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Märkte suchen Richtung - Deutschland: Regierung "lockt" Bauern (Klartext!)

05.01.2024  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0938 (05:50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0921 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,84. In der Folge notiert EUR-JPY bei 158,42. EUR-CHF oszilliert bei 0,9305.


Märkte suchen Richtung: Fokus auf US-Arbeitsmarktbericht

Die Finanzmärkte suchen nach Richtung. Vor der heutigen Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts kam es in den letzten 24 Handelsstunden an den Aktienmärkten partiell zu einer leichten Stabilisierung. Rentenmärkte standen unter Druck.

Das Datenpotpourri war für den Anstieg der Renditen mitverantwortlich. Der US-ADP-Report wies deutlich mehr geschaffene Jobs als erwartet aus. Das schürte Sorgen über die eingepreisten US-Zinssenkungen im kommenden Jahr und belastete damit auch die zarte Erholung der Aktienmärkte. Die finalen Veröffentlichungen der Einkaufsmanagerindices brachten für Europa leicht verbesserte Indexstände (Eurozone aber in negativem Terrain mit Indexständen unter 50, für das UK im positiven Terrain mit Indexständen über 50), für die USA weitgehend eine Bestätigung der soliden Werte (über 50) und für Japan eine überschaubare Negativanpassung (bei oder über 50).

Indien setzt heute früh mit einem nicht erwarteten Sprung des Dienstleistungsindex auf 59,0 Punkte ein Ausrufungszeichen. Gleiches gilt für die Verbraucherpreise in Thailand, die per Dezember um 0,83% sanken. Das Thema Deflation nimmt in Teilen Asiens Fahrt auf. Deutschland generiert heute früh mit dem unerwarteten Einbruch der Einzelhandelsumsätze um 2,5% im Monatsvergleich (Prognose –0,1%) einen weiteren Beleg für das selbst zu verantwortende Drama.

Die europäischen Aktienmärkte legten leicht zu, der Late-DAX gewann 0,28%, der EuroStoxx 50 0,20%. In den USA war das Bild durchwachsen. Der Dow Jones stieg um 0,14%, der S&P 500 verlor 0,30% und der US Citi Tech 100 sank um 0,48%. In Fernost stellt sich die Situation Stand 07:45 Uhr wie folgt dar. Der Nikkei (Japan) steigt um 0,59%, der CSI 300 (China) fällt um 0,64%, der HangSeng (Hongkong) geht um 0,89% zurück, der Sensex legt um 0,12% zu, während der Kospi 0,37% verliert.

Am Rentenmarkt legten die Renditen wegen des US-ADP-Reports (siehe Datenpotpourri) markant zu. Auch aus diesem Grund liegt der Fokus der Marktteilnehmer auf der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts später um 14.30 Uhr. 10 jährige Bundesanleihen rentieren derzeit mit 2,13% (Vortag 2,00%), während 10 jährige US-Staatsanleihen 4,03% (Vortag 3,92% ) abwerfen.

Der USD ist gegenüber dem EUR, Gold und Silber wenig verändert.


Deutschland: Regierung "lockt" Bauern

Die Regierung nimmt einen Teil der für 2024 geplanten Kürzungen bei den Hilfen für Landwirte zurück, gegen die sich massiver Protest der Bauern formiert hatte. Regierungssprecher Hebestreit teilte mit, auf die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung in der Forst- und Landwirtschaft würde verzichtet. Die geplante Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel würde über mehrere Jahre schrittweise vollzogen. Der DBV (Deutsche Bauernverband) bezeichnete das Angebot als unzureichend. Die Kürzungen müssten vollständig vom Tisch. An den Protesten ab 8. Januar würde festgehalten.

Kommentar: Der Deutsche Bauernverband liegt richtig. Es geht um ein strukturelles Thema. Das Angebot ist halbherzig, da es an der Grundrichtung markanter Kostennachteile gegenüber Konkurrenten aus Europa und dem Rest der Welt für diesen hinsichtlich der Grundversorgung elementaren Teils unserer Wirtschaft und Landpflege perspektivisch festhält.

