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Euro freundlich - Nordafrika und der nahe Osten schüren Risikoaversion!

24.02.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3755, nachdem im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3786 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.10. in der Folge notiert EUR-JPY bei 112.95, während EUR-CHF bei 1.2775 oszilliert.

Mitglieder der EZB widmen sich dem Thema Inflationsgefahren. Das wirkt sich grundsätzlich positiv auf den Euro aus. Stabilitätspolitik, auch wenn sie spät kommt, wird offensichtlich noch honoriert. Was für die Eurozone gilt, gilt auch für die Schweiz. Ergo kann der CHF Boden gewinnen.

Das mag auch der Fall sein, da unsere Freunde in den Ratingagenturen mit "Homebase" London und New York sich einmal mehr bemühen, die Stimmung gegen europäische Defizitländer zu forcieren.

Gestern war Spanien dran, wir verweisen auf den gestrigen Report. Ein Land mit einer Staatverschuldung von 65% des BIP und einem aggressiven Reformwerk in der Umsetzung abzukanzeln, ist sicherlich sportlich, wenn man die USA ohne Reformwerk bei 98% Staatsverschuldung ignoriert …

Es fällt dabei auf, dass kein Wort über die überraschenden positiven Defizitreduzierungen der Euro-Reformländer verloren wird. Die fließen offensichtlich in das Bild nicht ein. Wir sind ob dieser "Professionalität" schlicht weg und ergreifend erstaunt und wäre es nicht so ernst, wären wir vielleicht sogar amüsiert.

Rekapitulieren wir,
  • erst werden Reformen 2009 von den maßgeblichen Ratingagenturen gefordert, ansonsten sollen die Bewertungen der europäischen Defizitländer (nicht USA oder Japan) reduziert werden.

  • Dann folgen die massivsten Reformen in der Geschichte der Industrienationen in Europa, während die massivsten Sünder USA und Japan Politik nach Gutdünken umsetzen.

  • In der Folge schwächt sich logischerweise das Wachstum der europäischen Reformländer ab oder es kommt zu Kontraktion der Wirtschaft.

  • Die Ratingagenturen strafen die europäischen Länder mit Herabstufungen ab und ignorieren die Erfolge der Veränderungen der Geschäftsmodelle.

  • Reformen müssen negative Folgen auf die Wirtschaft haben, da unproduktive Teile der Wirtschaft eliminiert werden. Dieses Grundwissen ist offensichtlich bei Ratingagenturen nicht ausgeprägt. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.

  • Die nicht erwarteten Erfolge der Defizitreduktion per 2010 dann noch vollständig zu ignorieren, und weiter mit Herabstufungen oder Androhungen von Herabstufungen zu agieren, verdeutlicht in der Tendenz eine politische Agenda dieser Ratingagenturen.

  • Das gilt um so mehr, als dass die massivsten Sünder USA und Japan von diesen Institutionen nur sehr zaghaft, man ist geneigt, zärtlich zu sagen, angefasst werden.

An dieser Stelle gilt es einmal mehr, die Forderung aufzustellen, zügig eine europäische Ratingagentur aufzubauen, um sich der Willkür der obwaltenden Kräfte zu entziehen und damit die Möglichkeit nachhaltiger Entwicklungen in Europa zu wahren.

Die Situation in Nordafrika und dem Nahen Osten bewegt derzeit die Finanzwelt. Ölpreise steigen, Risikoaversion nimmt zu. Das ist für kurzfristig agierende Marktteilnehmer zunächst einmal verständlich. Dabei erlauben wir uns, den Fed-Präsidenten Plosser zu zitieren. Wir sind nicht immer mit diesen Granden einer Meinung. In diesem Fall ist Übereinstimmung gegeben. Plosser sagte, der Ölpreis müsste weiter und vor allen Dingen anhaltend steigen, um eine merkliche negative Wirkung auf die Ökonomie zu erzielen. Genau das ist der entscheidende Punkt.

Fakt ist, dass in dieser Region autokratische Systeme fallen. Die Menschen forcieren freiere Gesellschaften. Diese freieren Gesellschaften eröffnen dann ein viel stärkeres Wachstumspotential. Autokratische Systems sind nicht effizient. Filz und Korruption einer kleinen Elite lähmt den Gesamtprozess. Die Unruhen/Umstürze und in der Folge die Öffnung dieser Länder ist für die Entwicklung des regionalen und globalen Wachstums als auch für eine stabilere politische Entwicklung in der Region der Prolog. Das entfällt den kurzfristig agierenden Kollegen derzeit.

Ergo steht die kurzfristige Betrachtung in einem diametralen Widerspruch zu der mittel- und langfristigen Perspektive. Wir heißt es doch so treffend: Politische Börsen haben kurze Beine!

Gestern stand die Veröffentlichung der "US-Existing Home Sales" auf der Agenda. Per Januar ergab sich eine Zunahme in der annualisierten Darstellung von zuvor 5,22 Mio. Objekte (revidiert von 5,28) auf 5,36 Mio. Objekte. Die Prognose lag bei 5,24 Mio. Einheiten.

Die aktuellen Veränderungen bieten keine Aussagekraft. Der Blick auf den Chart (linke Skala Veränderung der Anzahl verkaufter Objekte) verdeutlicht, dass das aktuelle Transaktionsvolumen unverändert als unspektakulär bezeichnet werden muss.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3210 - 1.3240 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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