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Gute Konjunkturdaten global versus massive Verschuldungsdaten der USA

04.01.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3325 (07.35 Uhr), nachdem gestern im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3256 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 109.55, während EUR-CHF bei 1.2500 oszilliert.

Das neue Jahr begann mit einer Kaskade äußerst guter Konjunkturdaten. Lediglich die Verschuldungsdaten der USA waren auf sachlicher Ebene, die am Devisenmarkt derzeit nicht gepflegt wird, ein erheblicher Wermutstropfen.

Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den produzierenden Sektor setzte per Dezember mit einem unerwarteten Anstieg von zuvor 56,8 auf 57,1 Punkte einen positiven Akzent. Die Prognose lag bei unverändert 56,8 Punkten. Dieses Niveau des Index impliziert nachhaltiges und hohes Wachstum in diesem Sektor. Hier stellte sich der vierte Anstieg in Folge ein. der Index bewegt sich mittlerweile seit knapp eineinhalb Jahren oberhalb der 50 Punktemarke, die zwischen Wachstum und Kontraktion unterscheidet.

Deutschland sticht mit 60,7 nach 60,9 Punkten unverändert hervor. Der deutsche Index nähert sich einem Niveau, das den Begriff "Boom" salonfähig macht. Der deutsche Beschäftigungsindex legte auf das höchste Niveau seit Erhebung dieses Index im Jahr 1996 zu. Kapazitäten werden in Deutschland knapp, lässt sich zusammenfassend konstatieren.

Erfreulich ist die Entwicklung in Frankreich mit 57,2 nach 56,3 Punkten (Prognose 56,3). Der Einkaufsmanagerindex Italiens wies einen unerwarteten Anstieg von 52,0 auf 54,7 Zähler aus. Die Prognose war bei 52,5 Punkten angesiedelt. Auch Irlands und Spaniens Indices bewegen sich auf Expansionsniveau. Lediglich Griechenlands Index verharrt weiter unterhalb der kritischen 50 Punktemarke. Hier wirkte sich laut Markit, dem Erhebungsinstitut dieses Index, das Wetter im Berichtsmonat belastend aus.

Nachdem die deutschen Kapazitäten eng werden, ist es nicht erstaunlich, dass die weiteren Mitgliedsländer der Eurozone mit freien Kapazitäten nun verstärkte Zuwächse verzeichnen. Es gibt kein ökonomisches Vakuum. Damit greifen wir einen Gedanken aus unserem Jahresausblick 2011 auf. "Food for thought!"

Der US-ISM-Index für den produzierenden Sektor per Berichtsmonat Dezember konnte mit einem Anstieg von zuvor 56,6 auf 57,0 Punkte überzeugen. Die Prognose lag bei 56,9 Zählern.

Der Produktionsindex stieg von 55,0 auf 60,7 Punkte. Der Auftragsindex legte von 56,6 auf 60,9 Zähler zu. Dagegen sank der Beschäftigungsindex von 57,5 auf 55,7 Punkte. Hinsichtlich der positiven Entwicklung der Auftragslage sehen wir in dem aktuellen Rückgang des Beschäftigungsindex ein temporäres Phänomen.

Die Subindex für die Preisentwicklung legte von zuvor 69,5 auf 72,5 Punkte zu. Das Thema Inflation wird hoffähiger in den USA. Das Thema Deflation ist sachlich und ohne "Spin" "out".

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Erstmalig wenden wir uns an dieser Stelle einem weiteren US-Index zu.

Der "Creighton University Business Conditions Index" legte per Dezember von zuvor 55,9 auf 57,5 Punkte zu und verzeichnete damit den zweiten Anstieg in Folge. Auch dieser Index unterstreicht die positive Gesamtentwicklung in den USA! Der Preisindex nahm massiv von 64,7 auf 81,1 Zähler zu. Das Thema Deflation in den USA, das gestern noch einmal medientechnisch bewegt wurde, ist vor dem aktuellen Datenhintergrund als Irritation zu begreifen.

Die Weltwirtschaft zieht an. Dieses Resümee lässt sich ziehen und es wird von JP Morgan bestätigt. Der "Global Manufacturing PMI" von JP Morgan (Einkaufsmanagerindex) legte per Dezember von zuvor 53,9 auf 55,0 Punkte zu.

Das aktuelle Wachstum in den USA ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich freuen wir uns ob dieser Entwicklung. Gleichzeitig darf man jedoch nicht nur den Quantitätsaspekt beachten, sondern muss auch den Qualitätsaspekt einer Bewertung zuführen. Genau hier liegt die Achillesferse. Das Wachstum wird mit massivsten Defiziten erkauft. Den Begriff Reform kennt man in den USA im Gegensatz zu der Eurozone nicht. Die Eurozone schafft Zukunftsfähigkeit durch Reformen, die USA verspielen die Zukunft durch Reformverweigerung. Kommen wir zu den Fakten:

Im ersten Quartal des neues Fiskaljahres, das per 31.12.2010 endete, stellte sich die verfassungskonforme Neuverschuldung in den USA laut US-Treasury auf 463,6 Mrd. USD (Gesamtverschuldung Griechenland circa 375 Mrd. USD). Das Gesamtvolumen der US-Staatsschuld belief sich auf 14.025,2 Mrd. USD oder circa 96% des BIP der USA.

Die Tatsache, daß die Devisenmärkte diese zuvor dargestellten Zusammenhänge weitestgehend ignorieren, indem sie den Euro abstrafen und den USD feiern, darf als Beleg dafür gewertet werden, daß Märkte schlicht weg und ergreifend ineffizient sind. Anders ausgedrückt belegt die aktuelle Entwicklung an Devisenmarkt, dass die Markteffizienztheorie als wesentliches Standbein der modernen VWL keiner sachlichen Überprüfung standhält … Die hier mitlesenden Professoren können doch "Spaß" verstehen, oder?

Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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