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US-Konjunkturdaten positiv - US-Budgetdefizit mit historisch hohem Novemberwert!

13.12.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3195 (07.00 Uhr), nachdem am Freitag im europäischen Handel mit 1.3179 als Tiefstkurs als auch 1.3282 als Höchstkurs die Extreme der letzten 24 Handelsstunden markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 84.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.05, während EUR-CHF bei 1.2980 oszilliert.

Die Stimmung für den Euro ist unverändert belastet durch die Debatten über die Mechanismen, wie man zukünftig mit Defizitsündern umgehen will. Jede Abwendung von der bisherigen Vollkaskopolitik wird vom Markt mit einem negativeren Stimmungsbild gegen den Euro verknüpft. Wo sind nur die Händler von gestern, die die Politik des freien Marktes von Europa vehement eingefordert hatten. Das war zu Zeiten, als die USA eine solide Haushaltslage hatten. Nun denn, der Zeitgeist ist eben manchmal auch ein Ungeist.

Fakt ist und bleibt, daß die Eurozone sich reformiert. Die Reformen in den Problemländern sind massiv. Die Haltung Deutschlands und Frankreichs impliziert, daß der Club Med nicht mit weichen Regeln rechnen darf. Diese Erfahrung wurden bereits bei den Reformen durch die stringente Haltung des IWF und der EU-Kommission gemacht.

Grundsätzlich ist dieses Setup der Eurozone Ausdruck von verstärkter Zukunftsfähigkeit. Wir teilen die Meinung unseres deutschen Finanzministers Schäuble. Finanzminister Schäuble sagte der Bild am Sonntag, daß die Wetten gegen den Euro nicht erfolgreich sein werden. Auch wenn ein kleineres Land aus dem Euro herausfallen würde, wären die Konsequenzen unkalkulierbar. Die Krise wird die Integration der Eurozone verstärken.

Wenden wir uns kurz China zu. Die Wirtschaftsdaten (siehe Rubrik "Letzte Nachrichten") sind allesamt Ausdruck nachhaltigen Wachstums. Die Inflationsdaten machen Sorgen. Wir dürfen uns auf eine Fortsetzung einer restriktiveren Politik der PBoC einstellen. Es gilt, sich potentiellen Verwerfungen, die das Wachstum mittel- und langfristig gefährden könnten, entgegen zu stellen. Die bisherige Position der PBoC impliziert, dass dieses Mandat in verantwortungsvoller Manier erfüllt wird.

Kommen wir zu den USA. Der Freitag lieferte uns ein überwiegend positives Konjunkturbild und bezüglich des Budgetdefizits ein negatives Strukturbild.

Wir beginnen mit dem negativen Strukturbild, um das positive Konjunkturbild im Nachklang wirken zu lassen. So viel zu dem Stilmittel Psychologie.

Das US-Federal Budget als Teilmenge der gesamten öffentlichen Verschuldung lieferte per November ein Defizit in Höhe von 150,4 Mrd. USD nach 120,3 Mrd. USD im Vorjahr. Damit wurde das historisch höchste Novemberdefizit in dieser Datenreihe markiert! Die Prognose lag bei "nur" 132 Mrd. USD.

Das Wachstum der USA wird mit teueren Defiziten eingekauft. Im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Fiskaljahres 2009 Oktober und November kam es zu einem Rückgang des Defizits von 296,7 Mrd. USD auf 290,8 Mrd. USD (Gesamtverschuldung Griechenlands circa 370 Mrd. USD). Das ist übrigens deutlich weniger prozentuale Reduktion als die, die in Griechenland oder in Portugal und Spanien im gleichen Zeitraum umgesetzt wurde. "Food for thought!"

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Die US-Importpreise legten per November kräftig zu. Im Monatsvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,3% nach 1,0% im Vormonat. Im Jahresvergleich stellt sich eine Zunahme um 3,7% nach zuvor 3,8% ein. Exportpreise erhöhten sich im Jahresvergleich um 6,5% nach zuvor 5,8%. Offensichtlich ist der Deflationszug abgefahren, der Inflationszug ist eingelaufen. Wir freuen uns, daß wir in der Deflationsdebatte vor wenigen Monaten dem Markt nicht gefolgt sind …

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Das US-Handelsbilanzdefizit stellte sich per Oktober auf -38,7 nach zuvor -44,6 Mrd. USD. Die Prognose lag bei -43,8 Mrd. USD.

Diese deutliche Besserung der Defizitsituation ist wenig erstaunlich. Die Weltkonjunktur zieht an, der USD hat gegenüber dem Frühjahr an Wert verloren, damit steigt die Konkurrenzfähigkeit der US-Exporte. Genau hier lag der Katalysator. Die Exporte nahmen im Monatsvergleich von 153,8 Mrd. USD auf 158,7 Mrd. zu, während die Importe leicht von 198,4 Mrd. USD auf 197,4 Mrd. USD sanken.

