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China mit ungebremst hoher Importdynamik

10.01.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis konnte zum Wochenauftakt vorübergehend auf 90 USD je Barrel steigen, nachdem eine wichtige US-Ölleitung aus Alaska aufgrund eines Lecks am Wochenende geschlossen werden musste. Über die betroffene Leitung werden 630 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag bzw. 12% der US-Ölproduktion transportiert. Noch gibt es keine Angaben darüber, wann die Ölleitung wieder in Betrieb genommen werden kann.

Hinzu kommt, dass am Freitag ein Ölsandprojekt in der kanadischen Provinz Alberta aufgrund eines Feuers die Produktion vorübergehend einstellen musste. In diesem Projekt werden täglich 110 Tsd. Barrel Rohöl produziert. Es stellt damit 6% der kanadischen Ölexporte, welche wiederum nahezu ausschließlich in die USA gehen. Sollte es zu länger anhaltenden Lieferunterbrechungen kommen, dürfte dies zu einem weiteren Rückgang der US-Ölvorräte und einer Einengung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI beitragen.

China hat im Dezember 20,86 Mio. Tonnen Rohöl import. Damit lagen die Einfuhren knapp unter dem Vormonatswert. Im Gesamtjahr stiegen die Öleinfuhren Chinas um 17,5% auf ein Rekordvolumen von 239,1 Mio. Tonnen. Bei den Ölprodukten stiegen die Nettoimporte um 44% gegenüber dem Vormonat auf 2,07 Mio. Tonnen. Angesichts der Dieselknappheit könnte China im Dezember erstmals seit zwei Jahren zum Netto-Importeur von Diesel geworden sein.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 4. Januar ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl um 26,4 Tsd. auf 175.862 Kontrakte reduziert. Hierbei dürfte es sich um Gewinnmitnahmen handeln, nachdem der Optimismus der Finanzanleger Ende vergangenen Jahres ein Rekordniveau erreicht hatte. Der derzeitige Konjunkturoptimismus spricht gegen einen länger anhaltenden Abbau von Netto-Long-Positionen.

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Edelmetalle

Nach Preisabschlägen am Freitag können Gold und Silber wieder zulegen. Die Gewinnmitnahmen der letzten Tage an den Edelmetallmärkten spiegeln sich in der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger wider: Diese haben bei Gold in der Woche zum 4. Januar ihre Netto-Long-Positionen um 7% auf 156,1 Tsd. Kontrakte und damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang August reduziert. Bei Silber fiel der Rückgang der Positionen mit 13% auf 23,6 Tsd. Kontrakte etwas deutlicher aus. Dies entspricht einem 6-Wochentief. Zuletzt hat es auch Abflüsse aus den ETFs gegeben.

Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, berichtete für Freitag einen Rückgang seiner Bestände um 1,5 Tonnen. Seit Jahresanfang sind aus diesem ETF damit 9,5 Tonnen abgeflossen. Die Bestände im iShares Silver Trust, dem weltweit größten Silber-ETF, wurden am Freitag um 53 Tonnen reduziert. Diese Woche dürften die Platzierungen längerfristiger Anleihen am Markt von Portugal, Spanien und Italien im Mittelpunkt des Interesses stehen. Ähnlich wie Irland wird mittlerweile angeblich auch Portugal gedrängt, unter den EU-Rettungsschirm zu schlüpfen. Im Zuge der anhaltenden Unsicherheiten sollte Gold daher wieder stärker nachgefragt werden.


Industriemetalle

China hat im Dezember laut Zollangaben rund 345 Tsd. Tonnen Kupfer und Kupferprodukte importiert, knapp 7% weniger als im Vorjahr. Der Rückgang dürfte in erster Linie auf die schon seit einigen Monaten unattraktiven Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai zurückzuführen sein. Auf das gesamte Jahr betrachtet behaupteten sich die Importe mit 4,29 Mio. Tonnen auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Wir gehen davon aus, dass China auch in diesem Jahr wieder hohe Mengen an Kupfer einführen wird, was den Preis unterstützen sollte.

Die Aluminiumimporte sind im Dezember den dritten Monat in Folge gestiegen. Dies dürfte in Zusammenhang mit den Energiesparmaßnahmen stehen, im Zuge derer veraltete Produktionskapazitäten stillgelegt wurden. Die Einfuhren lagen aber dennoch deutlich unter dem Vorjahresniveau. Mit 955 Tsd. Tonnen wurde im Gesamtjahr 59% weniger Aluminium importiert als noch im Jahr zuvor. Die Exporte dagegen haben sich auf 754 Tsd. Tonnen mehr als verdoppelt. China trägt damit maßgeblich zum globalen Angebotsüberschuss bei. Dies sollte die Euphorie beim Aluminiumpreis bremsen.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 4. Januar ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer zum ersten Mal seit 6 Wochen leicht um 4% auf 37,5 Tsd. Kontrakte reduziert. Auf den Kupferpreis hatte dies jedoch keine Auswirkungen. Im Gegenteil: dieser ist im Betrachtungszeitraum leicht gestiegen.


Agrarrohstoffe

Die spekulativ ausgerichteten Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen am Weizenmarkt in der Woche zum 4. Januar weiter ausgebaut. Laut CFTC erreichten diese mit 32,4 Tsd. Kontrakten den höchsten Stand seit September letzten Jahres. Die Überflutungen in Australien, auf dessen Ernte lange Zeit die Hoffnungen nach den Enttäuschungen des Sommers in der Schwarzmeerregion und Teilen der EU ruhten, halten den Markt weiter in Atem. Auch Nachrichten über schwächere EU-Exporte - mit nur 72 Tsd. Tonnen wurde in der vergangenen Woche so wenig Weizen zum Export freigegeben wie zuletzt im Januar 2008 - bekräftigt die Sorge über ein schnelles Abschmelzen der EU-Lagerbestände. Dies birgt weiteres Preissteigerungspotenzial, insbesondere an der Börse in Paris.

China hat im Dezember laut chinesischer Zollbehörde 5,43 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das Einfuhrvolumen lag damit geringfügig niedriger als im Vormonat. Für das Jahr 2010 belaufen sich die Sojabohnenimporte Chinas insgesamt auf 54,8 Mio. Tonnen. Damit wurde das Rekordniveau aus dem Vorjahr nochmals um 29% übertroffen. Laut USDA-Schätzung stellt China mittlerweile knapp 60% der weltweiten Sojabohnenimporte. Aufgrund gut gefüllter Lagerbestände, gestiegener Weltmarktpreise und ungünstiger Margen könnte die Importdynamik vorübergehend allerdings etwas nachlassen.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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