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Gerüchte über Käufe Chinas stützen Maispreis

28.03.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt zum Wochenauftakt unter die Marke von 115 USD je Barrel. WTI wird mit einem Abschlag von 10 USD gegenüber Brent gehandelt. Die Rebellen in Libyen haben dank westlicher Unterstützung die wichtigen Ölhäfen Brega und Ras Lanuf zurückerobert. Dies weckt offensichtlich Hoffnungen auf eine baldige Normalisierung der Öllieferungen aus Libyen. Die Ölproduktion in den von den Rebellen kontrollierten östlichen Regionen des Landes soll sich derzeit auf lediglich 100 bis 130 Tsd. Barrel pro Tag belaufen.

Vor dem Ausbruch der Unruhen wurden im Osten Libyens ca. 1 Mio. Barrel pro Tag und damit zwei Drittel der gesamten libyschen Ölproduktion gefördert. Eine baldige Rückkehr zu diesem Produktionsniveau ist angesichts der Zerstörungen an der Infrastruktur allerdings unwahrscheinlich. Unruhen werden auch aus anderen arabischen Ländern berichtet. Saudi-Arabien hat infolge dessen die Sozialausgaben um 93 Mrd. USD erhöht, um ein Überschwappen der Proteste zu verhindern. Zur Finanzierung dieser Mehrausgaben müssen die Erlöse aus den Öleinnahmen steigen. Dies erfordert höhere Ölpreise. Von daher bleiben die Ölpreise gut unterstützt. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 22. März geringfügig auf 252.218 Kontrakte erhöht.

Bei Erdgas kam es hingegen zu einem deutlichen Abbau der spekulativen Netto-Short-Positionen um knapp 40 Tsd. auf 135.979 Kontrakte. Innerhalb von drei Wochen wurden die Netto-Short-Positionen um 35% reduziert. Dies dürfte mit der Katastrophe in Japan zusammenhängen, welche einen höheren Bedarf an Erdgas zur Stromerzeugung zur Folge haben dürfte.

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Edelmetalle

Die Edelmetallpreise stehen zum Wochenauftakt im Einklang mit den anderen Rohstoffpreisen unter Druck. Offensichtlich kommt es an diesen Märkten zu Gewinnmitnahmen, nachdem Gold letzten Donnerstag ein neues Rekordhoch markiert hatte und Silber auf den höchsten Stand seit 31 Jahren stieg.

Im Falle von Gold wurde der Preisanstieg auch nicht von Zuflüssen in Gold-ETFs begleitet, so dass einige Investoren diesen möglicherweise als übertrieben erachtet haben. Während der Goldpreis inzwischen 30 USD unter dem Allzeithoch liegt, hält sich Silber mit knapp 37 USD je Feinunze noch in der Nähe des Hochs von letzter Woche. Das aktuelle Umfeld mit zahlreichen Unwägbarkeiten – z.B. Atomkrise in Japan, Krieg in Libyen, Unruhen im Nahen Osten, Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern – spricht weiter für einen steigenden Goldpreis, so dass dieser seinen Aufwärtstrend bald wieder aufnehmen sollte. In Bezug auf die Schuldenkrise machen heute Morgen Gerüchte über einen Notfallplan die Runde, mit dem die EZB das angeschlagene irische Bankensystem unterstützen will.

Bei der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger gab es in der Woche zum 22. März weder bei Gold noch bei Silber große Verschiebungen. Im Falle von Gold wurden die Netto-Long-Positionen im Wochenvergleich moderat um 1,5% und im Falle von Silber um 2,8% ausgeweitet.


Industriemetalle

Nach den starken Preiszugewinnen in der vergangenen Woche starten die Rohstoffmärkte im Allgemeinen und die Metalle im Speziellen verhalten in die neue Handelswoche. Die Metallpreise geben um bis zu 1,5% nach. Neue Hiobsbotschaften aus Japan drücken auf die Stimmung der Marktteilnehmer. Die Strahlung im Kernkraftwerk Fukushima ist offenbar deutlich höher als zunächst angenommen, was zu Sorgen geführt hat, dass die Regionen um das Kernkraftwerk herum auf Jahre hinaus verstrahlt und damit unbewohnbar werden könnten. Dies könnte zugleich auch bedeuten, dass aufgrund der Verstrahlung einige Regionen überhaupt nicht mehr aufgebaut werden können, was im Endeffekt zu einer geringeren Rohstoffnachfrage führen würde. Japan ist eines der weltweit größten Nachfrageländer bei Metallen.

Wie die am Freitagabend veröffentlichten Daten der CFTC zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger zeigen, wurden in der Woche zum 22. März im Falle von Kupfer die Wetten auf steigende Preise deutlich reduziert. Die Netto-Long-Positionen wurden um knapp 20% auf 19,3 Tsd. Kontrakte abgebaut. Diese haben sich mittlerweile von ihrem Rekordhoch Ende letzten Jahres halbiert. Der Druck auf den Kupferpreis von dieser Seite her sollte damit deutlich nachlassen.


Agrarrohstoffe

Noch immer stützen die vermeintlichen Käufe Chinas die Maispreise. Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hatte am Freitag Käufe eines nicht näher spezifizierten Abnehmers in Höhe von 1,25 Mio. Tonnen gemeldet – den sechstgrößten jemals gemeldeten Verkauf an einem einzelnen Tag. Aufgrund der Höhe der Käufe, von denen 1 Mio. Tonnen noch im laufenden Wirtschaftsjahr bis Ende August zur Lieferung vorgesehen ist, steht für viele Marktbeobachter China als Käufer fest. Auch wenn die staatliche chinesische Getreidereserveverwaltung Sinograin entsprechende Gerüchte dementierte, regt dies die Fantasie bezüglich der künftigen Rolle Chinas an. Dieses wird verstärkt Mais importieren müssen, um die Nachfrage nach Futtermitteln und Bioenergie befriedigen zu können.

Allerdings kann die rasante Entwicklung der Sojabohnenimporte nicht als Blaupause dienen. Denn anders als bei Ölsaaten hält China an seinem Ziel, sich bei Getreide zu mindestens 95% selbst versorgen zu können, fest. Dennoch dürfte sich die bisherige Schätzung des USDA für die Importe Chinas an Mais im laufenden Wirtschaftsjahr 2010/11 in Höhe von 1 Mio. Tonnen als zu niedrig erweisen. Inzwischen rechnet auch der Außenposten des USDA in Peking mit Importen von 1,5 Mio. Tonnen und erwartet für 2011/12 bereits Importe von 2,5 Mio. Tonnen. Wir halten es jedoch nicht für ausgeschlossen, dass Japan hinter den Käufen steht. Beim weltgrößten Importeur wurden durch die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe Lagerbestände vernichtet.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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