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Blicke nach Berlin und Brüssel …

26.10.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.45 Uhr) bei 1.3915, nachdem im europäischen Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3960 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.80, während EUR-CHF bei 1.2210 oszilliert.

Die Politik bestimmt weiter den Takt der Finanzmärkte und auch der Wirtschaft. Die Blicke gehen zunächst nach Berlin und im weiteren Tagesverlauf nach Brüssel.

Die deutsche Exekutive muss erst parlamentarisch ermächtigt werden, in Europa agieren zu dürfen. In dynamischen Zeiten ist eine derartige Entwicklung in dem größten und bedeutendstem Land der Eurozone bemerkenswert. Das gilt um so mehr, als dass die Finanzmärkte, aber auch die Ökonomie in den letzten Jahren ein verschärftes Tempo vorlegten und weiter vorlegen. Die Kunst der erfolgreichen Intervention besteht darin "vor die Kurve" zu kommen. Wie das bei dieser parlamentarischen Konstellation dauerhaft klappen soll, sei dahin gestellt. Wir nehmen diese Entwicklungen durchaus irritiert zur Kenntnis.

Bundestagspräsident Norbert Lammert erwartet, dass Kanzlerin Angela Merkel mit einem ausreichenden Mandat zum Euro-Schuldengipfel nach Brüssel reisen wird. Der Entschließungsantrag des Bundestages für die Ausgestaltung des Euro-Rettungsschirmes EFSF sorge dafür, sagte der CDU-Politiker gegenüber der Presse. Damit werde eine klare Legitimation für Verhandlungsergebnisse geliefert und ein erfolgreicher Abschluss des Gipfels ermöglicht. Die Fraktionen von Union, FDP, SPD und Grünen haben sich auf einen gemeinsamen Antrag verständigt.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Peter Altmaier, ist optimistisch. "Die Bundeskanzlerin wird heute mit einem klaren und ganz breiten Mandat gestärkt nach Brüssel fahren", sagte der CDU-Politiker in der ARD. Es sei dabei eine rein theoretische Frage, ob die Regierung bei der Abstimmung im Bundestag auch eine Kanzlermehrheit erreichen wird. Nach der Bundestagsentschließung richten sich die Augen auf Brüssel. In Brüssel kommen anschließend die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten zu einem erneuten Gipfel zusammen. Bei den Treffen geht es um das zweite Rettungspaket für das hoch verschuldete Griechenland, eine größere Beteiligung der Banken und eine Hebelung der Milliardenhilfen des Euro-Rettungsschirms EFSF.

Wir erwarten, dass uns die kommenden 48 Stunden eine tragfähige Lösung seitens der Politik liefern wird. Dabei kommt es darauf an, Ruhe für einen Zeitrahmen der nächsten 2 Jahre zu generieren, so dass die Erfolge der Reformen sichtbar werden. Fakt ist und bleibt, dass Europa Zukunftsfähigkeit schafft. Damit unterscheiden wir uns vehement von den USA und Japan!

Die latenten Spekulationen gegen die Eurozone unterminieren die Erfolge. Dabei spielen die Ratingagenturen eine unselige Rolle, die einen politischen Nachgeschmack liefert. Wir sind erstaunt, dass man beispielsweise Irland innerhalb kürzester Zeit in die Kapitalmarktunfähigkeit schreiben kann und die Erfolge jetzt nicht mit ebenso schnellen Heraufstufungen begleitet. Asymmetrien in der Handlungsweise sind immer Ausdruck einer unsachlichen Agenda, oder?


Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Aus der Eurozone ergaben sich gemischte Signale, die schlussendlich jedoch nicht überzeugen können. Während das Verbrauchervertrauen in Italien per Oktober von zuvor 94,2 (Revidiert von 98,5) deutlich auf 92,9 (Prognose 97,7) Punkte einbrach, kam es in Frankreich zu einem unerwarteten Anstieg von 80 auf 82 Zähler. Die Prognose stand bei 79 Punkten.

Der Blick auf die beiden Charts (© Reuters) verdeutlicht, dass die Situation nicht als entspannt klassifiziert werden kann. Die politischen Risiken, die durch unangemessenes Handeln in der Eurozone auf politischer Ebene forciert wurden, zeigen ihre deutlichen Spuren.

Frankreich:

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Italien:

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Der Datenpotpourri aus den USA versorgte uns mit keinen neuen Erkenntnissen. Der Immobileinmarkt ist schwach - die Stimmung ist schlecht. Sie war sogar noch schlechter als erwartet. Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" brach massiv von zuvor 46,4 (revidiert von 45,4) auf 39,8 Punkte ein. Die Prognose lag bei 46,0 Zählern. Damit stellte sich der erste Rückgang unter 40 Punkte seit März 2009 ein!

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Der "Case Shiller Home Price Index" im 20 Städtevergleich lieferte per August einen Preisrückgang im Jahresvergleich um -3,8% nach -4,1% im Vormonat. Die Prognose bei -3,5% wurde verfehlt. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass das Thema Trendwende verfrüht ist.

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Der “FHFA Monthly Home Price Index” bestätigte das rezessive Bild in diesem Sektor per August. Hier lag der Rückgang der Hauspreise im Jahresvergleich bei -4,0%.

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Werfen wir einen kurzen Blick nach Südamerika als Stimmungsaufheller. So etwas tut bisweilen ganz gut, um der politischen Tristesse und den damit vermachten Probleme kurz den Rücken zu kehren. Explizit ist diesbezüglich der Fokus auf Argentinien angebracht. Solche Wachstumskräfte in der Binnennachfrage als auch in der Wirtschaftsleistung zaubern ein Lächeln auf die Lippen …

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3320 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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