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Ölpreis fällt binnen weniger Minuten um 4 USD

18.09.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Gestern gab es einen seltsamen Fall von Ölpreisverfall. Binnen weniger Minuten sind die WTI- und Brentölpreise um knapp 4 USD gefallen, ohne dass es dafür einen erkennbaren Grund gegeben hätte: Impulse gab es weder von der Währungsseite, noch von den Aktienmärkten, noch von der Nachrichtenfront. Solch starke Preisausschläge lassen Kritik am Hochfrequenzhandel (HFT) und dem übertriebenen Einfluss der Spekulanten auf den wichtigsten Rohstoff aufkommen und dürften von Politik und Börsenregulatoren genau beobachtet werden. Damit wird auch häufig der gesamte Preisfeststellungsmechanismus der Börse in Frage gestellt. Wir sind davon überzeugt, dass die Warenterminbörsen weiterhin die besten "Preisfinder" sind, weil die Märkte sehr liquide und dort Interessen aller Gruppen zu jedem Zeitpunkt vertreten sind.

Auch wenn wir die Vorschläge zu Positionslimits und sonstigen Mechanismen, die sicherstellen sollten, dass die Börsenpreise nicht manipuliert werden, unterstützen, sehen wir die Gefahr, dass man bei einer zu strengen Regulierung das Kind mit dem Bade ausschüttet und die häufig angesprochene Volatilität wegen einer geringeren Liquidität sogar noch steigt. Außerdem lassen sich auch fundamentale Gründe finden, warum sich ein Brentölpreis von 117 USD je Barrel angesichts der aktuell eher überversorgten Lage am Ölmarkt nicht fundamental rechtfertigen lässt. Viel Potenzial nach unten sehen wir allerdings auch nicht. Denn die Preise sollten auch die künftigen Entwicklungen widerspiegeln und aktuell bleiben die Risiken auf der Angebotsseite weiter hoch. Nicht nur die Situation rund um den Iran, sondern auch die überraschenden Ausfälle im Sudan, Syrien, Jemen und Brasilien und mögliche Ausfälle in Libyen unterstützen den Ölpreis.


Edelmetalle

Gewinnmitnahmen prägten gestern das Bild an den Rohstoffmärkten, so auch bei Edelmetallen. Am stärksten unter Druck stand Platin, das rund 2,5% verlor und auch heute Morgen weiter nachgibt. Mit zu diesem Rückgang beigetragen haben Nachrichten aus Südafrika, wonach die streikenden Arbeiter im „Marikana“-Minenkomplex von Lonmin, dem weltweit drittgrößten Platinproduzenten, ihre Lohnforderungen reduziert haben. Dies wird heute Morgen allerdings von einem Regierungsvertreter relativiert. Denn das Angebot von Lonmin - der Minenbetreiber ist bereit, die Löhne um bis zu 21% zu erhöhen - und die Forderungen der Arbeiter würden noch weit auseinander liegen. Ursprünglich hatten die Arbeiter eine Verdopplung ihrer Gehälter gefordert. Nach wie vor steht die Produktion in "Marikana" still. Lonmin "verliert" durch den Streik, der am 10. August begann und 45 Todesopfer forderte, täglich rund 2.500 Unzen Platin.

Das Unternehmen hat daher gestern seine Umsatzprognose von 750 Tsd. auf 685-700 Tsd. Unzen Platin reduziert. Der von Johnson Matthey bislang für dieses Jahr erwartete Angebotsüberschuss sollte daher deutlich geringer ausfallen. Denn auch die Ausweitung der Streiks auf andere Platinproduzenten dürfte zu Produktionsausfällen geführt haben. Zudem kam es zu Jahresbeginn schon zu einem wochenlangen Streik in der "Rustenburg"-Mine von Impala Platinum, wodurch das Unternehmen eigenen Angaben zufolge rund 150 Tsd. Unzen an Produktion "verloren" hat. Der Platinpreis dürfte daher gut unterstützt sein.


Industriemetalle

Auch an den Industriemetallmärkten prägen diese Woche bislang Gewinnmitnahmen das Bild. Im Rahmen dessen geben alle Metalle nach, so auch Aluminium. Von seinem 5½-Monatshoch bei 2.200 USD je Tonne Ende letzter Woche ist das Leichtmetall mittlerweile um 2,7% zurückgekommen. Viele Aluminiumproduzenten dürften darüber allerdings kaum besorgt sein. Denn deren Kostenbasis wird aktuell u.a. durch die hohen und weiter steigenden physischen Prämien entlastet. So bestätigen heute Morgen Aluminiumkäufer in Japan, dem größten asiatischen Importeur, dass die Prämien, die auf den LME-Preis gezahlt werden müssen, ab Oktober auf 253-255 USD je Tonne steigen werden. Im laufenden Quartal belaufen sie sich auf 200-210 USD je Tonne, was ebenfalls schon einen Rekordwert darstellt.

Der erneute Anstieg der Prämien wird auf eine geringere Verfügbarkeit von Aluminium zurückgeführt. Dies ist erstaunlich, denn die weltweite Aluminiumproduktion lag gemäß Daten des International Aluminium Institutes im Juli mit 3,81 Mio. Tonnen nur marginal unter dem im Mai verzeichneten Rekordhoch. Darüber hinaus sind die Aluminiumvorräte in den Lagerhäusern der LME kürzlich zum ersten Mal seit Anfang Mai wieder über die Marke von 5 Mio. Tonnen gestiegen. Eine Knappheit ist auf den ersten Blick also nicht zu erkennen. Vor dem Hintergrund, dass etwa zwei Drittel der Lagerbestände in Finanztransaktionen gebunden sind und dem Markt nicht zur Verfügung stehen, wird dies jedoch relativiert.

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Agrarrohstoffe

Der Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums sorgte für eine kleine Überraschung. Der Maiszustand verbesserte sich im Vergleich zur Vorwoche um 2%-Punkte. 24% der Pflanzen erhielten die Bewertung "gut" oder "sehr gut". Damit befindet sich der Gesamtzustand auf einem ähnlichen Niveau wie zuletzt Ende Juli. Zudem stieg der Anteil der Sojapflanzen in den beiden besten Klassen um einen Prozentpunkt auf 33%. Diese positiven Nachrichten setzte die Preise gestern weiter unter Druck, nachdem auch der letzte WASDE-Bericht zur Ernteschätzung besser ausgefallen war als erwartet. Auch die Ernte läuft weiterhin auf Hochtouren.

Über ein Viertel der Mais- und ein Zehntel der Sojabohnenernte wurden schon eingebracht, im Vergleich zu 9% und 4% im 5-Jahresschnitt. Der meistgehandelte Mais-Kontrakt notiert derzeit bei 7,52 USD je Scheffel, Sojabohnen bei 16,54 USD je Scheffel. Zusätzlich sorgen Regenfälle in Brasilien für die zur Aussaat von Sojabohnen und Mais benötigte Feuchtigkeit. So spricht alles dafür, dass die Preise für Mais und Sojabohnen sich auch mittelfristig deutlich unter den im Sommer gesehenen Höchstständen etablieren werden. Speziell bei Sojabohnen geht man von einer reichlichen brasilianischen Ernte aus, die in der Ernteperiode 2012/13 voraussichtlich erstmals größer sein wird als die in den USA.




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