Globale Auswirkungen der US-Zollpolitik
14.03.2025 | Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,0841 (05:35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0823 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,94. EUR-CHF oszilliert bei 0,9585.Märkte: Nervosität bleibt hoch, Gold mit neuem Allzeithoch
An den Finanzmärkten bleibt die Nervosität bezüglich der Eskalation des US-Handelskonflikts mit dem Rest der Welt ausgeprägt. Diese Konstellation belastet insbesondere die US-Märkte. Unterschwellig steigt die Kritik der US-Unternehmen. Die Zollpolitik entzieht den Unternehmen Planbarkeit (Einkaufskosten, Verkaufserlöse). Einerseits generiert die US-Administration attraktivere Rahmenbedingungen (Strukturpolitik), andererseits gefährdet Trump die möglichen Erfolge durch die Unsicherheiten der Zollpolitik, zumindest auf kurze Zeit.
Gewinner dieser Konstellation sind die Edelmetalle, allen voran Gold. Gold markierte ein neues Allzeithoch bei knapp 2.994 USD pro Unze. Auch Silber profitierte signifikant.
Geopolitisch zeichnet sich eine Entspannung in Osteuropa/Asien ab. Die Neuausrichtung der US-Politik wirkt nicht nur in der Ukraine-Krise. Armenien und Aserbaidschan einigten sich auf einen Friedensvertrag. Der Zeitpunkt der Unterzeichnung ist noch offen. Zuversicht ist berechtigt! Im US-Haushaltsstreit scheint es möglich, den "Shutdown" zu verhindern. Demokratische Senatoren deuteten Zustimmung zum US-Überbrückungshaushalt an.
Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte entspannte Inflationsdaten. US-Erzeugerpreise legten weniger stark als erwartet zu. Die Industrieproduktion der Eurozone setzte positive Akzente.
Aktienmärkte: Late Dax -0,57%, EuroStoxx 50 -0,78%, S&P 500 -1,39%, Dow Jones -1,30%, NASDAQ 100 -1,89%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:47 Uhr: Nikkei (Japan) +0,75%, CSI 300 (China) +2,37%, Hangseng (Hongkong) +2,49%, Sensex (Indien) -0,27% und Kospi (Südkorea) -0,09%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,85% (Vortag 2,89%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,29% (Vortag 4,30%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0049) verlor gegenüber dem USD im Tagesvergleich. Gold (aktuell 2.989,00 USD, +44,50 USD, neues Allzeithoch 2.993,88 USD) und Silber (aktuell 33,88 USD, +0,73 USD, 52-Wochenhoch 34,86 USD) legten gegenüber dem USD deutlich zu. Der Bitcoin notiert bei 81.950 (05:52 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 1.450 USD.
Haben wir faktisch eine CDU/CSU/SPD/Grünen Koalition?
Kommentar: Politik setzt die Rahmendaten für Gesellschaft und die krisengeplagte Wirtschaft. Aus diesem Grund gehört das Thema auf das Tableau dieses Reports.
Die Veränderung der Strukturen impliziert den weiteren Verlauf für die Wirtschaft. Nach dem Dauerversagen der Regierungen der letzten circa 20 Jahre durch Regierungen, die von der CDU/CSU, der SPD, der FDP und den Grünen gestellt wurden, gilt es seitens der Ökonomen und Analysten, der Politik genau auf die Finger zu schauen, um weitere Schäden zu vermeiden.
Wir hatten Bundestagswahlen. Der Souverän wählte die SPD und die Grünen krachend ab. Der Souverän wählte mehrheitlich eine bürgerliche Mitte. Man dürstete nach interessenorientierter Politik, nach Abkehr von haltlosen Narrativen, nach pragmatischer Energiepolitik, nach Abkehr von Verbotspolitiken, nach mehr Freiheit und Pluralismus, nach besseren wirtschaftlichen Perspektiven und innerer Sicherheit und pragmatischen, nicht ideologischen Ansätzen.
Die CDU/CSU etablierte sich mit ihrem Programm, dass obigen Ansätzen weitgehend entsprach, als stärkste politische Kraft und hat damit die Verantwortung, diesem Wählerwillen im Respekt vor dem Souverän Ausdruck durch rationale Politik und durch Reformpolitik in nüchterner Anerkennung der Realitäten zu verleihen.
Bekommt der Souverän seinen geäußerten Wählerwillen oder etabliert sich in Berlin etwas, das dem Wählerwillen diametral entgegensteht? Macht Merz den Trump, der liefert, was er versprach, oder verspottet die kommende Regierung den Souverän, indem Wahlversprechen gebrochen werden? Letzteres ist der Fall. Genau das ist der Angriff auf die Integrität einer Demokratie. Was nützen Wahlen vor diesem Hintergrund? Ich bin nicht nur irritiert, sondern erschüttert!
Die Schuldenbremse ist voraussichtlich Geschichte, obwohl sich die Herren Merz und Söder vor der Wahl als Garanten im Mediendschungel sonnten. Es werden massive Budgets für den Dinge etabliert, die nebulös im Raum stehen und noch gar nicht strukturiert sind (Frage der Professionalität, Verantwortung), die Grundgesetzänderungen mit der alten Bundestagmehrheit erforderlich machen, da die neue Zusammensetzung des Bundestags diese Übergriffigkeit verhindern würde (Ausdruck des Wählerwillens?). Das ist brachial, denn es werden Wahlversprechen gebrochen und Politikansätze, für die „Rot-Grün“ standen, voraussichtlich umgesetzt. Diese Ansätze wurden doch abgewählt!
Dem Souverän wird suggeriert, dass es bezüglich Militärausrüstung und Bedrohungsszenarien alternativlos sei, obwohl es keine ausreichenden Produktionskapazitäten auf Sicht gibt und die Ukrainekrise derzeit fraglos gegen den Willen der Westeuropäer (allen voran London und Paris) befriedet wird. Wer bedroht eigentlich wen? Das Risiko, dass der Steuerzahler für wenig Material hoch inflationierte Preise für Militärgüter zahlt, ist extrem hoch. Ist das im Interesse des Souveräns oder einer Klientel?
Erinnert sei an die "Steuersause" von Biontech & Impfbranche . Bezüglich Militär stellt sich die Frage, ob man das notwendige Personal und die Infrastruktur vorweisen kann, ob man ein nationales oder europäisches Konzept hat (wie sieht Kriegsführung von morgen aus, welche Waffen) oder ob man aus der "Hosentasche bar jeder Rationalität mit Mrd.-Beträgen schießt", um die vermeintliche akute Bedrohungslage zu kontern. Seien Sie sich sicher, dass Moskau, weil es so aggressiv ist, 10 Jahre wartet, um dann, wenn wir vielleicht auf Augenhöhe sind, so richtig zuzuschlagen.
Wieviel Kontext haben Sie über Reformpolitik bisher gehört? Ja, man will Mittel für die Infrastruktur via Sondervermögen allokieren. Was ist mit all den anderen Themen, die hier in diesem Report regelmäßig angemahnt werden, um Zukunftsfähigkeit herzustellen? Fazit: Der Eindruck entsteht, dass nicht nur die SPD am kommenden Regierungstisch sitzt, sondern auch die Grünen. Setzt Merz fort, was Merkel begann? Nimmt das ein gutes Ende?