Lagerbestand zwar wächst, er wächst aber angemessen im Verhältnis zum Absatz.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht darüber hinaus, daß das Niveau der Lager unverändert als niedrig klassifiziert werden muss.

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Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.3850 - 1.3880 dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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