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Eurozone gewinnt Vertrauen zurück - wie lage?

17.09.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.10 Uhr) bei 1.3130, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im amerikanischen Handel bei 1.3152 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.30 In der Folge notiert EUR-JPY bei 102.85, während EUR-CHF bei 1.2160 oszilliert.

Der Euro/Dollar-Kurs als Abbild für die Stabilität der Eurozone konnte sich am Wochenende über der 1,3100-Marke behaupten. Da keine neuen (Negativ-)meldungen über Reformländer oder Herabstufungen lanciert wurden, kehrte nach der turbulenten, aber durchweg positiven letzten Woche etwas Ruhe in den Kurs ein. Diese Woche dürfte wieder deutlich nachrichtenärmer werden und die letzten Kursgewinne in den nächsten Tagen verdaut werden.

Zuletzt mussten größere Shortpositionen eingedeckt werden, was darauf hindeutet, dass die große Dynamik erst einmal vorbei ist. Nach oben dürfte eseinen Test der 1,3200-Grenze geben. Wird diese geknackt, könnte der Kurs auf über 1,33 durchbrechen. Wahrscheinlicher ist aber ein Blick nach unten, wo EUR/USD bei 1,3100/1,3000 aber fest unterstützt ist.

Im DAX droht momentan Rückschlagspotenzial nachdem am Freitag wieder zahlreiche Käufe den Kurs auf sein Jahreshoch bei 7446 Punkten brachten.Der Schlusskurs lag leicht darunter bei 7412,13 Punkten. Seit der EZB-Zinsentscheidung am 06.09. ist der DAX von ca. 7000 Punkten nun ohne Pause "heißgelaufen“. Nach unten hilft die Unterstützung von 7194 in Form des ehemaligen Hochs. Unsere Börsenampel würde erst ab 7050 Zählern in den Vorsichsmodus "gelb“ springen. Mit einem Sprung über das bisherige Hoch bei 7446 kann sich der DAX in eine Position zwischen 7500-7600 Punkten bringen, die ihm Luft nach oben gibt.

Die angesprochene zu erwartende Nachrichtenflaute möchten wir allerdings keinesfalls als fehlenden Impuls werten, sondern vielmehr als Chance zum Luftholen. Aufgrund der starken Kursentwicklungen kann ein kurzes Durchatmen den Märkten nur gut bekommen. Zumal sich die Lage um die europäische Gemeinschaftswährung wiederals normalisiert beschreiben lässt. Dies wurden auch die Finanzminister der Eurozone nicht müde zu betonen, als sie am Wochenende um eine Einschätzung der Lage gebeten wurden.

Bei dem Treffen der europäischen Finanzminister in Zypern wurden keine wesentlichen Neuerungen - besonders im Bezug auf eine bevorstehende Bankenunion - bekannt. Man zeigte sich dagegen sehrformell und der schwierigen Lage bewusst. Die hoffentlich nicht nur vorübergehende Beruhigungder Märkte gibt den Euroländern wieder einmal Zeit die notwendigen Reformen zu vereinbarenund auf den Weg zu bringen.

Nur weiß niemand, wie lange diese "Harmonie“ anhält. Behalten wir im Hinterkopf, dass es einige heiße Eisen gibt, die immer noch geschmiedet werdenund jederzeit für neue Turbulenzen sorgen können. Zum Einen ist der Ausblick Deutschlands beiMoody´s auf negativ gesetzt, was bedeutet, dass das AAA-Rating jederzeit entzogen werden könnte. Zum Anderen werden weiter hohe Shortpositionen gegen den Euro gehalten.

Darüber hinaus gingen an diesem Wochenende wieder Zehntausende EU-Bürger gegen die Sparpläne ihrer Regierungen (Portugal, Spanien) demonstrieren. Zwar friedlich, aber die Frage ist, wie lange die Vernunft gegenüber der Hoffnungslosigkeit gewinnt.

Richtige Zeichen stiften an dieser Stelle Hoffnung.Siehe Griechenland. Am Wochenende wurde vermeldet, dass das Land sein Defizit bis 2020 voraussichtlich nicht auf 120,50% senken kann. Dieswar bei der Berechnung des Schuldenschnitts wesentliches Ziel, denn größere Staatsschulden gelten als nicht refinanzierbar. Nun wird der Troika mehr Zeit gegeben, um die vorgelegten Sparpläne unter weniger Zeitdruck zu überprüfen. Aus den USA erreichten uns am Freitag durchwachseneDaten, die die eine oder andere Überraschung bereit hielten:

Die Verbraucherpreise steigen derzeit in den USA besonders aufgrund deutlich teureren Benzins so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Teilweisekostet der Liter schon über 0,80 EUR/Liter. Der Anstieg fiel mit 0,6% daher auch stärker als erwartet aus.

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Die Einzelhandelsumsätze in den USA fielen dagegen im August mit +0,9 besser aus als die Befragten mit 0,7% erwarteten. Ohne Autoverkäufe hätte der Wert 0,8% betragen. Besonders stark stiegen die Verkäufe an Tankstellen (+5,5%).

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Was wir schon vermuteten, traf dann bei der Industrieproduktion auch zu. Der Augustwert stellte sich auf -1,2%, die Erwartungen beliefen sich auf +-0. Der Wert wurde maßgeblich durch Produktionsrückgänge in der Autoindustrie -4,0% negativ beeinflusst. Alle Subindizes der Industrieproduktion wurden mit negativem Wert ausgewiesen.

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Das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan wurde mit79,2 Punkten über den erwarteten 74,3 festgestellt. Es geht weiter aufwärts, nachdem der Vormonat August mit 74,0 angegeben wurde und im Juli der Wert bei 72,3 lag. Die positive Einschätzung überraschte, besonders da die Befragten die Lage sogar etwas schwächer als bishereinschätzten. Der Index wird stark beachtet, da die Verbraucherausgaben ca. 70% der US-Wirtschaftsleistung ausmachen und daher von herausragender Bedeutung für die Konjunktureinschätzung sind.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2490 - 1.2500 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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