Ein geringeres Handelsbilanzdefizit impliziert für das Wachstum im vierten Quartal 2010 leicht erhöhtes Wachstum gegenüber der aktuellen Erwartungshaltung. Die USA brauchen in ihrer fragilen strukturellen Lage halt keinen festeren USD ….

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Das vorläufige US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan legte von zuvor 71,6 auf 74,2 Punkte zu. Die Prognose lag bei 72,5 Punkten.

Sowohl die Bewertung der aktuellen Lage (85,7 nach 82,1) als auch die Einschätzung der zukünftigen Situation (66,8 nach 64,8) trugen zu dem Anstieg bei.

Dieser Anstieg ist erfreulich. Er bringt den Index in Schlagdistanz zu den besten Werten seit dem Einbruch der Konjunktur im Rahmen der globalen Finanzkrise.

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Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



P.S.
Wir inkludieren in der heutigen Ausgabe einen Teil eines Artikels der NY Times, der am 11.12.2010 im Netz veröffentlicht wurde. Der Titel lautet:

A Secretive Banking Elite Rules Trading in Derivatives
By LOUISE STORY
Published: December 11, 2010
On the third Wednesday of every month, the nine members of an elite Wall Street society gather in Midtown Manhattan.

The men share a common goal: to protect the interests of big banks in the vast market for derivatives, one of the most profitable - and controversial - fields in finance. They also share a common secret: The details of their meetings, even their identities, have been strictly confidential. Drawn from giants like JPMorgan Chase, Goldman Sachs and Morgan Stanley, the bankers form a powerful committee that helps oversee trading in derivatives, instruments which, like insurance, are used to hedge risk.

In theory, this group exists to safeguard the integrity of the multitrillion-dollar market. In practice, it also defends the dominance of the big banks.

The banks in this group, which is affiliated with a new derivatives clearinghouse, have fought to block other banks from entering the market, and they are also trying to thwart efforts to make full information on prices and fees freely available.

Banks’ influence over this market, and over clearinghouses like the one this select group advises, has costly implications for businesses large and small, like Dan Singer’s home heating-oil compan in Westchester County, north of New York City.

This fall, many of Mr. Singer’s customers purchased fixed-rate plans to lock in winter heating oil around $3 a gallon. While that price was above the prevailing $2.80 a gallon then, the contracts will protect homeowners if bitterly cold weather pushes the price higher.

But Mr. Singer wonders if his company, Robison Oil, should be getting a better deal. He uses derivatives like swaps and options to create his fixed plans. But he has no idea how much lower his prices - and his customers’ prices - could be, he says, because banks don’t disclose fees associated with the derivatives.

"At the end of the day, I don’t know if I got a fair price, or what they’re charging me," Mr. Singer said.

Derivatives shift risk from one party to another, and they offer many benefits, like enabling Mr. Singer to sell his fixed plans without having to bear all the risk that oil prices could suddenly rise.Derivatives are also big business on Wall Street. Banks collect many billions of dollars annually inundisclosed fees associated with these instruments - an amount that almost certainly would be lower if there were more competition and transparent prices.

Just how much derivatives trading costs ordinary Americans is uncertain. The size and reach of this market has grown rapidly over the past two decades. Pension funds today use derivatives to hedge investments. States and cities use them to try to hold down borrowing costs. Airlines use them to secure steady fuel prices. Food companies use them to lock in prices of commodities like wheat or beef. The marketplace as it functions now "adds up to higher costs to all Americans," said Gary Gensler, the chairman of the Commodity Futures Trading Commission, which regulates most derivatives. More oversight of the banks in this market is needed, he said.

But big banks influence the rules governing derivatives through a variety of industry groups. The banks’ latest point of influence are clearinghouses like ICE Trust, which holds the monthly meetings with the nine bankers in New York.

Under the Dodd-Frank financial overhaul, many derivatives will be traded via such clearinghouses. Mr. Gensler wants to lessen banks’ control over these new institutions. But Republican lawmakers, many of whom received large campaign contributions from bankers who want to influence how the derivatives rules are written, say they plan to push back against much of the coming reform. On Thursday, the commission canceled a vote over a proposal to make prices more transparent, raising speculation that Mr. Gensler did not have enough support from his fellow commissioners.

The Department of Justice is looking into derivatives, too. The department’s antitrust unit is actively investigating "the possibility of anticompetitive practices in the credit derivatives clearing, trading and information services industries," according to a department spokeswoman ...



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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