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USA das Problem - Euro der Verlierer … Erklärungsversuche

28.07.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4360 (07.45 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4331 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.80. In der Folge notiert EUR/JPY bei 111.70, während EUR-CHF bei 1.1505 oszilliert.

Das Problem der Erhöhung des Schuldenlimits zehrt zunehmend an den Nerven der Finanzmarktteilnehmer. Schwache Aktienmärkte und freundlich AAA Bondmärkte sind Beleg für diese Entwicklung.

Das unverantwortliche Treiben vor dem Hintergrund des Status der (Noch)Weltleitwährung USD seitens der Republikaner ist Ausdruck einer ausgeprägten Hybris, die ideologische und messianische Züge aufweist. Aktienmarkt und Bondmarkt reagieren entsprechend. Der Devisenmarkt, der noch zunächst am Morgen den Euro mit einer Eröffnung bei 1.4520 favorisierte, diskontierte diese politische Schwäche der USA und damit einen potentiellen Zahlungsausfall der USA mit einem freundlichen USD, der in der Spitze auf bis zu 1.4331 gegenüber dem Euro zulegte.

Nachdem Gold am Morgen noch gegenüber dem USD neue historische Höchstmarken erreichte, kam es mit der Verschärfung der Situation in den USA zu Goldverkäufen und USD-Käufen. Selbst Gold, die Währung ohne Fehl und Tadel und vor allen Dingen ohne die Blasenkonzepte der Fed verliert also gegenüber dem USD. Klasse - "Chapeau!" - Das ist eine wahre Meisterleistung! Heißt es heute wieder einmal bezüglich der USA. "Wie schön sind des Königs Kleider", obwohl er faktisch splitternackt ist?

Damit wäre eine Interpretationsvariante geliefert: Es gibt aber noch eine weitere charmante Erklärung.

Zwischen dem 25 - 27. Juli wurden vier Anläufe auf das Widerstandsfeld 1.4520 -50 genommen, die alle scheiterten.

Wenn trotz Verschärfung der Situation in den USA eine solche Konstellation vorliegt, mag es Marktteilnehmer (der Bankenaristokratie = bevorzugter Status und Lizenz zum Gelddrucken) geben, die politische Interessen oder Aufträge verfolgen. Diese Erklärungsvariante würde dem Markt auch nicht antiautoritäre Analysemethoden unterstellen. Im Gegenteil wäre sie Ausdruck der Akzeptanz einer Autorität, die verdeckt tätig ist. Eine Verschärfung der unterschwelligen USDKrise erscheint derzeit politisch unerwünscht zu sein. Der Markt wird in eine Korrektur gezwungen. Die Markttechnik wird dabei als „Stiefelhalter“ genutzt.

Diese zweite Erklärungsvariante passt in das Bild des Interventionismus der letzten Jahre. Der gestern aus den USA gelieferte Datenkranz konnte nicht in Ansätzen überzeugen. Die USA sind im Sektor der Industrienationen ein äußerst schwaches Glied.

Laut dem "Beige Book" der Fed, das Auskunft über die Entwicklung der einzelnen Fed-Distrikte liefert, schwächte sich das Wachstum in acht von insgesamt 12 Distrikten ab. Der Arbeitsmarkt war in den meisten Regionen ohne wesentliche positive Impulse geblieben. Diese Zusammenfassung lässt keine Zweifel. Dass der Devisenmarkt deswegen Euros und Gold verkauft und USD einkauft ist "sportlich".

Herr Schäuble meldet sich auch zu Wort. Der deutsche Finanzminister Schäuble sagte der "Passauer Neuen Presse", er sei weiter zuversichtlich, dass eine dauerhafte Lösung für das USVerschuldungsproblem gefunden werde. Davon gehen wir auch grundsätzlich aus. Wir schließen einen kurzen Ausflug in die technische Zahlungsunfähigkeit nicht aus. Republikaner haben offensichtlich Freude an Selbstzerfleischung.

Die Hauptthemen seien laut Schäuble für die USA überbordende Verschuldung und der konjunkturelle Ausblick. Da liegt er richtig. Die US-Politiker haben aber noch nicht einmal ihre wirklichen strukturellen Schwächen erkannt. Im Gegenteil wirken die Republikaner an der Verwässerung des Frank Dodd Act aggressiv mit. Damit stärken sie den Finanzsektor. Die Realwirtschaft muss gestärkt werden Herr Boehner & Co, nicht die Finanzwirtschaft, die für die Katastrophen der letzten 11 Jahre neben der Politik und der Fed verantwortlich zeichnet!

Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sanken unerwartet per Juni im Monatsvergleich um -2,1%. Die Prognose lag bei +0,3%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +2,1% auf +1,9% revidiert. Ergo wurde die Konsensusprognose deutlich verfehlt. Welchen Devisenmarktakteur interessiert das schon, das interessiert nur Profis am Aktien- und Bondmarkt. Wer auf den beigefügten Chart schaut, stellt fest, dass in den letzten 12 Monaten regelmäßig ein guter einem schlechten Monat folgt.

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Wenden wir uns der Eurozone zu:

Das "Conference Board" erstellt auch einen Frühindikator (Leading Indicator) für die Eurozone zur Verfügung. Per Berichtsmonat Juni sank der Index von 108,8 auf 108,5 Punkte. Für die Tatsache, dass in den letzten 4 Monaten 3 ½ schwarze Schwäne abgearbeitet wurden, ist das ein Maß höchster Solidität, das im nachfolgenden langfristigen Chart erkennbar ist. Wir bewegen uns weiter im Dunstkreis der höchsten Werte seit mehr als 20 Jahren trotz der Probleme der Reformländer. Was passiert denn erst, wenn die Reformen, die notwendige realwirtschaftliche Traktion gewinnen?

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Die Geldmenge M-3 legte per Juni im Jahresvergleich um 2.1% nach zuvor 2,5% zu. Die Prognose lag bei 2,3%. Kredite an den Privatsektor verzeichneten eine Zunahme um 2,5% nach zuvor 2,7%. Der langfristige Chart belegt, dass es aufwärts geht.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, dass den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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