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EZB mit einem klaren Kurs - Euro unter Druck

10.06.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4495 (07.35 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im Bereich von 1.4476 gehandelt wurden. USD/JPY stellt sich auf 80.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 116.15, während EUR-CHF bei 1.2215 oszilliert.

Die EZB lieferte gestern im Rahmen der verbalen Vorbereitung. EZB-Präsident Trichet implizierte den nächsten Zinsschritt der EZB per Juli auf dann voraussichtlich 1,50%. Die Inflationsrisiken seien nach oben gerichtet. Dem stimmen wir grundsätzlich zu. Die Erwartungshaltung, dass sich der Preisauftrieb per 2012 wieder deutlicher abschwächt, nehmen wir zur Kenntnis.

Losgelöst von der voraussichtlichen Zinserhöhung bleibt es bei einer umlimitierten Liquiditätsversorgung. Vor dem aktuellen Hintergrund ist diese Politik richtig und sensibel.

Damit offerierte Trichet dem Markt grundsätzlich eine Steilvorlage, um höhere Bewertungen des Euros zuzulassen, da insbesondere die USA von einem derartigen Stabilitätskurs in der Zinspolitik weit entfernt sind. Diese Reaktion blieb jedoch in nachhaltiger Manier aus.

Der Markt fokussierte sich einmal mehr auf das Thema Griechenland. Die EZB hält an ihrer Position gegen eine Restrukturierung der griechischen Schulden fest. Man wehre sich gegen jede Art der eines Kreditausfalls. Damit ergibt sich ein Dissens zwischen EZB und der deutschen Position. Dieser Dissens ist der Katalysator der aktuellen Euro-Bewertung. Dieser Dissens ist ernst zu nehmen. Im Falle einer Restrukturierung betont die EZB, dass sich griechische Anleihen nicht mehr als Sicherheit für Geldmarktoperationen eignen. Damit wäre eine Problematik in der Refinanzierung am europäischen Geldmarkt gegeben. Infektionsgrade zu den anderen Reformländern sind nach den Erfahrungen der letzten 18 Monate als sehr realistisch anzunehmen. Eine solche Verschärfung kann zur Folge haben, dass sich daraus eine Infizierung am globalen Geldmarkt über die Vernetzung der Finanzwirtschaft ergibt mit Risiken für die weitere Konjunkturelle Entwicklung der Weltwirtschaft.

Ergo hängt das Wohl und Wehe der Fortsetzung der positiven Lage der Weltkonjunktur und damit eng vernetzt der deutschen Konjunktur, aber auch der äußerst positiven deutschen Fiskallage am Thema einer griechischen Staatsverschuldung in Höhe von 340 Mrd. Euro (ungleich der Ausfallsumme).

Wir haben an dieser Stelle mehrfach das Thema der Grenznutzenbetrachtung angeführt. Der weitere Erfolg der homogenen globalen Intervention in Höhe von 33.500 Mrd. USD hängt heute an der Art und Weise, wie wir mit Thema Griechenland weiter umgehen. Viele Kollegen, die heute forsch auftreten, erinnern an die forschen Protagonisten, die Lehman für kontrollierbar hielten. Wir verweisen noch einmal darauf, dass sich die Eurozone im Vergleich zu den USA und Japan fiskalisch und reformtechnisch extrem positiv abhebt. Es fehlt Respekt vor unserer gemeinschaftlichen Leistung - es fehlt unter Umständen auch das Verständnis für die großen Zusammenhänge ….

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Von den Reformländern adhoc bessere Daten zu erwarten, ist ambitioniert. Reformen brauchen Zeit.

Was ist eine Krise?

Eine Krise ist ein hoher Anpassungsbedarf in einem komprimierten Zeitraum.

Wie löst man eine Krise?

Der Zeitraum der Anpassung wird verlängert und damit der Anpassungsdruck nivelliert.

Diese Erkenntnisse sollten den handelnden Personen äußerst bewusst sein. In dem Management 2007-2010 war das global der Fall. Für die Eurozone gilt die identische Regel.


Werfen wir einen kurzen Blick auf die gestrigen Veröffentlichungen aus den USA:

Die US-Handelsbilanz wartete per April mit einem Defizit in Höhe von -43,7 Mrd. nach zuvor -46,8 Mrd. USD auf. Leichte Entspannung ist Ausdruck konjunktureller Abschwächung. Diese Korrelation ist bei dem Blick auf den nachfolgenden Chart augenfällig.

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Die Arbeitslosenerstanträge nahmen per 04. Juni leicht von 426.000 auf 427.000 zu. Hier ergeben sich keine neuen bahnbrechenden Erkenntnisse.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4220-50 verändert die Situation.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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