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Euro schwach, das hat Gründe!

31.03.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0683 (08.25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0672 im US-Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.83. In der Folge notiert EUR-JPY bei 119.45. EUR-CHF oszilliert bei 1.0690.

Vorgestern stand der Euro noch bei 1,09. Das ist Geschichte. Heute eröffnen wir unter 1,07. Was ist passiert? Wie konnte der zarte Höhenflug in der Bewertung des Euros so abrupt gestoppt werden?

Ist die Konjunkturlage der Eurozone eingebrochen? Nein, ganz im Gegenteil! Sind die Strukturdaten Ausdruck einer neuerlichen Krise? Nein, ganz im Gegenteil!

Hat sich das politische Risiko bezüglich der Wahlen in den letzten 72 Stunden zu einer existentiellen Bedrohung für die EU und Eurozone entwickelt? Nein, ganz im Gegenteil. Es gibt aber einen bestechenden Grund für die Schwäche des Euros.

Die gestern nahezu im Chor vorgetragene Verweigerung des EZB-Rats, den positiven Entwicklungen der Eurozone bezüglich Konjunktur und Struktur Vertrauen zu schenken und vor diesem Hintergrund die Möglichkeit zu erwägen, die aktuelle Politikausrichtung anzupassen, war der Katalysator der aktuellen Schwäche des Euros.

Anders ausgedrückt forcieren diese Äußerungen des EZB-Rats das globale Misstrauen gegenüber der Eurozone. Ludwig Erhardt sagte so treffend, dass Psychologie 50% der Wirtschaftslage bestimmt. Da sagen wir doch einfach einmal "Danke". Man kann die beste Konjunkturlage seit 2011 und deutlich verbesserte Strukturlage der Eurozone zerreden.

Wem nützt das bezüglich der globalen Kapitalströme, die durchaus wesentlich für die nachhaltige Entwicklung der Ökonomie sind?

Im Gegensatz zu der EZB malt die US-Zentralbank in der schwächsten Konjunkturphase seit 2011 ein rosiges und unsachliches Bild der US-Wirtschaft. Hier stellt sich eine faszinierende Divergenz der Aktivität von Zentralbanken dar.

Wir nehmen das Verhalten der Vertreter des EZB-Rats als auch die Bewegungen am Devisenmarkt zur Kenntnis. Die kreierte Marktrealität kann nicht ignoriert werden.

Der Economic Sentiment Index der Eurozone sank per März unwesentlich von 108,0 auf 107,9 Punkte und oszilliert damit weiter auf dem höchsten Niveau seit 2011.

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© Moody Analytics


Die deutschen Verbraucherpreise legten laut ersten Schätzungen per Berichtsmonat März um 1,6% im Jahresvergleich zu. Derzeit bestimmen Basiseffekte insbesondere bezüglich der Energiepreise die kurzfristigen Aussschläge. Grundsätzlich gilt, dass das Verbraucherpreisniveau auf einem erhöhten Niveau im Dunstkreis von 1,5% im weiteren Jahresverlauf oszillieren wird.

Laut letzter Berechnung des US-BIP per 4. Quartal 2016 legte die Wirtschaftsleistung in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung um 2,1% zu. Die Prognose lag bei 2,0%.

Im Gesamtjahr 2016 stellte sich damit die Erhöhung der Wirtschaftsleistung auf 1,6% nach 2,6% per 2015. Damit lieferten die USA die größte Enttäuschung unter den großen westlichen Industrienationen hinsichtlich der Jahresanfangsprognosen für 2016.

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© Moody Analytics


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0450-1.0480 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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