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Wochenanalyse 20. KW

15.05.2004  |  Robert Hartmann
GOLD

               

Die Konsolidierung am Goldmarkt ging auch in dieser Woche (10.5. bis 14.5.2004) weiter. Erste Stabilisierungstendenzen zeigten sich zum Handelsschluss am Freitag. Dabei näherte sich die Notierung noch zu Wochenbeginn der langfristigen Aufwärtstrendlinie bedrohlich. Die physische Goldnachfrage hat sich jedoch deutlich belebt. Ein gutes Zeichen?


Rückblick

Der Euro und der japanische Yen haben sich zum US-Dollar im Berichtszeitraum weiter abgeschwächt. Dies spiegelt die sich festigende Erwartung einer US-Zinswende im Sommer wieder. Das ist einer der Hauptgründe für den derzeit recht schwachen Goldpreis. Dabei hat sich die physische Nachfrage deutlich belebt und bescherte unserer Unternehmen Rekordumsätze. Gesucht waren praktisch alle Goldmünzen zur Kapitalanlage (Krügerrand, Maple Leaf, American Eagle, Philharmoniker, Britannia, Känguruh) und Goldbarren ab einer Gewichtseinheit von einer Unze. Es scheint, als hätten viele Investoren nur auf eine Korrektur des Goldpreises gewartet. In vielen Kundengesprächen haben sich im Wesentlichen zwei Argumente für ein Goldinvestment herausgebildet: Zum einen die katastrophale Situation der Staatsfinanzen mit einer immer weiteren Ausweitung der Verschuldung und zum anderen die Eigenschaft des Goldes als eine unabhängige, nicht beliebig vermehrbare Kapitalanlage. Die Menschen suchen nach Sicherheit für Ihr Vermögen – die kurzfristige Performance spielt dabei kaum eine Rolle.

Ähnlich sehen dies wohl auch Anleger in Asien. Die Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichte am Mittwoch einen Artikel, wonach die Aufgelder für Goldbarren in Hong Kong, Singapore, Südkorea und Malaysia deutlich angezogen haben. Zudem hörten wir von erhöhten Aufgelder für Goldmünzen im Mittleren Osten. Natürlich ist das ein Anzeichen von äußerst robuster physischer Nachfrage. Man darf jedoch nicht sofort auf eine lang anhaltende Knappheit dieser Stücke schließen. In den vergangenen Jahren haben wir diese Situation auch in Deutschland des Öfteren beobachtet. Plötzlich einsetzende Nachfrage traf die Goldscheideanstalten völlig unvorbereitet. Deren Lagerhaltung war auf diese Situation nicht eingerichtet und es kam zu längeren Lieferzeiten. Im Jahr 1995 kam es wegen der anhaltenden Dollarschwäche zu einer regelrechten Nachfragewelle für physisches Gold. Lieferzeiten von vier Wochen für Goldbarren waren damals keine Ausnahme. Zuletzt verfolgten wir diese Situation in Deutschland nach den Anschlägen in New York. Die Goldnachfrage zog praktisch binnen weniger Stunden um ein Vielfaches des "normalen" Handelsvolumens an. Hersteller von Barren und Münzen konnten die bestellte Ware teilweise erst nach vielen Sonderschichten ausliefern.

Wie am Freitag bekannt wurde, waren die Goldproduzenten auch im ersten Quartal dieses Jahres weiter als Käufer am Markt, um ihre auf Termin verkaufte Förderung zurück zu kaufen. Insgesamt wurden über 2,5 Mio. Unzen Gold gedeckt. Somit verbleiben noch 68,3 Mio. Unzen des gelben Metalls in den Hedgebüchern der Goldförderer. Das hohe Preisniveau der Goldnotierung sorgte aber für eine Verlangsamung der Produzentenkäufe im Vergleich zu den Vormonaten.

Fundamental bedeutende Nachrichten waren im Wochenverlauf erneut Mangelware. Erwähnenswert erscheinen uns folgende drei Schlagzeilen:
1.) Die USA vermelden einen neuen Rekord des Außenhandelsdefizits. Im April 2004 überstieg der Import von Waren den Export um über 46 Mrd. US-Dollar
2.) Die Nationalbank Portugals verkaufte im ersten Quartal 35 Tonnen Gold im Rahmen des Washingtoner Abkommens von 1999.
3.) Der Dow Jones unterschreitet am Mittwoch die Marke von 10.000 Punkten auf Tagesschlusskursbasis. Zum Wochenschluss konnte sich das wichtigste Börsenbarometer aber wieder knapp oberhalb dieser psychologisch wichtigen Marke etablieren.