Das Vertrauen nicht nur dieses Teils der deutschen Ökonomie in die Politik, Rahmendaten für und nicht gegen den Standort und die Unternehmen zu gestalten, ist so erschüttert wie nie zuvor. Die Zweit- und Drittrundeneffekte (Abstraktion) für die Verbraucher in Deutschland hinsichtlich potentiell höherer Kosten und Qualität (Substitution durch Importe aus Ländern mit geringeren Standards) scheinen Berlin nicht im erforderlichen Maße zu tangieren.

Weitere Abstraktion: Sollte Berlin diesen eingeschlagenen Weg fortsetzen, die Rahmendaten für die deutsche Wirtschaft fortgesetzt im internationalen Verkehr zu unterminieren, würden sich mehrere Konsequenzen ergeben. Erstens würden immer mehr Unternehmen Produktion aus Deutschland verlagern oder vollständig aufgeben. Das bedeutete Rückgang des Kapitalstocks (Summe aller Unternehmen) und Rückgang der Einkommen für Staat (Wahrscheinlichkeit von erhöhten Haushaltsdefiziten) und private Haushalte (Verarmung).

Es bedeutete zweitens weniger Exporte und mehr Importe (hilft das dem Klima - Transporte und Produkte mit geringeren Standards?), der perspektivische Weg von Handelsbilanz- überschüssen zu Handelsbilanzdefiziten und verstärkten Abhängigkeiten ausländischer Finanzierung. Es führte zu mehr Abhängigkeiten von Drittstaaten. Sollen die nicht gerade reduziert werden?

Eine Erosion unserer Ökonomie bei einer verschlechterten Handelsposition und höherer Finanzierungsabhängigkeit bei voraussichtlich steigender Staatsverschuldung (Abbau des Sozialstaats gesellschaftspolitisch schwierig) führte zwangsläufig zur Herabstufung der Bonität (noch Bestnote AAA), was die Finanzierung des Staates noch einmal verteuern würde.

Hier steht das Risiko einer Negativspirale im Raum. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern es ist Ausdruck "physikalischer Gesetzmäßigkeiten" der Ökonomie und Rationalität.

Ist man sich in Berlin dieses Risikoclusters bewusst oder ist das Bewusstsein für diese zwingenden Zusammenhänge in Berlin aus ideologischen oder anderen Gründen nicht vorhanden? Es geht hier nicht nur um unsere Landwirte, nein, es geht darum, ob für dieses Land, für diesen Standort, für die Menschen eine die Zukunft sichernde Politik umgesetzt wird. Das in den Umfragen erkennbare Misstrauen der Bevölkerung gegenüber dieser Regierung ist Ausdruck dafür, dass diese Erkenntnisse in der Bevölkerung ankommen. Berlin spielt mit dem Rückgrat der uns tragenden Strukturen (Aristoteles!), wie keine andere Regierung zuvor.


Auf diese und weitere Änderungen zur Aufstellung des Haushalts 2024 hätten sich Kanzler Scholz, Vizekanzler Habeck und Finanzminister Lindner verständigt. Demnach käme die Plastikabgabe erst Anfang 2025 und damit ein Jahr später als bisher angekündigt.

Kommentar/Fazit: Das Land verdient Freiheit im Sinn der "Freiheitlichen demokratischen Grundordnung" und nicht vermeintliche "Erziehung/Gängelung" durch Berlin!


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: PMIs final per Dezember höher, Frankreich besser, aber schwach!

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Deutschland: Laut vorläufiger Berechnung nahmen die Verbraucherpreise per Dezember im Monatsvergleich um 0,1% und im Jahresvergleich um 3,7% zu (Prognose 3,7%, VM 3,2%). In Griechenland stellte sich die Arbeitslosenquote per November auf 9,4% (Vormonat 9,4%, revidiert von 9,6%). Es ist die geringste Quote seit September 2009.


UK: PMIs final per Dezember höher

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USA: ADP-Report stärker – finale PMIs wenig verändert

Der ADP-Beschäftigungsreport (Privatwirtschaft) wies per Dezember einen Aufbau der Beschäftigung um 164.000 (Prognose 115.000) nach zuvor 101.000 (revidiert von 103.000) aus. Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 30. Dezember 2023 auf 202.000 (Prognose 216.000) nach zuvor 220.000 (revidiert von 218.000).

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Japan: Finale PMI etwas schwächer

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Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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