Ausblick

Die temporäre Erholung des Greenback wird uns auch in den kommenden Wochen beschäftigen. Insbesondere gegen den Yen erwarten wir wesentlich höhere Kurse. Dies kann den Goldpreis gegen US$ weiter belasten. Ein Test der langfristigen Aufwärtstrendlinie bei rund 365 US$ ist somit nicht ausgeschlossen. Unsere Strategie bleibt aber unverändert. Wir kaufen uns die an Kunden verkaufte Ware unverzüglich zurück. Bei Kursen um 370 US$ pro Feinunze bauen wir uns eine kleine Longposition auf. Den Stoppkurs platzieren wir unterhalb der Marke von 365 US$. In der kommenden Woche stehen einige interessante Wirtschaftsdaten zur Veröffentlichung an. Die Baubeginne in den USA für April sowie die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Philadelphia-Fed-Index werden das Handelsgeschehen sicherlich beeinflussen.


Charttechnik

Der Goldchart sieht nach dem Ausverkauf der vergangenen Wochen weiterhin verheerend aus. Allmählich bilden sich jedoch bullische Divergenzen. Kleinere Käufe im Bereich zwischen 365 US$ und 370 US$ pro Feinunze Gold könnten sich daher durchaus als richtige Anlageentscheidung herausstellen. Sollte jedoch die langfristige Aufwärtstrendlinie bei rund 365 US$ auf Tagesschlusskursbasis nicht halten, so ist ein weiterer Kursverfall vorprogrammiert. Derzeit halten wir diese Gefahr jedoch eher für gering. Der Goldpreis gegen Euro bleibt aufgrund der anhaltenden Dollarstärke gut unterstützt. Das Kursniveau um oder unter 10.500 Euro pro Kilo bleibt ein interessantes Einstiegsniveau für langfristig orientierte Anleger.



Silber

               

Das unabhängige Analystenteam von Gold Field Mineral Services veröffentlichte am Donnerstag seine neueste Studie zum Silbermarkt. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
1.) Der Nachfrageüberhang im Jahr 2003 betrug 73 Mio. Unzen Silber. Die Nachfrage bleibt somit auch im fünfzehnten Jahr hintereinander größer als die Neuproduktion.
2.) Der durchschnittliche Silberpreis betrug im Jahr 2003 4,88 US$ pro Feinunze. Dies ist eine Steigerung von sechs Prozent zum Vorjahr.
3.) Die globale Silbernachfrage stieg im Berichtszeitraum um 1,1 Prozent auf 880,2 Mio. Unzen.
4.) Der Silberverbrauch für die Industrie (Umwelttechnik, Automobiltechnik, IT) stieg um drei Prozent auf 351,2 Mio. Unzen.
5.) Die Schmuckproduzenten verarbeiteten 2003 rund 276,7 Mio. Unzen. Dies ist ein Anstieg um 4,1 Prozent zum Vorjahr.
6.) Der Verbrauch von Silber in der Photo- und Filmindustrie schwächte sich im Vorjahr weiter ab. Die Popularität von Digitalkameras hat hier sicherlich eine wichtige Rolle gespielt und wird weiter anhalten.

Insgesamt zeichnet sich fundamental betrachtet ein positives Bild ab. Unsere Kunden sehen dies wohl ähnlich und kauften auch diese Woche massiv physisches Silber. Gefragt waren vor allem Silberbarren in den Gewichtseinheiten 1000 Gramm und 5000 Gramm. Wir haben unsere Bestände auf dem Niveau zwischen 5,50 US$ und 5,75 US$ pro Feinunze kräftig aufgestockt und erwarten in den kommenden Handelstagen zumindest eine Erholung der Preise in Richtung 6,25 US$.



Platin und Palladium

Die Volatilität im Platin und Palladium nimmt weiter ab. Platin pendelte im Berichtszeitraum zwischen 775 US$ und 815 US$ pro Feinunze. Die Nachfrage in diesem Metall ist derzeit kaum erwähnenswert. Anders bei Palladium. Hier erreichte uns diese Woche einige größere Orders. Gesucht waren neben Gewichtseinheiten von 100 Gramm und 500 Gramm auch russische Standardbarren. Diese Barren haben ein Gewicht zwischen drei und vier Kilogramm. Langfristig sehen wir durchaus Potential für dieses Industriemetall. Die Gewichtung in einem breit diversifizierten Portfolio sollte aber aus unserer Sicht nicht mehr als vier bis sechs Prozent betragen. Immerhin ist physisches Palladium in Deutschland mehrwertsteuerpflichig. Daher braucht man in diesem Investment sicherlich einen langen Atem.



© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


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